Blut und Silber
Ulrich von Maltitz auch Reinhard von Hersfeld, den Brüdern Tylich und Theodor von Honsberg, Rudolf von Falkenstein, Reinhard von Seweschin und dem Jüngsten, Hertwig von Hörselgau. Die anderen Männer hatte Ulrich bei den Pferden und um das Wirtshaus herum postiert. Friedrichs Gefolge war klein, aber sorgfältig ausgewählt unter den besten seiner kampferprobten Ritter.
»Ihr gestattet!« Nach der wortlosen Zustimmung des Markgrafen nahm Ulrich dessen Becher und kostete vor.
Wein, wirklich.
»Ziemlich sauer, aber nicht vergiftet, wie es scheint.«
Ulrich reichte den Becher zurück.
Die Magd warf ihm heimlich einen beleidigten Blick zu und stellte den Wein vor dem Markgrafen ab. Dann schenkte sie aus dem zweiten Krug Bier an die niederen Gefolgsleute aus.
Als sie damit fertig war, knickste sie erneut und ging.
Friedrich hob seinen Becher. »Möge Gott uns morgen beistehen!«
»Amen!« Die anderen tranken ihm stehend zu.
Und möge Gott uns auch diese Nacht beistehen, dachte Ulrich bei sich, während er einen kräftigen Schluck nahm.
Wieder klopfte es, und eine weitere Schankmagd brachte ein großes Brett mit Brot, Käse, Schinken und Speck. »Der Braten ist gleich fertig, lässt der Wirt ausrichten«, erklärte sie.
Niemand antwortete ihr. Die Ritter, hungrig und durchgefroren, brachen auf Friedrichs einladende Geste Stücke von dem noch warmen Brotlaib, zogen ihre Essmesser und schnitten dicke Scheiben von Käse, Schinken und Speck ab. Mit Erlaubnis ihres Fürsten durften sie heute die Regel für höfische Mahle vernachlässigen, nach der als maßlos betrachtet wurde, wer das Brot aß, bevor die Hauptspeisen aufgetragen waren. Die letzte Rast auf dem Weg hierher lag lange zurück.
Wenn auch die Herberge am Markt verräuchert war und Aussehen und Kleidung des Wirtes wenig vertrauenerweckend wirkten – das noch dampfende Brot schmeckte köstlich, der Schinken war gut geräuchert, der Käse würzig.
Die Männer begannen, sich zu entspannen und lautstark zu unterhalten.
Feuchte Schwaden stiegen von ihren Kleidern auf, die der Schnee durchnässt hatte. Doch allmählich wurde es warm im Raum, und ihre Kleider und Haare begannen zu trocknen.
»Wenn Ihr erlaubt, Hoheit!«
Johannes Lotzke, ein junger Freiberger, bot sich an, für Friedrich und seine Ritter Wein nachzuschenken, denn die Knappen waren zur Wache bei den Pferden eingeteilt worden.
Aufmunternd nickte Friedrich dem jungen Mann mit dem rötlichen Haar zu, den er erst kürzlich in sein Gefolge aufgenommen hatte und der ihm durch seinen Diensteifer und seine Klugheit aufgefallen war. Sein Vater, ein Gewandschneider und einer der Freiberger Ratsherren, hatte ihn geschickt, damit er dem Markgrafen diene, höfisches Benehmen lerne und bis zu seiner Verheiratung etwas von der Welt sehe.
»Sag, junger Lotzke, wann soll die Hochzeit sein?«, fragte breit grinsend Rudolf von Falkenstein, ein älterer Ritter mit derbem Humor, der offensichtlich einen Spaß mit dem Freiberger Burschen plante.
»Nach Pfingsten, Herr«, antwortete Johannes, während seine Ohren in verräterischem Rot aufleuchteten. Er kannte die Ritter inzwischen gut genug, um zu ahnen, dass sich der Falkensteiner einen Scherz auf seine Kosten erlauben wollte.
»Und, ist sie hübsch, deine Braut?«
»Ich denke schon«, murmelte Johannes mit gesenktem Kopf, scheinbar ganz darin vertieft, die Becher der Ritter nachzufüllen.
»Er denkt es!« Rudolf schlug sich auf die Schenkel und sah grinsend zu seinen Tischnachbarn. »Aber sicher scheint er nicht zu sein. Hast sie wohl noch nicht näher in Augenschein genommen?«
Johannes erwiderte nichts. Wenn er die Wahrheit sagte, nämlich dass er bis über beide Ohren in seine Zukünftige verliebt war, die jüngere Tochter des Tuchers, es aber um nichts in der Welt wagen würde, sich ihr vor der Brautnacht auch nur auf fünf Schritte zu nähern, würde der Falkensteiner nicht nur Späße auf seine, sondern auch auf ihre Kosten treiben. Und das wollte er verhindern.
Überhaupt – die Hochzeitsnacht … Der Gedanke daran ließ ihn noch verlegener werden.
Das schien der stets zu Späßen aufgelegte Falkensteiner zu erraten. »Mir scheint, unser junger Freiberger ist recht schüchtern, was Frauen betrifft. Er braucht wohl noch ein bisschen Anleitung, bevor er vor die Kirchentür tritt, damit er seine hübsche Braut vollends zufriedenstellen kann. Was meint ihr?«
Wieder wandte er sich an die anwesenden Ritter. »Lassen wir dem Wirt ausrichten, er
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