Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)
mag er keine modernen Shakespeare-Interpretationen, das könnte der Sache ein Ende setzen.«
Trey starrte mich ungläubig an. »Im Ernst?«
»Nein«, antwortete ich und warf ihm einen Blick zu. »Ich scherze. Na ja, vielleicht.« Der Latte, den Brayden mir gemacht hatte, war ziemlich gut, daher war ich bereit, in der Shakespeare-Angelegenheit im Zweifelsfall zu seinen Gunsten zu entscheiden. »Warum sorgst du dich überhaupt so um mein Liebesleben?«
Trey zuckte die Achseln und schob die Hände in die Taschen. Schon jetzt bildeten sich in der Sonne des Spätnachmittags Schweißperlen auf seiner gebräunten Haut. »Weiß ich auch nicht. Ich habe wohl das Gefühl, dir was schuldig zu sein – wegen alldem, was bei den Tätowierungen danebengegangen ist. Und wegen deiner Hilfe bei den Hausaufgaben.«
»Dafür brauchst du meine Hilfe eigentlich nicht. Und die Tätowierungen … « Ich runzelte die Stirn, weil ein Bild von Keith, wie er gegen die Scheibe hämmerte, in meinem Kopf aufblitzte. Keith’ Bande von Vampirblutverkäufern hatte die hoch wirksamen Tätowierungen erst ermöglicht, die in Amberwood einen so verheerenden Schaden angerichtet hatten. Trey wusste natürlich nichts von meinem persönlichen Interesse an der Angelegenheit. Er wusste einfach bloß, dass wegen mir die Leute verschwunden waren, die bei Sport-Wettkämpfen die Tätowierungen auf unfaire Weise ausgenutzt hatten. »Ich hab es getan, weil es das Richtige war.«
Was ihm ein Lächeln entlockte. »Natürlich. Trotzdem, es hat mir viel Ärger mit meinem Dad erspart.«
»Das will ich hoffen. Du hast jetzt keine Konkurrenz mehr im Team. Was könnte sich dein Dad mehr wünschen?«
»Oh, er findet immer was anderes, bei dem ich seiner Meinung nach der Beste sein könnte. Nicht nur Football.« Trey hatte schon früher derartige Andeutungen gemacht.
»Ich weiß, wie das ist«, sagte ich und dachte an meinen eigenen Vater. Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen uns.
»Die Sache wird nicht dadurch besser, dass meine großartige Cousine bald in die Stadt kommt«, sagte er schließlich. »Neben ihr sieht alles, was ich tue, voll lahm aus. Hast du auch so eine Cousine?«
»Ähm, eigentlich nicht.« Die meisten meiner Cousinen gab es auf der Seite meiner Mom, und mein Dad neigte dazu, sich von ihrer Familie fernzuhalten.
»Du bist wahrscheinlich die perfekte Cousine«, brummte Trey. »Wie auch immer, ja, da sind ständig diese Erwartungen, die von der Familie kommen … immer diese Prüfungen. Football hat mir vorläufig einen gewissen Respekt verschafft.« Er zwinkerte mir zu. »Und dazu meine umwerfende Chemienote.«
Die letzte Bemerkung war nicht an mich verschwendet. »Schön. Ich schick dir eine SMS , wenn ich heute Abend zurückkomme. Wir kriegen das schon hin.«
»Danke. Und ich rede ein Wörtchen mit Brayden, damit er am Donnerstag nichts versucht.«
Mein Kopf war immer noch voller Latein und Shakespeare. »Was soll er versuchen?«
Trey schüttelte den Kopf. »Ehrlich, Melbourne, ich weiß nicht, wie du in dieser Welt so lange ohne mich überlebt hast.«
»Oh«, machte ich und errötete. »Das meinst du .« Klasse. Jetzt musste ich mir um noch was Sorgen machen.
Trey lachte spöttisch. »Unter uns, Brayden ist wahrscheinlich der letzte Junge auf der Welt, wegen dem du dir Sorgen machen müsstest. Ich glaube, er hat genauso wenig einen Schimmer wie du. Wenn mir nicht so viel an deiner Tugend läge, würd ich ihm wahrscheinlich einen Vortrag darüber halten, wie er etwas versuchen kann.«
»Na, danke, dass du meine Interessen im Kopf hast«, versetzte ich trocken. »Ich hab mir immer einen Bruder gewünscht, der auf mich aufpasst.«
Er musterte mich neugierig. »Hast du nicht, hm, drei Brüder?«
Oh nein.
»Ähm, ich meinte das im übertragenen Sinne.« Ich versuchte, nicht in Panik zu geraten. Mir unterliefen nur selten Ausrutscher hinsichtlich unserer Hintergrundgeschichte. Eddie, Adrian und Keith waren irgendwann alle drei als meine Brüder ausgegeben worden. »Keiner von ihnen beschäftigt sich wirklich mit meinem Liebesleben. Aber was mich jetzt beschäftigt, ist der Wunsch, in einen klimatisierten Raum zu kommen.« Ich öffnete meine Wagentür, und eine Hitzewelle rollte heraus. »Ich werde heute Abend mit dir reden und dir mit dem Laborbericht helfen.«
Trey nickte und machte ein Gesicht, als wollte er ebenfalls wieder hinein. »Und ich werde dir helfen, wenn du weitere Fragen wegen Dates hast.«
Ich hoffte, mein
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