Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bloodman

Bloodman

Titel: Bloodman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Pobi
Vom Netzwerk:
blitzende, ornamentale Augäpfel er sich mittlerweile fast gewöhnt hatte. »Ein glücklicher Zufall, denke ich.«
    Â»Du bist ein schlauer Bursche, Jake. Warst du jedenfalls mal.« Spencers Lippen teilten sich, und seine Zähne blitzten mit den Augen um die Wette. »So etwas wie Zufall gibt es nicht.« Er schürzte die Lippen und blickte auf Jake herunter, als wäre ihm etwas peinlich. »Das weißt du.«
    Jake hasste Plattitüden und Klischees, aber etwas an der Art, wie Spencer es sagte, ließ eine Warnlampe in seinem Kopf aufleuchten. »Besuch mich mal«, sagte er, dann röhrte er die Zufahrt entlang.

4
    Im Unterschied zum Künstlerclan der Wyeths war die zweite Generation der Coleridge-Linie nicht einmal in der Lage, ein anständiges Strichmännchen zu fabrizieren. Jake konnte jedoch einige bemerkenswerte Dinge in seinem Kopf anstellen. Seine einzige echte Begabung – größer noch als das Talent seines Vaters – lag darin, die letzten Augenblicke im Leben eines Menschen nachzuzeichnen. Diese unheimliche und oft furchteinflößende Gabe machte Jake Cole zu einem erstklassigen Monsterjäger.
    Die Leute, mit denen er zusammenarbeitete, glaubten meistens, er praktiziere eine esoterische Kunstform, eine seltsame Art von Geisterbeschwörung, die in Regionen vorstieß, von denen man sich besser fernhielt – gestörte, psychotische, gequälte Bereiche. Jake sah die Nuancen, die einen Tatort einzigartig machten. Und in dieser Einzigartigkeit identifizierte er den stilistischen Fingerabdruck – die Signatur des Mörders. Sobald er sich diese Signatur einmal eingeprägt hatte, erkannte er sie sofort wieder. Auf Gemälde und den Kunstmarkt angewendet, wäre seine Gabe jedes Jahr Millionen von Dollar wert gewesen. Bei seiner Suche nach Mördern war sie unbezahlbar.
    Er trat ein durch eine hohe Rundbogentür, die mit einer verschnörkelten, französischen Schnitzerei verziert war. Das Haus sprach sofort zu ihm. Von Reichtum. Bildung. Klasse. Tod. Und … und was? Etwas, das Jake nicht ganz festnageln konnte. Er war noch nie hier gewesen – er besaß ein eidetisches Gedächtnis für seine Umgebung und hatte keinerlei Erinnerung an dieses Gebäude –, aber irgendwo ganz entfernt, zugedeckt von der Individualität des Hauses, lag etwas, das er kannte. Ein entferntes Flüstern, das er jedoch nicht identifizieren konnte.
    Sheriff Hauser sah genauso aus wie das Bild, das Jake im Geiste von ihm gezeichnet hatte, nicht einmal die Anstecknadel mit der amerikanischen Fahne am Revers fehlte. Er war gut eins neunzig groß in seinen Schaftstiefeln, wog gesunde hundertzehn Kilo und hatte den vorschriftsmäßigen Bürstenhaarschnitt und das nichtssagend gute Aussehen, das für Menschen seines Schlages typisch war. Aber Jake spürte, dass Angespanntheit an der äußeren Gelassenheit des Sheriffs zerrte. Menschen, die zu schützen und denen zu dienen er geschworen hatte, lagen jetzt als gehäutete, blutige Leichen auf dem Boden ihres Strandhauses. Seine tiefen Sorgenfalten sahen aus wie Risse in einer hölzernen Gartenskulptur, die schon viel zu lange den Elementen ausgesetzt gewesen war. Ohne zu wissen, warum, war Jake überzeugt, dass der Mann einmal Football gespielt hatte. Etwas an der Art, wie er die Schultern bewegte und den Kopf drehte, sagte: Quarterback. Doch Jake wusste, dass es nur einer Kleinigkeit bedurfte, um die dünne Fassade zu durchbrechen, mit der Hauser die Fassung behielt. Und dann würde er hinausrennen und sich übergeben müssen.
    Jake unterbrach ein Gespräch zwischen dem Sheriff und einem von Kopf bis Fuß in einer Art Raumanzug steckenden Fotografen von der Gerichtsmedizin.
    Â»Sheriff Hauser? Jake Cole.« Jake streckte die Hand aus.
    Hauser ergriff sie nicht, sondern musterte Jake von Kopf bis Fuß. Seine Lippen strafften sich ein wenig. Jake fragte sich, ob er einen dieser Sesselpupser von Kleinstadtsheriffs vor sich hatte, die in solch einem Fall ihr eigener schlimmster Feind waren. Doch Hauser überraschte ihn. »Cole? Sicher. Tut mir leid. Ich …« Seine Stimme verklang, und er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich laufe im Moment nicht auf allen acht Zylindern. Ich nehme an, das ist das Letzte, was ich dem FBI anvertrauen sollte, was?«
    Â»Ich weiß Ihre Aufrichtigkeit zu schätzen.« Jake blickte über

Weitere Kostenlose Bücher