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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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beim Schweißen, um Schlacke wegzuschlagen«, sagte sie. »Aber in der Regel wird es auf dem Bau benutzt.
    Ziegel, Stein, was auch immer. Es ist ein Vielzweckwerk-zeug, wie man sieht. Und der orangefarbene Punkt auf dem Preisschild bedeutet, dass es zehn Prozent herabgesetzt ist.«
    »Man könnte diese Dinger also überall finden, wo eine Baustelle ist? Es muss ein wenig bekanntes Werkzeug sein«, sagte ich.
    »Wenn man nichts mit dem Bau oder mit Schweißen zu tun hat, gibt es keinen Grund, es zu kennen.«
    Ich kaufte den um zehn Prozent reduzierten Maurerhammer und fuhr nach Hause. Lucy war nicht da, und ich hoffte, dass sie ins MCV gefahren war, um Jo abzuholen und hierher zu bringen. Ein schmales Wolkenband trieb, wie es schien, aus dem Nirgendwo heran, und ich hatte das Gefühl, dass es bald schneien würde. Ich fuhr rückwärts in die Garage, trat ins Haus und ging sofort in die Küche, wo ich eine Packung Hühnerbrüste in der Mikrowelle auftaute.
    Ich goss Barbecuesauce über den Hammer, insbesondere den spiralförmigen Griff, legte ihn auf einen weißen Kopfkissenbezug und rollte ihn darüber. Die Streifen waren unverwechselbar.
    Ich klopfte mit beiden Enden des ominösen schwarzen Werkzeugs auf die Hühnerbrüste ein, und erkannte auch die Form der eingeschlagenen Stellen sofort wieder. Ich rief Marino an. Er war nicht zu Hause. Ich piepte ihn an. Es dauerte eine Viertelstunde, bis er zurückrief. Mittlerweile flatterten meine Nerven.
    »Tut mir Leid«, sagte er. »Der Akku in meinem Telefon ist leer.
    Musste erst eine Telefonzelle finden.« »Wo bist du?«
    »Unterwegs. Ein Flugzeug der Staatspolizei kreist über dem Fluss, sucht alles mit Scheinwerfern ab. Vielleicht glühen die Augen des Dreckskerls im Dunkeln wie bei einem Hund. Hast du den Himmel gesehen? Plötzlich heißt es, dass es zwanzig Zentimeter schneien soll. Es hat schon angefangen.«
    »Marino, Bray wurde mit einer speziellen Art Maurerhammer ermordet.«
    »Womit?«
    »Wird auf dem Bau benutzt. Weißt du, ob am Fluss irgendwo eine Baustelle ist, wo mit Steinen oder Ziegeln gearbeitet wird?
    Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass er das Werkzeug von dort hat und sich dort aufhält.«
    »Wo hast du diesen Maurerhammer aufgetrieben? Ich dachte, du wolltest nach Hause? Ich mag es nicht, wenn du solchen Mist baust.«
    »Ich bin ja zu Hause«, sagte ich ungeduldig. »Und er ist es vielleicht auch, jetzt in diesem Augenblick. Vielleicht irgendwo, wo Mauern eingezogen oder Steinfliesen verlegt werden.«
    Marino schwieg eine Weile.
    »Benutzt man so was auch für ein Schieferdach?«, fragte er dann. »Es gibt dieses große alte Haus, ein Stück hinter Windsor Farms, direkt am Fluss. Es bekommt ein neues Schieferdach.«
    »Lebt dort jemand?«
    »Ich habe nicht daran gedacht, weil die Arbeiter dort den ganzen Tag herumkriechen. Niemand lebt dort. Es steht zum Verkauf«, sagte er.
    »Er könnte sich tagsüber drin verstecken und nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Arbeiter weg sind, herauskommen«, sagte ich. »Vielleicht ist die Alarmanlage nicht eingeschaltet aus Angst, dass der Baulärm sie auslöst.«
    »Bin schon unterwegs.«
    »Marino, bitte geh nicht allein dorthin.«
    »Es sind überall Leute vom ATF«, sagte er.
    Ich machte ein Feuer, und als ich in den Garten ging, um mehr Holz zu holen, schneite es heftigst, der Mond ein bleiches Gesicht hinter tief hängenden Wolken. Ich nahm Holzscheite in den Arm und hielt meine Glock fest umklammert, während mein Blick zu jedem Schatten schweifte und mein Gehör jedes leise Geräusch wahrnahm. Die Nacht schien vor Furcht zu knistern. Ich kehrte rasch ins Haus zurück und schaltete die Alarmanlage wieder ein.
    Ich saß im großen Zimmer, Flammen leckten am rußigen Abzug des Kamins, und machte Skizzen. Ich versuchte zu rekonstruieren, wie der Mörder Bray ins Schlafzimmer manövriert hatte, ohne ihr einen einzigen Schlag zu versetzen. Obwohl sie viele Jahre am Schreibtisch gearbeitet hatte, war sie eine ausgebildete Polizistin gewesen. Wie konnte er sie scheinbar so mühelos außer Gefecht setzen, ohne sie zu verletzen oder mit ihr aneinander zu geraten? Mein Fernsehgerät lief, und jede halbe Stunde brachte der Lokalsender Nachrichten.
    Der so genannte Loup-Garou würde nicht erfreut sein über die Berichte, vorausgesetzt er hatte Zugang zu einem Radio oder Fernseher.
    »... wurde beschrieben als stämmig, ungefähr einen Meter achtzig groß, möglicherweise kahl. Laut der Leitenden

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