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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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scheppernd ins Becken zurück.
    Sofort stürzte der Mann mit der gebrochenen Hand darauf zu.
    »Da vorn!«
    Nele Karminter erschrak, und bei Tempo Einhundert tänzelte der Wagen auf der verschneiten Landstraße hin und her. Sie nahm den Fuß vom Gaspedal und sah sofort, worauf Alexander Seitz deutete.
    Rechts von ihnen lag ein Wagen im Graben. Das Licht war noch eingeschaltet und beleuchtete eine Schneewehe gespenstisch von innen heraus.
    Nele fuhr bis zu dem Wagen vor, stoppte dann und stieg aus.
    Neben ihr hielt Dag Hendrik.
    »Das ist Nicola Sadowskis Wagen«, rief Tanja Schildknecht aus dem geöffneten Seitenfenster heraus.
    Holger Sälzle sprang aus dem Fond, und gemeinsam gingen sie zu dem Wagen hinüber. Nele kämpfte sich durch den Schnee zur Fahrertür vor, während Holger sie mit der Waffe sicherte. Der Wagen sah nicht beschädigt aus, und im Innenraum befand sich niemand.
    Nele krabbelte auf allen vieren aus dem Graben zur Straße zurück. Als sie oben ankam, blieb sie noch einen Moment auf den Knien hocken, weil ihr schwindelig wurde. Schon während der hektischen Fahrt hier heraus war ihr nicht ganz wohl gewesen. Immer wieder war so eine Art grauer Schleier an ihren Augen vorbeigezogen, außerdem hatten ihre Hände und Arme sich kribbelig angefühlt und leicht zu zittern begonnen.
    Holger packte sie von hinten unter die Achsel und zog sie hoch.
    »Kommen Sie«, sagte er.
    Als Nele stand, wankte sie kurz, dann ging es wieder. Wahrscheinlich fehlte ihr nur etwas Vernünftiges zu essen. Ihre letzte ordentliche Mahlzeit lag schon wieder Stunden zurück.
    Alexander Seitz stand in der geöffneten Beifahrertür und deutete mit dem Arm nach links über das offene Feld.
    »Das Waldbad ist da drüben«, rief er.
    Während der Fahrt hatte er Nele erklärt, was es damit auf sich hatte.
    Der Wolfsbruch befand sich über einer unterirdischen Quelle, aus der über eine sechzehn Kilometer lange Rohrleitung Wasser gezapft und als Mineralwasser aus der Wolfsquelle in den Handel gebracht wurde. Früher einmal war auch das kleine Heilbad aus dieser Quelle gespeist worden. Nachdem der Kommune aber die finanziellen Mittel ausgegangen waren, um das unrentable Bad zu betreiben, war es an einen privaten Investor verkauft worden. Noch bevor der seine ehrgeizigen Pläne für das Objekt umsetzen konnte, hatte ihm die Finanzkrise das Rückgrat gebrochen. Seit zwei Jahren stand das Bad nun wieder zum Verkauf, aber wegen seiner ungünstigen Lage, und da es für ein größeres Publikum viel zu klein war, verrottete es langsam.
    Nele schloss daraus, dass Sadowskis Unternehmen, das nichts anderes war als eine bessere Reinigungsfirma, dieses Bad gesäubert hatte, bevor es zum Verkauf angeboten worden war. Wie auch die Schweinemastställe bei Bruchhausen. Alles ergab jetzt einen Sinn. Alles führte hierher.
    Nele konnte nicht sehen, worauf Seitz zeigte. Die Kuppe des Hügels war nicht mehr als ein endloses Grau, in dem alles miteinander verschmolz.
    Sie ließ sich in den Fahrersitz fallen. Plötzlich hatte sie nur noch den Wunsch zu schlafen.
    »Na los doch!«, fuhr Seitz sie heftig an.
    Nele riss sich zusammen, rammte den Gang rein und gab Gas. Vor ihren Augen tanzten graue und weiße Punkte, und sie hatte Mühe, die Lider offen zu halten. Nele spürte, wie sie nach und nach die Kontrolle über sich verlor, und kämpfte dagegen an. Das durfte nicht passieren, nicht jetzt, wo sie dem Täter so dicht auf den Fersen waren.
    Mühsam schaffte Nele es noch, an der Stelle, an der Seitz »Hier« schrie, das Lenkrad einzuschlagen.
    »… nicht gut …«, hörte sie eine leise Stimme von hinten.
    »… Hey … was … los …«
    »… Vorsicht …«
    Nicola tauchte in den Wald ein. Darin war es noch dunkler als auf dem freien Feld mit seiner hellen Schneedecke.
    An einem dicken Baumstamm hielt sie an und umklammerte ihn, um nicht den abschüssigen Weg hinunterzurutschen. Ihre Knie und Handgelenke taten noch weh von dem Sturz, und sie wollte keinen zweiten riskieren. Während sie versuchte, zu Atem zu kommen, lauschte sie und starrte in die Dunkelheit. Je länger sie hinsah, desto mehr Einzelheiten schälten sich daraus hervor, und schließlich erkannte sie auf dem ebenen Grund der bewaldeten Senke die Umrisse eines Gebäudes. Es war groß, eckig und hatte ein flaches Dach.
    Das Waldbad, schoss es ihr durch den Kopf.
    Licht flammte auf. Aus einem schmalen Streifen am oberen Ende der Wand strahlte es in den Wald hinaus. In der Mitte war der

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