Blitz wird herausgefordert
blockiert, ich hab’s gezählt!«
»Aber du hast es vergessen, sobald du über die Ziellinie gingst«, sagte Alec, »sonst hättest du ja ein Foul gemeldet.«
Er machte eine Pause, ehe er fortfuhr: »Ich will dir etwas sagen, Steve. Was du >blockiert sein< nennst, damit muß jeder Rennreiter rechnen! Keiner wird dir den Weg ebnen und dir zuliebe zur Seite reiten, damit du freie Bahn zum Ziel hast — dafür mußt du schon selbst sorgen!«
»Ja, natürlich, aber ich...«
»Du hast 25 000 Dollar für den zweiten Platz bekommen, und zusammen mit dem, was du im Hialeah-Pokal-Rennen gewonnen hast, ist es weit mehr, als du brauchst, wie du mir erzählt hast. Aber bleib doch hier, wenn dein neues Ziel im Geldgewinnen besteht! Du hast in Feuerstrahl ein prachtvolles Rennpferd, das weiß jeder. Und bei dem heutigen Rennen hast du mehr über die Kunst des Rennreitens gelernt als die meisten Jockeys in einem Jahr. Du hast die Möglichkeit, in diesem Geschäft so viel zu verdienen, wie du willst. Du brauchst nur in den Staaten zu bleiben!«
Für einen Moment schien Steve unruhig und unentschieden zu sein; dann faßte er sich: »Nein«, sagte er, »ich bleibe nicht hier! Ich bin nicht daran interessiert, mehr Geld zu gewinnen, ich hätte nur Blitz gern geschlagen...!«
Alec zuckte die Achseln. »Vielleicht gelingt es dir eines Tages. Wir werden zur Stelle sein, wenn du deine Meinung änderst.«
»Nein, nein, für Feuerstrahl und mich gibt es kein anderes Rennen mehr! Du lebst in deiner Welt, Alec, und ich in meiner!«
»Dann geh und kauf deine Insel! Ich hoffe, du wirst dort glücklich sein. Für mich wäre das kein Lebensziel, aber wie du sagst: Wir leben in zwei verschiedenen Welten.«
»Noch eins, Alec, ehe wir auseinandergehen. Du warst gar nicht verwundert, als ich dir erzählte, daß ich eine Insel kaufen möchte und daß Feuerstrahl mir das Geld dafür beschaffen sollte. Hat dich das gar nicht überrascht?«
»Warum sollte ich überrascht sein?« fragte Alec verwundert. »Ich habe Freunde, denen eine Insel im Sankt-Lorenz-Strom gehört, und andere, die Inseln im Bahamaarchipel erwarben.« Er machte eine Pause und lächelte. »Soviel ich weiß, haben sie sogar weniger dafür bezahlt, als man von dir verlangt, Steve! Somit machst du vielleicht gar nicht einmal einen sehr günstigen Kauf?«
»O doch, ganz bestimmt!« antwortete Steve schnell, und der weit in die Ferne träumende Blick kam wieder in seine Augen. »Vielleicht kann ich dir die Insel gelegentlich zeigen?« fügte er hinzu. »Das würde mich freuen«, antwortete Alec.
Steve erhob sich von seiner Bank und streckte Alec zögernd die Hand hin. »Ich wünsche dir recht viel Glück, Alec! Ich werde deinen Weg in den Zeitungen verfolgen!«
Alec schüttelte Steves Hand. »Und von dir werde ich hören?«
»Durch die Zeitungen nicht, aber ich werde dir schreiben, wie es mir und Feuerstrahl auf der Insel geht. Vielleicht erzähle ich dir einmal die ganze Geschichte von Feuerstrahl und meiner Insel! Der Bericht wird allerdings umfangreich werden wie ein Buch!«
»Dann schreib doch gleich ein Buch«, sagte Alec, »und nenne es >Der Insel-Hengst »Ja, das wäre ein guter Titel dafür! Kann sein, ich werde ihn eines Tages verwenden. Nochmals alles Gute, Alec. Lebewohl!« Er wandte sich um und ging hinaus.
»Recht viel Glück, Steve!« rief Alec ihm nach. Dann fiel die Tür ins Schloß, und Alec blieb sinnend sitzen. Er war gespannt, ob Steve Duncan tatsächlich einmal ein Buch schreiben würde über sein Pferd und seine Insel. Zuzutrauen war ihm das schon. Schließlich hatte die ganze Geschichte mit einem Brief begonnen, der beinahe einem Phantasieprodukt glich.
Alec packte seinen Jockeydreß in den Schrank. Dabei dachte er an das nächste Rennen. Er hatte jetzt Eile, wieder zu Blitz, zurück in seine eigene Welt der Pferde, zu kommen.
* Diese Geschichte wird im Band »Blitz und der Brandfuchs« erzählt. (Anm. des Verlages)
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