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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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drosch ihm die Waffe ins Gesicht. Der Andere verstummte und sackte schlaff in den Schnee.
    Während der fremde Mann die Halle betrat, bewegte sich Nicola langsam rückwärts.
    Die Polizei, hatte er gesagt, oben wartete die Polizei.
    Also drehte sie sich um und lief.
    Sie war noch nicht weit gekommen, als der Knall eines weiteren Schusses durch die Nacht hallte.

Dienstag, 2. März 2010
    Eine Nacht und einen Tag verbrachte Nele Karminter im Zentralkrankenhaus, nur zwei Etagen über der Station, auf der Thomas Sadowski untergebracht war.
    Eine Nacht und einen Tag lang waren dieser Mann und der Fall ohne Bedeutung für sie gewesen, denn plötzlich gab es Wichtigeres. Was Nele in ihrem bisherigen Leben nie in Frage gestellt hatte, war in den Vordergrund gerückt und veränderte alles: ihre Gesundheit.
    Die Diagnose war kurz und eindeutig.
    Diabetes.
    Mit diesem gar nicht mal so bösartig klingenden Wort waren ihre Heißhungerattacken, der ständige Durst, der Gewichtsverlust und vor allem der Kreislaufzusammenbruch im denkbar ungünstigsten Moment erklärt.
    Für den Rest ihres Lebens würde diese Krankheit sie fortan begleiten. Man konnte damit leben, sogar ohne große Einschränkungen, und sie würde auch weiterhin ihren Dienst versehen können, trotzdem traf Nele die Diagnose mit der Wucht eines Faustschlags.
    Jetzt, am späten Nachmittag, kurz bevor sie entlassen werden sollte, wollte sie immer noch nicht akzeptieren, dass sie nicht mehr gesund war, und sie wehrte sich gegen das Begreifen auf die einzige Art und Weise, die sie kannte: mit ihrer Arbeit.
    Nach und nach nahm der Fall Thomas Sadowski erneut immer mehr Raum in ihrem Denken ein und verdrängte die Krankheit auf die hinteren Plätze. Nele spürte deutlich, wie wichtig es für sie war, diesen Fall abzuschließen. Alles Weitere schien davon abzuhängen, dass sie begriff, was geschehen war und wie es zu dieser Katastrophe hatte kommen können.
    So wichtig war ihr das Begreifen, dass sie ihrem Chef gerade eben am Telefon mit Kündigung gedroht hatte, sollte er sie den Fall nicht zu Ende bringen lassen. Dag Hendrik hatte vorgehabt, sie in den Zwangsurlaub zu schicken, am Ende aber doch eingesehen, was er damit anrichten würde. Nele durfte weitermachen, hatte ihm aber versprechen müssen, den Urlaub dann eben direkt nach Abschluss des Falls zu nehmen.
    Das war okay. Damit konnte sie leben.
    Die Tür ging auf, und Dr. Sternberg kam herein. Pünktlich auf die Minute. Weil sie nicht ins Büro konnte, hatte Nele sie und Anou herbestellt, denn es gab etwas zu besprechen, was sich nicht aufschieben ließ und wovon nur wenige wissen durften. Nur die, deren Ratschlag dafür wichtig war.
    »Ich habe Frau Rossberg gleich mitgebracht«, sagte Dr. Sternberg, und hinter ihr betrat Anou den Raum.
    Es war nichts mehr zu spüren von der Antipathie, die Anou noch gestern für die OFA-Psychologin empfunden hatte. Ob die beiden miteinander gesprochen hatten wusste Nele nicht, aber dieses ganze Thema um Anous Alleingänge, in das sie sich so hineingesteigert hatte, erschien ihr jetzt nicht mehr so wichtig. Vielleicht hatte ja der Ausnahmezustand ihres Körpers sie Dinge sehen lassen, die es gar nicht gegeben hatte, und Phantasien heraufbeschworen, die so niemals eintreffen würden.
    Anou küsste sie ganz unbefangen.
    »Du siehst wieder richtig gut aus«, flüsterte sie ihr dabei ins Ohr.
    Ein paar Worte nur, aber sie sorgten für ein warmes Gefühl in ihrem Bauch.
    »Setzt euch«, sagte Nele.
    Sie hatten das Zimmer für sich allein. Nele hatte vorher noch einen Stuhl vom Gang dazugestellt, sodass sie alle an dem kleinen runden Tisch Platz fanden. Ein idealer Ort für ein konspiratives Treffen.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte sie voller Neugier.
    Dr. Sternberg schüttelte den Kopf.
    »So, wie ich es befürchtet habe. Thomas Sadowski hat sich entschieden, ein neues Spiel zu spielen. Er gegen die Polizei. Er gegen die Fakten. Er streitet alles ab und schiebt es Horst Schön in die Schuhe.«
    Bevor sie zu ihr gekommen waren, hatten Anou und Dr. Sternberg Thomas Sadowski in seinem Krankenzimmer einem ersten Verhör unterzogen. Die Ärzte hatten nichts dagegen, und einen Anwalt, der das hätte verhindern können, wollte Sadowski nicht.
    »Hat er überhaupt irgendwas gesagt?«, fragte Nele.
    Diesmal antwortete Anou. »Nur Phrasen, Beleidigungen und Angriffe. Er will uns und den ganzen Staat verklagen, weil er in diese Sache hineingezogen wurde, obwohl er nur versucht hat zu helfen. Als

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