Blind Date Mit Einem Rockstar
Vater uns nicht erzählen, als er die furchtbare Botschaft brachte. Man hatte ihm angesehen, dass es eine schreckliche Tat gewesen war. Ich hatte Thymus nicht ausstehen können, aber den Tod hatte ich ihm nicht gewünscht. Nur vier Jahre war er an der Macht gewesen, nicht gerade lang für eine Zeit, in der Frieden unter den Völkern herrschte.
Und so stand ich nun da, zur richtigen Zeit, im richtigen Alter, mit blauen Bändern im Haar.
»Und?«, fragte meine Mutter mit einem strahlenden Lächeln und schaute mich im Spiegel an.
»Wundervoll«, entgegnete ich kühl. Ich war nervös. Am liebsten hätte ich an meinen Fingernägeln gekaut, doch ich wusste, dass sie das nur wütend machen würde. Sie legte mir Reifen um den Oberarm und die Handgelenke und kniff mir hart in die Wangen, damit sich diese röteten. »Aua!«
»Das muss sein, stell dich nicht an. Bevor der Oberste dich sieht, machst du das noch mal. Verstanden?«
Ich nickte. Sie warf einen raschen Blick in den Spiegel und kniff sich dann ebenfalls in die Wangen. Abschließend suchte sie die passende Schminke für sich selbst. Sie ist so schön. Ich wickelte eine ihrer Strähnen um meinen Finger, während sie violettes Puder auf ihre Augenlider auftrug.
»Mama, warst du damals sehr traurig, als dich der Oberste nicht gewählt hat?«, fragte ich vorsichtig.
Sie lächelte. »Nein, das war ich nicht.«, ihr Gesicht zuckte kurz. »Urticas war ein hartherziger Mensch. Als ich gesehen habe, wie schlecht er seine Auserwählte behandelte, war ich froh, dass es nicht mich getroffen hatte.«
Noch heute wollte es sich mir nicht erschließen, warum sie bei ihrer Schönheit und ihrem makellosen Benehmen nicht zur Obersten gewählt worden war.
»Das einzig Gute, was der Oberste damals getan hat, war, mich mit deinem Vater zu verheiraten.«
Sie drehte sich lächelnd um und legte mir beruhigend eine Hand auf die Wange. »Du musst dich nicht sorgen, sie haben eine gute Wahl getroffen. Sei nur nicht so vorlaut. Nur ein paar Tage, ja?«
Ich nahm eine ihrer dunklen Strähnen und roch daran. Wie sie duftet. Sie packte mich an den Schultern und schaute mich mit zusammengepressten Lippen an. »Hörst du, was ich sage? Du sollst höflich sein!«
Ich nickte. Ein Blick aus dem Fenster ließ sie die Stirn runzeln. »Es haben sich schon viele um den Baum des Lebens versammelt. Komm, wir wollen nicht die Letzten sein.«
Sie griff nach meiner Hand, um mich hinauszuführen. Schon Weitem konnte ich den Baum des Lebens sehen. An seinen langen Ästen blühten bereits die ersten Blüten in einem zarten Rosa.
Heute, an diesem aufregenden Tag, scharten sich die Menschenmassen um ihn. Sie alle waren extra aus dem Dorf gekommen, um die Königsmädchen sehen.
Da mein Vater der Hauptmann aller Krieger Jeer-Ees war, lag unsere Hütte nahe dem Tempelplatz. Nur wichtige Menschen durften auf dem Plateau wohnen, doch das waren nicht viele. Manchmal fühlte ich mich unwohl, so abgesondert von dem Rest unseres Volkes zu leben. Egal, wo man hinging, verneigten sich die Leute vor einem. Doch ich war mir sicher, dass sie hinter meinem Rücken über mich tuschelten.
Im Tempel lebte der Oberste mit seiner Frau und den Jungfern, die alles daran setzten, dass der Anführer unseres Volkes die richtigen Entscheidungen traf. Die Deligo und die Ausbildung der Auserwählten gehörte ebenfalls zu ihren Aufgaben, genauso die Lehre des magischen Steins und der Legenden unserer Ahnen. Ich war nicht gerne in der Nähe einer Jungfer, denn dann überkam mich stets das Gefühl, von oben bis unten kritisch gemustert zu werden. Es schien, als analysierten sie jedes Wort, das mir über die Lippen kam.
Als wir uns dem großen Platz näherten, auf dem sich sowohl das komplette Dorf als auch die Bewohner des Plateaus versammelt hatten, kamen gerade die Jungfern mit unserem Landessymbol, dem heiligen Stein der Erde, aus der Kapelle. Atira, die älteste Jungfer, führte sie an. Sofort fielen mir ihre Haare auf, denn ich hatte exakt die gleiche komplizierte Flechtfrisur wie sie. Hatte meine Mutter das gewusst?
Atira trug ihren weißhaarigen Kopf erhoben und blickte sehr stolz drein. Es wirkte, als schaue sie abfällig auf alle anderen hinab. Hinter ihr schritten die anderen Witwen der verstorbenen Obersten, zu denen sich nun auch Anthea, die Frau des verstorbenen Thymus, gesellen würde. Ihnen folgten die Jungfern, die sich für ein Leben in der Kapelle und im Tempel verschrieben hatten. Sie bewegten sich alle so
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