Blood Empire - Magierblut
aufeinander beißen. Eine Nebentür führte in das Lagerhaus hinein. Chase setzte zu einem Sturmlauf an, rannte. Genau in dem Moment, als der Pflock in seine Richtung schoss, prallte sein Körper mit ungeheurer Wucht gegen die Tür. Sie brach aus den Angeln. Chase taumelte ins Innere des Lagerhauses. Nahezu stockfinster war es hier. Der Pflock ging irgendwo ins Leere.
Chase blickte sich um. Das wenige Licht, das das Innere der Lagerhalle erhellte, kam durch eine Reihe von ziemlich hoch gelegenen Fenstern. Große Container warfen Schatten. Chase verschanzte sich hinter dem ersten von ihnen, presste sich mit dem Rücken gegen das kalte Metall und wartete einige Augenblicke ab. Er konzentrierte sich darauf, die Schusswunden wieder zu schließen.
Ybanez wollte ihn töten. Welcher Grund auch immer hinter dieser Absicht stehen mochte, an seiner Entschlossenheit hatte der 200-KiloVampir nicht den Hauch eines Zweifels gelassen. Aber hier, im Inneren des Lagerhauses würde es schwieriger für ihn sein, Chase aufzuspüren.
Seine Flugfähigkeit konnte Ybanez hier nur begrenzt zu seinem Vorteil einsetzen.
Chase packte das Hiebmesser mit beiden Händen.
Wenn ich dich erwische, du fetter Sack!, ging es ihm grimmig durch den Kopf.
Chase brauchte nicht lange auf das Auftauchen des Koloss zu warten. Der Dicke schwebte durch die Nebentür herein. Die Öffnung war schmal. Sie war nur als Zugang für das Personal gedacht. Ybanez musste mit der Schulter zuerst hindurchschweben und selbst jetzt wurde es knapp. In der Linken hielt er die Uzi, in der Rechten die mit einem neuen Holzpflock geladene Armbrust.
Chase presste sich mit dem Rücken gegen das Blech eines Containers, verharrte lautlos. Er befand sich in einer Schattenzone. Sein Gegner konnte ihn eigentlich nicht sehen.
Was hat der Kerl nur auf einmal gegen mich?, ging es ihm verständnislos durch den Kopf. Erst vor ein paar Wochen hatte Chase dem Stadthalter des Imperiums in East Harlem dabei geholfen, ein paar VampirEindringlinge zu vernichten, die sich illegal im Big Apple aufhielten. Vermutlich Abgesandte des Vampir-Chefs von Philadelphia. Magnus von Björndal, so sein klangvoller Name, verfügte in seinem Bereich über eine ähnliche Machtfülle wie der Fürst von Radvanyi. Natürlich konnte er es nicht lassen, immer wieder seine Fühler auf benachbarte Gebiete auszustrecken. Der Fürst stand ihm umgekehrt darin in nichts nach. Irgend etwas muss mit Ybanez seitdem geschehen sein!, durchzuckte es Chase.
Hatte der Fettkloß am Ende gar Ambitionen entwickelt?
Aber er hatte nichts davon, wenn er Chase ausschaltete. Das brachte ihn keinen Rang höher in der Organisation.
Es sei denn, er hat sich einer groß angelegten Rebellion gegen den Fürst angeschlossen und erhofft sich, nach dem Umsturz für seine Taten belohnt zu werden!, kam es Chase in den Sinn.
Aber diese Möglichkeit erschien Chase extrem unwahrscheinlich zu sein.
Erstens gab es unter den Vampiren New Yorks niemanden, der dem Fürst das Wasser reichen und es wagen konnte, den Kampf mit ihm aufzunehmen. Zweitens hatte es in letzter Zeit nicht die geringsten Anzeichen dafür gegeben, dass es innerhalb des New Yorker Imperiums irgendwelche Bestrebungen in diese Richtung gab. Chase war eigentlich sicher, dass er davon erfahren hätte. Von dem flächendeckend ausgebauten Informanten-Netz des Fürsten ganz abgesehen, der sicherlich in jeder Hinsicht einer der bestinformierten Persönlichkeiten in New York City war. Ybanez schwebte über die Container hinweg, erreichte schließlich die andere Seite der Halle, wo sich das große Haupttor befand. Das spärliche Licht, das durch die hohen Fenster hereinfiel, beschien sein Gesicht. Suchend ließ er den Blick schweifen. Seine Nasenflügel bebten. Erneut setzte er zu einem Rundflug durch die Halle an. Chase war sich über die Taktik vollkommen im Klaren, die sein Gegner anwenden würde. Zunächst eine Garbe mit der Uzi, die ihn schwächen und zu Boden werfen würde. Dann der Schuss mit der Armbrust, der Chase' vampirischer Existenz ein Ende setzen und ihn zu einem Haufen grauen Staubes verwandeln würde. Chase überlegte einen Augenblick lang, ob er sein Hiebmesser als Wurfgegenstand verwenden sollte, sobald der Koloss nahe genug an ihn herankam.
Aber er verwarf den Gedanken wieder.
Ein besonders geschickter Werfer war er nämlich nicht. Und außerdem hatte er dann nur einen einzigen Versuch, der selbst dann, wenn er traf, kaum zur Kampfunfähigkeit des Dicken
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