0336 - Nachts sind alle Gangster grau
Es war Nacht, als der breitschultrige Mann den Parkplatz betrat. Er sah sich um. Nichts regte sich. Er ging weiter.
Der Mann näherte sich der schwarzen Limousine, in deren Lack sich die Lichter des Restaurants spiegelten. In diesem Augenblick wurde die hintere Tür des Wagens aufgerissen, eine kräftige Hand ergriff den Arm des Mannes und wirbelte ihn herum. Blitzschnell und lautlos öffneten sich auch die anderen Türen der Limousine. Der Mann sah in drei drohende Pistolenmündungen.
Drei gegen einen, dachte er, das Spiel ist aus.
»Lass die Pistole lieber stecken, Brown«, knurrte eine heisere Stimme. »Ehe du sie in der Hand hast, wirst du keine Chance mehr haben, ans Entsichern zu denken.«
Der Mann stieß die Worte heraus: »Was soll denn das alles? Ich denke, das Geschäft steigt erst in zwei Tagen.«
»Kurzfristig, mein Lieber, haben wir unsere Pläne ändern müssen«, kicherte der mit der heiseren Stimme. »Der Boss will nämlich mit dir sprechen. Mach keinen Unsinn, komm mit.«
Eiserne Fäuste zerrten den Mann in die Limousine.
Die Mündungen der Pistolen blieben ständig auf ihn gerichtet.
»Wohin bringt ihr mich?«, fragte er mit einer Stimme, der man nicht die geringste Spur von Verwunderung anmerkte.
»Frag nicht so viel!«, zischte neben ihm der Heisere. Eine Hand riss ihm die Lederjacke auf und fischte nach der Pistole, die dort im Halfter hing. Wie ein Schmerz durchzuckte den Mann die Gewissheit, dass er jetzt völlig wehrlos war, und das machte seine Lage nahezu aussichtslos.
»Sieh mal einer an«, wunderte sich der Heisere. »Jetzt laufen schon simple Lastwagenfahrer mit einer Pistole herum. Du musst ja ganz nett bezahlt werden, wenn du meinst, deine Lohntüte mit dem Ding da verteidigen zu müssen.«
Der Lastwagenfahrer antwortete nicht, aber in der Dunkelheit irrten seine Blicke umher.
In der Limousine flammte sekundenlang das Licht auf und dann sog jemand hörbar die Luft durch die Zähne. Der Lkw-Fahrer machte sich nicht einmal die Mühe, sich nach den Insassen des Wagens umzusehen. Stattdessen riss er die Wagentür auf, sprang hinaus und rannte los. Aber in der Dunkelheit kam er nicht weit. Schon nach wenigen Metern prallte er gegen eine massige Gestalt. Es gelang ihm zwar, einen Leberhaken anzubringen, den der andere mit einem unterdrückten Schmerzensschrei einsteckte, aber dann hatte ihn der Heisere eingeholt. Etwas pfiff durch die Luft, und obwohl der Lastwagenfahrer den Kopf mit einer instinktiven Bewegung einzog, konnte er nicht verhindern, dass ihn ein Revolverkolben streifte und ihn taumeln ließ.
Ehe er sich wieder hochreißen konnte, hatten ihn die beiden schattenhaften Figuren in eine eiserne Umklammerung genommen, aus der es kein Entkommen mehr gab.
Sie schleiften ihn zu der Limousine zurück, die jetzt wieder dunkel war. Sie drückten ihn unsanft auf den Rücksitz, und dann setzte sich der Wagen in Bewegung, erreichte die Hauptstraße und orgelte davon.
»Den Tricks und deiner Waffe nach bist du ein G-man«, stellte der Heisere fest. »Und mir kommt der hässliche Verdacht, dass sich unsere geplanten Geschäfte nicht so reibungslos verwirklichen lassen, wie wir angenommen haben. Schade, wir haben viel Zeit mit dir vergeudet und müssen uns jetzt nach einem anderen Partner umsehen.«
»Es wird euch nichts nützen, mich aus dem Weg zu räumen, Boys«, erwiderte der G-man gemütlich. »Wir habe eure Gesichter schon längst in unserer Kartei vorgemerkt. Bisher handelt es sich dabei allerdings nur um kleinere Fische, aber es würde mich nicht wundern, wenn euch meine Kollegen schon in Kürze wegen eines Mordes verfolgen werden.«
Der Heisere neben dem G-man wurde von einem lautlosen Lachen geschüttelt.
»Du kannst ganz gut kombinieren, G-man«, erwiderte er, als er sich wieder beruhigt hatte. »Aber du hast uns keine andere Wahl gelassen. Dabei tun wir dir nur einen Gefallen. Es ist besser, in den Stiefeln zu sterben, als in einem Altersheim.«
Dann beugte er sich nach vorn und tippte dem Fahrer auf die Schultern.
»Halt mal an. Ich möchte mir die Füße vertreten«, knurrte er.
Die Limousine verlangsamte ihre Fahrt und blieb dann am Straßenrand stehen.
»Raus mit dir, G-man«, befahl die heisere Stimme. »Wir wollen mal sehen, ob du zum Kurzstreckensprinter Talent hast. Du hast fünf Sekunden, die Bäume dort drüben zu erreichen, dann knallt es.«
Die angegebenen Bäume waren mindestens 200 Meter entfernt.
Der G-man wusste, dass es aussichtslos war, einen
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