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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Bruder. Aber ... ich habe es gut verarbeitet, denke ich. Meinen Vater hat es härter getroffen. Er ...“ Ich zögerte, „Er schläft kaum noch und isst sehr wenig.“
    „Das ist nur allzu gut verständlich. Ich bin mir sicher, er macht sich große Vorwürfe. Das ist vermutlich immer so, wenn sich der Täter eines Gewaltverbrechens als enger Bekannter oder sogar als Freund herausstellt. Mit der Zeit wird es besser werden, ganz bestimmt. Habt ihr zu Hause Unterstützung?“
    Ich nickte. „Ja, unser ehemaliges Kindermädchen aus England ist bei uns eingezogen. Sie ... war der Lockvogel im Hotel und begleitet uns zu jeder zweiten Therapiestunde. Jane ist eine enorme Hilfe. Mi t ihr wird mein Dad wieder der Alte werden, das weiß ich.“
    Noah ergriff meine Hand und drückte sie ermutigend.
    Gemeinsam verabschiedeten wir uns und verließen das Krankenhaus.
     
    Die schrecklichste Nacht meines Lebens lag nun beinahe auf den Tag genau einen Monat zurück.
    Der Dezember in L.A. war wesentlich milder als der November New Yorks. Was gut war, denn kühler, rauer Wind hatte seit diesem Abend vor einem Monat eine neue Bedeutung für mich bekommen.
    Hier hingegen war der Himmel an manchen Tagen – wie an diesem zum Beispiel – noch immer babyblau und wolkenlos.
    Noah, der meine Hand hielt und stumm meine Gedanken verfolgte, blickte neben mir in den Himmel hinauf. „Du hast recht“, sagte er leise. „Keine einzige Wolke. Der Tag ist perfekt.“
    Ich lächelte zu ihm empor. Ihn an meiner Seite zu wissen war mein größtes Glück.
    „Komm!“, sagte er und zupfte an meinen Fingern. „Ich muss dir endlich etwas zeigen.“ Er zog mich zu seinem Wagen.
    „Fahren wir zu mir?“, fragte ich, als wir auf Little Rose zusteuerten.
    „Nein“, antwortete er und parkte den Amarok in einer Straßenausbuchtung, zirka eine Meile vor dem Ortseingang. Hier – mitten im Nichts – öffnete er mir die Beifahrertür und reichte mir seine Hand.
    „Was hast du vor?“, fragte ich, unmittelbar bevor ich die Stelle erkannte. Die bröseligen Bürgersteige grenzten an dichtes Gestrüpp und wilde Büsche. Wieder, wie schon einige Monate zuvor, teilte Noah diese Gewächse mit einer gezielten Handbewegung an exakt der richtigen Stelle. Unmittelbar dahinter tat sich der schmale, steile Weg auf, der zu den Klippen über dem Pazifik führte.
    Wir sprachen kaum. Überhaupt hatten Noah und ich in den vergangenen Wochen nur sehr wenig gesprochen. Das lag zum Teil daran, dass wir die Geschehnisse beide auf unsere Weise verarbeiten mussten. Und Noahs Art mit einschneidenden Erlebnissen umzugehen, war nun einmal die stille, introvertierte.
    Wenn ich in der Zeit mit ihm etwas gelernt hatte, dann war es, ihn nicht zu hetzen. Unter keinen Umständen. Noah gab das Tempo vor – und das war auch okay so.
    Sicher gab es tausend Fragen, die geklärt werden mussten. Die, die mi ch am brennendsten beschäftigte war: Wie war er in die Halle gelangt? Wie aus dem Nichts heraus war er hinter dieser Wand aus übereinander gestapelten Holzkisten aufgetaucht. Wie ... ja, ein Superheld, genau im richtigen Zeitpunkt.
    Vor den Cops hatte er später behauptet, er könn te sich an nichts erinnern. Angeblich wusste er nur noch, dass er dem Wagen gefolgt war und sich lange auf dem Dach der Halle aufgehalten hatte, auf das er über die Feuerleiter eines anderen Gebäudes am Anfang der Straße gelangt war. Mithilfe eines Brettes hatte er die Abstände zwischen den Dächern überwunden und irgendwann die Stimmen der Männer unter ihm gehört.
    Wie er dann allerdings in die Halle gelangt war, das konnte er niemandem erklären. Nicht einmal mir.
    Die Ärzte schoben Noahs Gedächtnisverlust dem starken Blutverlust und dem Aufprall seines Kopfes auf dem harten Betonboden zu. Obwohl sie keine Hirnschwellung feststellen konnten, befanden sie, dass eine solche Amnesie nichts Außergewöhnliches wäre und geboten den Cops, sich mit Noahs Aussage zu gedulden. Allerdings hatten sie anfangs von ein bis zwei Wochen gesprochen. Mittlerweile waren mehr als vier verstrichen, ohne dass er seine Aussage hätte nachholen können.
    Ich ahnte ohnehin, dass er sich erinnerte. Und meine Vermutung hatte sich erst wenige Tage zuvor bestätigt, ohne dass es Noah überhaupt aufgefallen war.
     
    Wir hatten gemeinsam auf seinem Bett gelegen, wie immer miteinander verschlungen und trotzdem nicht nah genug beieinander. Obwohl wir uns förmlich aneinanderpressten und ich mein Tanktop bereitwillig so

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