Blue
entschuldigte sich in Gedanken bei ihm.
„Bring ihn raus“, sagte sie heiser zum Security -Mann und an Richi g e wandt : „Denk daran, du hast zwei Tage. Falls du bis da hi n deine Schulden nicht bezahlt hast, wirst du für den Rest deines erbärmlichen Lebens jema n den brauchen, der dir den Hintern abwischt.“
Das Nächste , was sie hörte, war Rascheln von Kleidung und kurz darauf fiel die Tür zu . Sie schloss einen Moment die Augen . Sie hasste , was sie tat, sie hasste sich und sie hasste ihr beschissenes Leben. Aber noch mehr hasste sie den Typen, der sie damals gebissen hatte. Wenn es doch nur einen Weg gäbe aus dieser Misere, die ihr Leben war, zu fliehen.
Schließlich riss sie sich zusammen und hob, von Grauen erfüllt, Richis kleinen Finger vom Boden auf. Boss wollte immer einen klaren Beweis für die Erledigung seiner Aufträge.
Als sie mit dem Finger in einem Plastikbeutel vor seinem Büro stand, musste sie all ihren Mut aufbringen, denn sie wusste, was ihr blüh t e. Mit einem Knoten in der Brust klopfte sie kurz an und trat ein.
Boss saß, selbstgefällig , wie er war, hinter seinem Schreibtisch. Als er sie sah, blitzten seine Augen erfreut auf und jagten ihr kalte Schauer über den Rücken. Er stieß seinen Stuhl vom Tisch weg und lehnte sich zurück. Seine Arme verschränkte er vor seiner Brust.
„Blue“, schnurrte er, „hast du mir was Schönes mitgebracht?“
Sein breites Grinsen löste bei ihr akuten Würgereflex aus. Krampfhaft ve r suchte sie , sich nichts anmerken zu lassen. Nachdem sie sich gefangen hatte, machte sie einen Schritt auf ihn zu und warf den Plastikbeutel mit dem Fi n ger auf die Tischplatte. Boss war geradezu entzückt.
„Wie ich sehe, hast du meinen Auftrag wie üblich zufriedenstellend erl e digt. Was hast du ausgehandelt?“
Bevor sie antworten konnte, musste sie sich räuspern. Ihre Stimme wollte ihr nicht gehorchen und ihr Mund war staubtrocken . „Er hat zwei Tage Ga l genfrist. Als kleine Warnung kann er sich die nächste Zeit nur noch mit links einen runterholen.“
Boss schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und lachte brüllend . „Du bist fantastisch , Blue. Die Härtesten meiner Jungs können dir nicht das Wa s ser reichen.“
D anke für das Kompliment. Als ob sie stolz darauf sein könnte. Der G e danke ließ sie ein verächtliches Schnauben ausstoßen.
„Was hast du? Du kannst stolz auf dich sein. Du bist ein Naturtalent im Kämpfen und hast eine wahnsinnige Überzeugungskraft.“ Er grinste ve r schlagen und fügte hinzu: „Wenn du verstehst , was ich meine.“
Er erhob sich und schlenderte betont gleichgültig um den Schreibtisch herum auf sie zu. Dicht, zu dicht, vor ihr blieb er stehen. Sie wusste erschr e ckend gut , was jetzt geschah. Er würde sie erniedrigen, seine Macht ausspi e len. Seine Hand glitt von ihrem Kinn nach hinten zum Ohr und dann lan g sam am Hals entlang zu ihrem Schlüsselbein. Angewidert drehte sie den Kopf auf die andere Seite, von ihm weg. Er drückte unterdessen seinen ma s sigen Körper gegen ihren und legte seine Lippen auf die weiche Haut obe r halb ihres Schlüsselbeines. Gleich würde es passieren. Gleich würde er seine Fänge in ihr Fleisch bohren.
Vampire tranken voneinander aus zweierlei Gründen. Zum E rsten bei schweren Verletzungen , um die Heilung zu beschleunigen, denn Mensche n blut ernährte sie zwar, war aber schwach und für solche Zwecke nicht die n lich. Klar könnten sie sich auch voneinander nähren, aber das hatte etwas von Kannibalismus.
Zum Z weiten bissen sie einander beim Sex. Es gehörte zur Leidenschaft dazu, hatte sie sich sagen lassen. Da Boss nun aber offensichtlich nicht ve r letzt war, biss er sie aus dem zweiten Grund. Er tat es immer in solchen Situationen. Es machte ihn scharf, wenn sie auf seinen Befehl hin andere Menschen oder Vampire verletzte oder gar tötete. Er nahm es sich immer von ihr und sie hatte nicht den Mut , sich ihm zu widersetzen. Hätte Feigheit einen anderen Namen , würde sie Blue heißen. Für ihn ging es um nichts anderes als um Machtdemonstration und Erniedrigung.
Sie schloss die Augen und hoffte, dass er es schnell hinter sich bringen würde. Der Schmerz des Bisses war kurz und scharf. Sein Keuchen zu hören und seinen Atem auf ihrer Haut zu spüren , war schrecklich. Schließlich ließ er von ihrem Hals ab und sah sie aus schmalen Augen an.
„Dein Blut ist dünn. Du verweigerst dir immer noch das regelmäßige Tri n ken.“
„Es ist
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