Blumen Für Sein Grab
mehr Hunter. Ich heiße Constantine. Das ist mein Mann Alex.« Der Mann neben ihr trat vor und lächelte. Sein Mund und seine Nase waren wohl geformt, wenn auch fleischig, das Kinn jedoch begann füllig zu werden, verlor seine Linie. Sein Haar war wahrscheinlich früher einmal pechschwarz gewesen, und obwohl es inzwischen eisgrau schimmerte, war es noch immer dicht und lockig. Er musste ein sehr attraktiver Mann gewesen sein, war es immer noch. Meredith und er schüttelten sich die Hände.
»Ihre Frau und ich waren zusammen in der Schule. Vor langer Zeit!«
»So lange ist es nun auch wieder nicht her!«, beeilte sich Mrs. Constantine zu widersprechen.
»Das ist wirklich nett«, sagte Alex.
»Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, äh – Meredith? Darf ich Meredith zu Ihnen sagen?«
»Ja, selbstverständlich!« Er gehörte offensichtlich zur höflichen Sorte. Zu einer, wie Meredith sinnierte, aussterbenden Gattung. Die Frau mit dem Velourshut schob sich mit einem Seitenblick an ihnen vorbei. Sie hielt den Ausstellungskatalog auf Armeslänge von sich, wie um jede weitere unerwartete Bewegung von Merediths Seite abzuwehren. Meredith lächelte ihr ein weiteres Mal entschuldigend zu und bemerkte in flüchtiger Belustigung, dass die Frau zwar gut gekleidet, ihre Hand dennoch rau war und die karminrot lackierten Nägel auf praktische Länge gekürzt hatte. Sich richtig herauszuputzen konnte für wirkliche Gartenliebhaber, die ihre Tage damit verbrachten, widerspenstige Unkräuter aus den sorgsam gepflegten Blumenbeeten zu rupfen, zu einem echten Problem werden.
»Bist du alleine hier?«, fragte Ray Constantine in diesem Augenblick. Ihr ganzes Erscheinungsbild und die glatte Haut ihrer Hände mit den polierten ovalen Nägeln bewiesen eindeutig, dass sie niemals eine Pflanzkelle in die Hand nahm. Ihr Gärtnerhobby, falls es überhaupt eines war, beschränkte sich gewiss darauf, Aufsicht über das Personal zu führen.
»Nein. Mein Freund macht gerade ein Bild von den Rosen. Wartet, ich gehe und hole ihn. Bleibt hier, ja?« Meredith ging Markby suchen, der gerade seine Kamera wieder in der Fototasche verstaute.
»Alan! Stell dir nur vor: Ich bin gerade in eine ehemalige Schulfreundin gelaufen, mit ihrem Ehemann! Nun ja«, sie runzelte die Stirn,
»sie war nicht gerade eine Busenfreundin, aber wir waren Klassenkameradinnen in Winstone House und haben in der gleichen Korbball-Mannschaft gespielt!« Sie packte ihn am Arm.
»Ich dachte, du wärst in eine Klosterschule gegangen?«, protestierte er verblüfft, während sie ihn mit sich zog.
»Hast du gesagt Winstone House? Ich wusste gar nicht, dass du dort Schülerin gewesen bist. Das ist die gleiche …« Sie unterbrach ihn ungeduldig.
»Ich war auf der Klosterschule, bis ich mit vierzehn sehr religiös wurde und mein Vater anfing, sich Sorgen zu machen, ich könnte dem Orden beitreten! Er hat mich für die beiden letzten Schuljahre nach Winstone House geschickt. Komm mit, Alan, du musst sie unbedingt kennen lernen. Sie nennt sich heute Ray Constantine, aber sie ist eine geborene Ray Hunter!«
»Was?«, fragte Markby, plötzlich drängend.
»Wie heißt sie? Hunter? Warte mal, Meredith, einen Augenblick …« Meredith ignorierte seine wirr hervorgestoßenen Proteste, sie kamen sowieso zu spät. Sie standen bereits vor dem anderen Paar.
»Das ist Alan Markby!«, verkündete Meredith.
»Erfreut, Markby.« Alex Constantine streckte Markby die Hand entgegen. Doch Markby und Mrs. Constantine starrten sich an, Alan mit hochrotem Gesicht und die Dame offensichtlich amüsiert.
»Hallo Alan«, sagte sie.
»Hallo Rachel«, sagte Markby.
»Darling«, wandte sich Mrs. Constantine an ihren Mann,
»was für ein Zufall! Darf ich dir Alan vorstellen, meinen Ex?«
»Das ist Rachel«, sagte Markby verärgert zu Meredith.
»Meine frühere Frau.«
»Ich bin dennoch sehr erfreut, Sie kennen zu lernen«, sagte Constantine glatt. Nichts an ihm deutete auf einen Mann hin, der leicht aus der Fassung zu bringen gewesen wäre, auch jetzt nicht. Das Auftauchen des ersten Mannes seiner Ehefrau war nichts weiter als eine jener zufälligen Begegnungen, wie man sie auf jeder Cocktailparty erleben konnte.
»Wie lustig!«, sagte Rachel, und ihre grünen Augen funkelten maliziös.
»Du bist jetzt mit Merry zusammen!« Sie hob eine sorgsam nachgezogene Augenbraue.
»In gewisser Weise«, erwiderte Markby.
»Und wie gefällt dir die Ausstellung? Ich wusste gar nicht, dass du unter die
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