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Blumen fuer Polt

Blumen fuer Polt

Titel: Blumen fuer Polt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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einem Höllentempo. Die
Kellergasse war menschenleer. Am Ziel angekommen, war Simon Polt allein.
    Unter dem Lößabsturz wuchsen Büsche, davor wucherte
hohes Gras. Polt konnte erst nicht sehen, wo Willi lag. Ein paar Schritte
weiter glaubte er eine Mulde im Gras zu erkennen. Er lief darauf zu, blieb
stehen und kniete nieder. Willi lag auf dem Rücken. Sein Gesicht schaute zu
Polt hoch und hatte einen merkwürdig glücklichen Ausdruck. Die Kleidung war
zerrissen, die Haut zerkratzt und aufgeschürft. Polt fühlte nach dem Puls,
versuchte Atem zu spüren und senkte dann seinen Kopf. Er berührte Willis Stirn
mit den Fingerspitzen, machte eine kleine streichelnde Bewegung und drehte
sich um, als er hinter sich Geräusche hörte. „Dr. Eichhorn! Danke, daß Sie so
rasch gekommen sind, aber es ist wohl alles zu spät.“ Dann erhob er sich und
trat einen Schritt zurück, um Platz für den Arzt zu machen.
    Wenig später schaute Dr. Eichhorn hoch. „Ein
tödlicher Sturz, nach allem, was ich feststellen kann. Im Fallen dürfte der
arme Kerl auch noch an Vorsprüngen an der Wand aufgeprallt sein. Übrigens
nehme ich an, daß mein Kollege vom Gericht noch in Brunndorf obduziert. Da
ginge es in einem, auch gleich den Willi genauer anzuschauen. Gibt es aus Ihrer
Sicht irgendwelche Hinweise auf Fremdverschulden, Inspektor?“
    „Nein. Ja, doch, vielleicht.“
    „Was also?“
    „Willi hat mir heute versprochen, nie zu dicht an
den Absturz heranzugehen. Und seine Versprechen hat er immer gehalten,
eisern.“
    „Und wenn ihn etwas erschreckt hat? Solche Menschen
neigen zu Panikreaktionen, wissen Sie?“
    Polt schwieg.
    Dr. Eichhorn holte ein klobiges Mobiltelefon aus der
Arzttasche. „Soll ich?“
    „Ja, natürlich, bitte.“
    Der Arzt wählte, und nach ein paar Worten übergab er
das Gerät dem Gendarmen. „Dr. Wanasek ist dran.“
    Polt berichtete, und der Jurist hörte sich die
Ausführungen des Inspektors geduldig an. Dann meinte er: „Ein bedauerlicher
Unfall eines geistig Behinderten. Ich wüßte nicht, was es da viel zu
untersuchen gäbe. Aber was soll's. Kommen Sie bitte zu uns. Mit dem Herrn Riebl
sind wir fertig, und ihr Dienststellenleiter ist schon gegangen. Einen
Gendarmen brauchen wir aber bei der Obduktion.“
    „Ja“, sagte Polt.
    Dr. Eichhorn schaute ihn zweifelnd an. „Schaffen Sie
das wirklich? Sie waren mit dem Willi doch recht gut, nicht wahr?“
    „Ja, war ich. Ich rufe jetzt die Bestattung an.“
    Knapp eine Viertelstunde warteten die zwei Männer.
Die Dämmerung war dichter geworden, und der rotbraune Löß wirkte fast schwarz.
Dr. Eichhorn ging ungeduldig den Wegrand entlang. Polt war neben Willi
stehengeblieben, ihn fröstelte.
    Dann kam der Leichenwagen. Der Gendarm und Dr.
Eichhorn folgten ihm mit ihren Fahrzeugen zum Friedhof von Brunndorf. In der
kleinen Aufbahrungshalle machte sich der Gerichtsmediziner an die Arbeit. Eine
blasse Sekretärin führte tapfer Protokoll.
    Polt ließ keinen Blick von Willi, der nackt auf dem
Tisch lag.
    „Eigentlich hatte ich mir den Abend anders
vorgestellt, irgendwie unterhaltsamer“, sagte der Gerichtsmediziner, während er
routiniert seine Arbeit tat.
    „Ich auch.“
    Polts Stimme ließ den Arzt irritiert aufblicken.
„Ich wollte Sie nicht kränken, Inspektor. Kennen Sie den Mann da womöglich
näher?“
    „Ja.“
    „Dann tut es mir ehrlich leid für Sie. Aber glauben
Sie mir, wenn unsereins keine wohltuende Distanz zum Gegenstand unserer
Untersuchungen hätte, war's schlichtweg nicht auszuhalten.“
    „Ich verstehe.“
     
    Nach einer halben Stunde war alles erledigt. „Ah,
tut das gut!“ Der Arzt schlüpfte aus seiner Arbeitskleidung. „Fürs erste kann
ich die Feststellungen meines Kollegen bestätigen. Sie bekommen aber noch
einen genauen Befund.“
    Polt fuhr langsam nach Brunndorf und kam gegen neun
Uhr abends in die Dienststelle. Ernst Holzer begrüßte ihn. „Du sollst dich
gleich bei unserem Herrn und Meister melden“, fügte er hinzu.
    Dienststellenleiter Harald Mank faßte Polt
freundlich ins Auge. „Hast du es hinter dich gebracht? Schlimm gewesen?“
    „Mir macht derzeit nichts
etwas aus.“
    „Das wird sich ändern.“
    „Weiß ich.“
    „Also gut. Jetzt berichte einmal, wie das mit dem
Willi gelaufen ist, ja?“
    Polt erzählte alles, vom Zusammentreffen am vergangenen
Nachmittag an.
    Harald Mank lehnte sich seufzend zurück. „Also, ich
rechne damit, daß keine weiteren Untersuchungen angeordnet werden. Ein
klassischer

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