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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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schaute sich um. Zwischen den Rebstöcken und
dem Lößabsturz blieb Raum für ein Stück grüner Anarchie. Karin Walter, die
junge Dorflehrerin, würde ihm einmal erklären müssen, was hier so alles
wucherte und blühte. Das Geräusch eines sich nähernden Traktors unterbrach
seine angenehmen Gedanken. Karl Gapmayr, einer der tüchtigsten Bauern im Dorf,
hielt am Wiesenrand an und stellte den Motor ab. „Grüß Gott, Herr Inspektor.
Was bringt denn Sie hierher? Hat der Willi was angestellt?“
    „Der und was anstellen! Wir haben miteinander geredet,
in alter Freundschaft.“
    „In alter Freundschaft? Ja dann!“
    „Stören wir bei der Arbeit?“
    „Ach wo. Das Stück Wiese kümmert mich nicht. Etwas
anderes: Warum haben Sie Ihren schlauen Freund eigentlich nie zur Gendarmerie
geholt?“
    „Weil er zu gutmütig ist. Und zu arglos. Haben Sie
was gegen ihn?“
    „Wo werd ich. Schönen Tag noch.“
    Willi hatte sich während des Gespräches ein paar
Schritte entfernt. Polt trat neben ihn und genoß den Blick über die Rebenhügel
zu ihren Füßen. Dann näherte er sich vorsichtig dem Lößabsturz. „Geht ganz
schön tief hinunter da. Willi, sag einmal, paßt du auch wirklich auf? Gehst du
nie zu nahe an die Kante?“
    Willi schüttelte eifrig den Kopf. „Nein, nie.“
    „Wirklich vorsichtig sein, ja? Versprichst du es
mir?“
    Willi nickte ernsthaft.
    „Dann ist es gut. Hab's schön hier. Und bis bald
wieder einmal.“
    „Warte!“ Willi rannte los und pflückte eilig alle
Frühlingsblumen, die er finden konnte. „Für dich!“ sagte er und streckte Polt
lächelnd den kleinen Strauß entgegen. Der nahm ihn, bedankte sich und schaute
Willi in die Augen. „Du bist ein Guter.“ Als er bei seinem Fahrrad angelangt
war, winkte er Willi zu und freute sich auf die mühelose Fahrt durch die
abfallende Kellergasse. Doch schon nach den ersten paar Preßhäusern hörte er
eine Stimme, tief und volltönend wie Orgelklang.
    „Halt, Herr Inspektor, stehenbleiben, sonst passiert
was!“
    Polt bremste hastig. „Was soll denn passieren?“
    Die kleine, magere Gestalt von Sepp Räuschl
versperrte ihm breitbeinig den Weg. „Was Schreckliches. Wir könnten nicht
trinken, wir zwei.“
    „Nicht auszudenken.“ Polt stieg ab und lehnte sein
Fahrrad vorsichtig ans Preßhaus, um die dünne Kalkschicht über der Mauer aus
Lehm, Steinen und Stroh nicht zu verletzen.
    „Nur herein!“
    Drinnen war es deutlich kühler. Räuschl wies mit
einer Kopfbewegung auf die kleine hölzerne Weinpresse: „Kennen Sie so etwas
überhaupt, Herr Inspektor? Eine Kastenpresse, die Leute sagen auch
Nahwinkerlpresse dazu. Davon gibt es nicht mehr viele. War eher was für kleine
Weinbauern, nichts, worauf man stolz sein müßte. Ohne Preßstein braucht man
ganz schön viel Kraft, nur der da hat einem geholfen.“ Er wies auf eine
senkrecht stehende, drehbare Holzstange. „Das ist der Faulenzer. An die Hebelstange
der Presse ist ein Strick gebunden worden, und das andere Ende war um den
Faulenzer gewickelt. Gar nicht so dumm gewesen, unsere Alten. Aber heute
arbeitet kein Mensch mehr so. Weil alles schnell gehen muß.“
    „Ja, leider.“ Polt zeigte verlegen seine Blumen her.
„Kann ich die irgendwo ins Wasser stellen?“
    Räuschl holte ein Weinglas hervor, auf dem „Gruß aus
Maria Taferl“ geschrieben stand. „Paßt wunderbar. Wer schenkt Ihnen übrigens
Blumen, Herr Inspektor, wenn die Frage erlaubt ist, noch dazu so schäbige?“
    „Der Willi.“
    „So. Der.“
    Sepp Räuschl nahm zwei Kostgläser, spülte sie aus
und öffnete vorsichtig die Kellertür. „Nirgends anstreifen, Herr Inspektor, es
ist alles naß hier um diese Jahreszeit.“
    Es gab nur drei Stufen, dann folgten die Männer
einer schrägen Wegfläche tieferwärts. Der Keller war mit Ziegeln gewölbt, zwei
abgewinkelte Gänge umfaßten ein Rechteck, und der dritte Gang verlief als
Diagonale dazwischen. Dazu gab es noch eine in den Löß gegrabene Höhle, in der
Erdäpfel lagerten. Polt kannte Sepp Räuschl als Kellernachbarn des
Höllenbauern. Hier war er aber noch nie gewesen.
    „Klein ist er halt, der Keller. Doch für die paar
Trauben, die ich ernte, reicht er.“ Sepp Räuschl kletterte mit dem Tupfer, dem
Weinheber, in der Hand eine kleine Eisenleiter hoch. „Der ist nächste Woche
zum Filtrieren dran. Ein Grüner. Ich möchte wissen, was Sie dazu sagen.“
Räuschl ließ den Wein in die Gläser laufen, kostete gleich einmal, und in
seinem faltigen Gesicht war ein

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