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Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition)

Titel: Bloodlines: Die goldene Lilie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Verwaltung darüber beschweren, dass ich dazu gezwungen wurde, Magie zu erlernen.
    Also kopierte ich pflichtschuldigst ihre Zauberbücher und sprach während der Zeit, die wir zusammen verbrachten, so wenig wie möglich. Unterdessen brodelte ein Groll in mir. Sie wusste genau, wie unbehaglich mir zumute war, tat jedoch nichts, um die Spannung zu verringern. Deswegen waren wir in eine Sackgasse geraten. Nur eines hellte diese Sitzungen auf.
    »Da, sehen Sie! Fast zwei Stunden her seit meinem letzten Cappuccino. Ein Wunder, dass ich noch funktionsfähig bin. Wären Sie wohl so freundlich, zu Spencer’s zu laufen? Das sollte für heute genügen.« Zum letzten Mal hatte es vor fünfzehn Minuten geläutet, aber ich hatte Überstunden eingelegt.
    Ich hatte das Zauberbuch schon geschlossen, bevor sie zu Ende gesprochen hatte. Zu Beginn meiner Tätigkeit als ihre Assistentin waren mir die ständigen Besorgungen gegen den Strich gegangen. Jetzt freute ich mich auf diese Fluchtmöglichkeit. Ganz zu schweigen davon, dass es ja auch für mich frisches Koffein bedeutete.
    Als ich die Espressobar erreichte, begann Trey gerade mit seiner Schicht. Großartig – und das nicht nur, weil er ein freundliches Gesicht war, sondern weil es Rabatt bedeutete. Er arbeitete an meiner Bestellung, noch bevor ich sie aufgegeben hatte, da er inzwischen genau wusste, was ich wollte. Ein anderer Barista erbot sich zu helfen, und Trey gab ihm genaue Anweisungen, was er zu tun hatte.
    »Vanilla Latte, fettarm«, sagte Trey und griff nach dem Karamel für Ms Terwilligers Cappuccino. »Das ist zuckerfreier Sirup und entrahmte Milch. Vermassel es nicht! Sie kann Zucker und Vollmilch aus einer Meile Entfernung riechen.« Ich verkniff mir ein Lächeln. Vielleicht konnte ich meinen Freunden keine Alchemistengeheimnisse anvertrauen, aber es war schön zu wissen, dass sie zumindest meine Kaffeevorlieben in- und auswendig kannten.
    Der andere Barista, der so aussah, als sei er in unserem Alter, warf Trey einen seltsamen Blick zu. »Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, was mager bedeutet.«
    »Was du alles an Details beachtest«, zog ich Trey auf. »Ich hatte gar nicht gewusst, dass es dir so wichtig ist.«
    »He, ich lebe, um zu dienen«, erwiderte er. »Außerdem brauche ich heute Abend deine Hilfe – bei diesem Versuchsprotokoll in Chemie. Du findest immer was, das ich übersehe.«
    »Das Protokoll ist morgen fällig«, tadelte ich ihn. »Du hast zwei Wochen Zeit gehabt. Vermutlich hast du bei deiner Arbeitssitzung mit den Cheerleadern nicht viel geschafft.«
    »Ja, ja. Hilfst du mir? Ich komme sogar auf deinen Campus.«
    »Ich werde lange mit einer Arbeitsgruppe – aber einer echten – beschäftigt sein.« Das andere Geschlecht war nach einer bestimmten Stunde aus unseren Wohnheimen verbannt. »Ich könnte mich anschließend auf dem zentralen Campus mit dir treffen, wenn du willst.«
    »Wie viele Campus hat eure Schule?«, fragte der andere Barista und stellte meinen Latte vor mich hin.
    »Drei.« Ich griff eifrig nach dem Kaffee. »Wie Gallien.«
    »Wie was?«, fragte Trey.
    »Tschuldigung«, sagte ich. »Lateinischer Scherz.«
    »Gallia est omnis divisa in partes tres«, sagte der Barista.
    Ich riss den Kopf hoch. Nicht viel konnte mich von einem Kaffee ablenken, aber ein Julius-Cäsar-Zitat bei Spencer’s ganz gewiss.
    »Du hast Latein gelernt?«, fragte ich.
    »Sicher«, antwortete er. »Wer denn nicht?«
    Trey verdrehte die Augen. »Bloß der Rest der Welt«, murrte er.
    »Insbesondere klassisches Latein«, fuhr der Barista fort. »Ich meine, es ist ziemlich erholsam im Vergleich zum mittelalterlichen Latein.«
    »Offensichtlich«, erwiderte ich. »Das ist ja allgemein bekannt. Alle Regeln sind nach dem Zerfall des Reichs im Chaos versunken.«
    Er nickte zustimmend. »Vergleicht man die Regeln jedoch mit den romanischen Sprachen, ergeben sie einen Sinn, wenn man sie als Teil im größeren Bild der Entwicklung dieser Sprache betrachtet.«
    »Das«, unterbrach Trey, »ist das Verkorksteste, was ich je erlebt habe! Und das Schönste. Sydney, das ist Brayden. Brayden, Sydney.« Trey verwendete meinen Vornamen nur selten, daher wirkte es jetzt irgendwie merkwürdig, wenn auch nicht ganz so merkwürdig wie das übertriebene Augenzwinkern, mit dem er mich bedachte.
    Ich gab Brayden die Hand. »Freut mich, dich kennenzulernen.«
    »Ganz meinerseits«, sagte er. »Du bist ein Klassikerfan, hm?« Er hielt inne und sah mich lange und nachdenklich an.

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