Blue
Seine Augen funkelten sie durch die Du n kelheit an. „Du gehst schon? Ich dachte, wir hätten noch eine Verabredung.“
Ihr Herz kam ins Stocken . Er wusste immer, w a nn sie das Haus verließ. „Ich fühle mich nicht gut und heute ist mein freier Tag. Warum nimmst du nicht eins der Mädchen? Sie stehen dir liebend gern zur Verfügung.“
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Ich glaube, du ve r gisst, wen du vor dir hast. Dank mir bist du nicht tot oder in den Händen der Outlaws. Ich denke , ein solch kleiner Dienst hin und wieder ist nicht zu viel verlangt. Und jetzt komm, ich will nicht länger warten.“
Innerlich fluchend verschloss sie das Auto und folgte ihm zurück in den Club, vorbei an den Huren. Sie fühlte sich plötzlich wie eine von ihnen. Nur dass die wenigstens dafür bezahlt wurden und es ihr Job war.
Vorbei an Tanzenden mit verschwitzten Leibern, vorbei an der Bar in Richtung der Privaträume. Sie sah Tom an einer der Säulen stehen. Als er sie entdeckte, bekam er einen besorgten Gesichtsausdruck und wollte ihnen folgen. Mit einem kurzen Kopfschütteln gebot sie ihm Einhalt. Sie wollte nicht, dass er auch nur im Geringsten etwas davon mitbekam, was sich gleich abspielen würde.
Als sich die Bürotür hinter ihnen schloss, hatte sie das Gefühl Regenwü r mer im Magen zu haben.
Boss öffnete sein Hemd . „Zieh den Mantel aus.“
Blue, eine Mörderin
Der Lift nach oben in Blues Wohnung war definitiv zu langsam. Sie verspü r te den unendlichen Drang , sich sofort die Kleider vom Leib zu reißen, sie zu verbrennen und danach ein Tauchbad in Desinfektionsmittel zu nehmen. Die ‚ Sitzung ’ bei Boss war kurz , aber heftig gewesen und sie hatte sicher blaue Flecken davongetragen. Boss hatte einen festen Griff und er liebte es , seine Kraft auszuspielen.
Nachdem sie das Badezimmer in eine Dampfsauna verwandelt hatte, stieg sie aus der Duschkabine , flocht sich ihre Haare zu einem Zopf und zog eine Trainingshose, einen Sport-BH und ein enges Tank Top an. Alles in S chwarz . Der Trainingsraum war ihre Oase. Mit den vielen verschiedenen Hanteln, Kraftgeräten, dem Sandsack, einem Laufband und einem Spinning-Bike. Der Boden war mit blauen Turnmatten ausgelegt und an der Wand stand eine Hi - Fi-Anlage. In jeder Ecke hingen Lautsprecher. Heute Nacht beschallten sie den Raum mit harten Technobeats.
Zuerst absolvierte sie ein paar Kilometer auf dem Laufband. Danach bea r beitete sie den Sandsack hart. Mit blanken Fäusten , Fuß- und Kniekicks. Angeheizt von der Musik und dem Frust hämmerte sie immer weiter, bis die Türklingel sie aus einem tranceartigen Zustand holte.
Tom. Den hatte sie in ihrem Elend total vergessen. Beim Verlassen ihrer persönlichen Folterkammer griff sie sich ein Handtuch aus dem Regal und schickte Tom den F ahrstuhl nach unten. In der Zwi schenzeit wischte sie sich den Schweiß ab . Dabei bemerkte sie, dass die Bisswunden, die sie an diesem Tag davongetragen hatte, zwar geschlossen , aber immer noch empfindlich waren. Boss hatte sich wirklich Mühe gegeben. Seine Zahnabdrücke befa n den sich an ihrem Hals, an der Innenseite des linken Oberarmes, an beiden Handgelenken und in der Leistengegend.
Mit einem leisen Dring meldete der Aufzug seine Ankunft. Die Tür glitt zur Seite und Tom kam zum Vorschein. Seine Füße steckten in schweren Biker-Stiefeln, die Jeans hing ihm auf den Hüften und eine lederne Moto r radjacke betonte seine breiten Schultern. In den Händen trug er Helm und Sporttasche. Blue schluckte hart.
Er blickte sie prüfend an. Zwischen seinen Augen hatte sich eine Sorge n falte gebildet. „Hey“, sagte er mit skeptischem Unterton.
„Hey . K omm rein.“ Dann trat sie beiseite und ließ ihn eintreten. Wieder begann dieses Flattern in der Brust, von dem sie nicht wusste , was sie damit anfangen sollte. Sie kannten sich schon zwei Jahre und anfangs hatte sie Tom kaum beachtet. Er war nur ein neuer Mitarbeiter gewesen. Doch dann hatte er sich heimlich in ihr Herz geschlichen und jetzt wusste sie nicht, wie sie mit diesen Gefühlen umgehen sollte.
Er war zuverlässig und hatte ihr schon öfter Rückendeckung gegeben. Er war nicht nur Türsteher, sondern wie sie für die Sicherheit aller Angestellten verantwortlich. Deshalb war er in Selbstverteidigung und Waffengebrauch ausgebildet worden. Er hatte gelernt , Krisensituationen zu erkennen und zu entschärfen , bevor sie eskalierten.
Seit er im Club arbeitete , war er zunehmend zu einer
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