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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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geworfenen Bälle nicht.
    Er hatte ohne große Mühe einen Abschluss in Ökologie gemacht, mit Kreativem Schreiben als Nebenfach, weil er es einfach fand und interessant und weil er gern draußen in der Natur war und ihm die Mädchen in den Schreibkursen gefielen. Nach dem Studium ging er zum Militär, landete beinahe gezwungenermaßen bei der Militärpolizei, geriet in einige heikle Situationen, feuerte aber nie seine Waffe im Zorn ab.
    Als er wieder zu Hause war, stellte er fest, dass es keine große Nachfrage nach Ökologen mit Bachelor-Abschluss gab, und ging auf die Polizeiakademie. Heiratete, wurde geschieden, heiratete, wurde geschieden, heiratete, wurde geschieden, und nachdem er fünf Jahre lang alle möglichen Dummheiten gemacht hatte, beschloss er, dass er nicht zum vierten Mal ein Loser sein wollte, und hörte auf zu heiraten.
    Als er acht Jahre als Ermittler bei der Stadtpolizei von St. Paul gearbeitet hatte und allmählich anfing, sich zu langweilen, wurde er von einer Einheit des Staatskriminalamts (SKA) ausgeliehen, die eine Serie von schweren Hauseinbrüchen untersuchte. Eines führte zum anderen, und schließlich wechselte er ganz zum SKA. Dort wurde ein von der Staatsregierung ernannter Sonderermittler namens Lucas Davenport auf ihn aufmerksam, der ihm ein Angebot machte, das er nicht ausschlagen konnte: »Wir werden Ihnen nur die harten Sachen geben.«
     
    Nun erledigte er schon seit drei Jahren die harten Sachen und betätigte sich nebenbei als Outdoor-Schriftsteller. Er hatte gute Beziehungen zu fast allen Magazinen, die noch Beiträge von freien Mitarbeitern annahmen, doch er würde das nicht zu seinem Hauptberuf machen. Es sei denn, er bekam eine feste Anstellung, und so gut ging es diesen Zeitschriften nicht.
    Er wusste auch nicht, ob er das wirklich wollte.
    Davenport hatte mal zu ihm gesagt, dass intelligente Verbrecher das Spannendste überhaupt seien, und ab und zu fand Virgil das auch.
     
    Virgil zog sich wie ein typischer Präriebewohner an: ausgeblichene Jeans, abgewetzte Cowboystiefel und Musik-T-Shirts - und, weil er ein Cop war, ein Sakko. Im Sommer, wenn die Sonne schien, trug er einen Strohhut und eine Sonnenbrille. Normalerweise hatte er keine Waffe bei sich, es sei denn, er war in St. Paul, wo Davenport ihn sehen könnte. Laut Gesetz war er verpflichtet, bewaffnet herumzulaufen, doch Virgil fand, dass Handfeuerwaffen einfach viel zu schwer und zu unbequem waren, deshalb hatte er seine meist unter dem Autositz oder in seiner Aktentasche.
    Nachdem er den Regenanzug in die Dusche gehängt hatte, nahm er seinen Laptop aus der Aktentasche und ging online. Unter seinen privaten E-Mails fand er die Nachricht von Black Horizon , einem kanadischen Outdoor-Magazin, auf die er schon seit ein paar Tagen wartete. In Thunder Bay arbeitete man wohl nicht so schnell. »Virg, ich musste in dem Teil über den Transport von Kanus über Land ein paar Passagen rausnehmen - war nichts zu machen, reines Platzproblem. Ich hab versucht, den Artikel nicht zu sehr zu verunstalten. Jedenfalls werden wir’s so abdrucken, wenn du einverstanden bist. Meld dich kurz, und ich tu dir einen Scheck in die Post.«
    Das freute ihn. Es war sein dritter Beitrag für BH . Allmählich gehörte er dort zum Autorenstamm. Er öffnete das angefügte Word-Dokument und las den redigierten Teil durch.
    Gut genug. Er schloss das Dokument wieder und schickte dem Herausgeber eine Mail. »Danke, Henry. Alles in Ordnung. Ich freu mich auf den Scheck, Virgil.«
    Vor sich hin pfeifend rief er den Nationalen Wetterdienst auf, gab die Postleitzahl von Bluestem ein und erhielt die Vorhersage für diese Woche: in der Nacht Gewitter - ohne Quatsch -, die nächsten drei bis vier Tage warmes Wetter bei wolkenlosem Himmel, nachmittags Gewitter möglich. Dann sah er bei Google News nach, ob niemand eine Atombombe auf London geworfen hatte, seit er Mankato verlassen hatte. Hatte niemand.
    Er fuhr den Computer herunter, zog sich aus, schüttelte das restliche Wasser von seinem Regenanzug, stieg in die Dusche und drehte das heiße Wasser auf, bis er es kaum noch aushalten konnte, dann stellte er es noch ein bisschen heißer. Halb verbrüht stieg er aus der Dusche, kroch ins Bett und dachte über Bill Judd nach, wie dieser wie eine Bratwurst in der Glut seines Hauses brutzelte, und über einen Truck, der durch die Nacht davonraste. Das wäre ein interessanter Mordfall.
     
    Dann dachte er eine Weile an Gott, wie er das in den meisten Nächten

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