Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
Vom Netzwerk:
tauchte auf. Er untersuchte die Blumen,
sah sich aufmerksam die Unterlage aus rotem Seidenpapier an, dann das Grün. Er
entfernte die Nadeln, dann, eine nach der anderen, die Orchideen. Er hob das
Seidenpapier heraus.
    «Hier haben wir ja den Grund,
weswegen Sie genießt haben», sagte er. «Unten, auf dem Boden der Schachtel. Nur
ein paar Körnchen.»
    «Warum nehmen Sie die Schachtel
so auseinander?»
    Spraggue befeuchtete eine
Fingerspitze, tupfte sie an den Rändern der Schachtel entlang, leckte sie ab.
«Der Rest muß in der Schachtel sein. In diesen kleinen Wellen der
Pappe.»
    «Wovon reden Sie da?»
    «Was ist Kolumbiens wichtigster
Exportartikel, Karen? Koks.»
    Sie bekam große Augen. «Kokain?
In den Orchideen?»
    «Wir haben gerade den
geheimnisvollen Finanzier entdeckt. Eine absolut regelmäßige Lieferung. Himmel,
de Renza ist dort unten so was wie ein Heiliger. Kein Mensch würde seine
Privatmaschinen überprüfen.
    «Dann haben also er und
Caroline...?»
    «Ich weiß es nicht. Er könnte
es gewesen sein, könnte aber auch jemand gewesen sein, der für ihn arbeitet»,
sagte Spraggue.
    «Caroline packt die Blumen nie
selbst aus, Michael.»
    «Ja.»
    «Haben Sie erwartet, Drogen zu
finden?» Karen mußte sich anstrengen, Spraggues genuschelte Antwort zu
verstehen.
    «Hurley hat mich gewarnt. Als
ich den Job übernommen habe, da hat er gesagt, ich solle die Augen nach Kokain
aufhalten...»
    «Hurley?»
    Spraggue schaute auf, erkannte,
daß er laut gedacht hatte. «Lieutenant Hurley. Ein guter Cop. Wenn er seine
Karten richtig ausspielt, wird er über das ganze Theater hier zum Captain
befördert.»
    «Michael, wieviel ist das da?»
    «In dieser Schachtel?
Wahrscheinlich nicht mehr als nur ein paar Unzen. Aber wenn es rein ist, kann
man die Menge problemlos verdoppeln. Man verschneidet es mit Milchzucker. Das
Koks, das man auf der Straße kaufen kann, ist nie reiner als fünfzig Prozent.
Eine Unze hat achtundzwanzig Gramm. Ein Gramm bringt etwa 100 Dollar Und jeden
Tag eine neue Lieferung...»
    «Mit anderen Worten», sagte
Karen trocken, «ein verdammt gutes Motiv für Mord...»
    Das leise Klopfen an der
Wohnungstür unterbrach sie. Karens Hand zuckte an ihren Mund. «Michael, er hat
Angst. Wenn er Sie sieht, läuft er sofort wieder weg.»
    «Er wird schon klarkommen. Er
muß gewartet haben, bis jemand anderer hereingekommen ist. Kein Klingeln.
Wenigstens denkt er immer noch nach.»
    «Gehen Sie in die Küche,
Michael.»
    Spraggue packte ihren Arm,
flüsterte ihr ins Ohr. «Vergessen Sie nicht, Karen, es gibt keinen Ort, an dem
er sicher ist. Kommen Sie gar nicht erst auf die Idee, ihm fünfhundert Dollar
für einen schnellen Flug nach Mexiko zuzustecken. Die Cops überwachen den
Flughafen, beobachten die Busbahnhöfe. Sie könnten auch diese Wohnung
observieren.»
    «Aber ich habe ihnen nichts von
Gene erzählt. Der Cop, der mich verhört hat, war so ein...»
    «Menlo?» Sie nickte. «Sagen Sie
nichts mehr. Aber selbst, wenn die Polizei ihm nicht auf der Spur ist — der
Mörder könnte es sein. Ich dachte mir, daß er früher oder später hier
auftauchen würde. Jeder im Ensemble weiß, daß Sie Eddie nahestehen. Gehen Sie jetzt
zur Tür.»
    «Michael? Kann er aus dieser
Sache wieder rauskommen? Sehen Sie eine Möglichkeit...»
    «Wenn er mir hilft, Langfords
Mörder festzunageln, müßte er sich damit bei den Cops eigentlich Pluspunkte
sammeln.»
    «Es wird gefährlich sein»,
protestierte sie.
    Wieder das Klopfen, drängender
diesmal.
    «Um Himmels willen, Karen!
Lassen Sie ihn rein! Auf uns wartet eine Menge Arbeit.»
     
     
     
     

Kapitel
Neunundzwanzig
    «Um Himmels willen», echote
Hurley achtzehn Stunden später. «Lassen Sie sich bloß nicht blicken! Wenn er
früher kommt...»
    Spraggue zog einen alten und
riesigen irischen Wanderhut über sein zurückgegeltes Haar. «Würden Sie mich
erkennen?»
    Hurley kräuselte angewidert
seine Oberlippe. «Wo haben Sie diesen Anzug denn ausgegraben?»
    Spraggue zupfte an einem
schmierigen Revers. «Wollen Sie einen zu Weihnachten? Ließe sich wahrscheinlich
arrangieren, wo Sie doch so kooperativ waren...» Er nieste; das Jackett duftete
nach uraltem Zigarrenqualm und modernen Mottenkugeln.
    Hurley blickte ihn scharf an.
«Seien Sie nur nicht später als halb zwei wieder hier. Andernfalls mache ich
Feierabend und fahre zurück ins Präsidium.»
    Spraggue hielt ihm eine
zerknitterte braune Papiertüre hin, in der eine Flasche Muskateller für $

Weitere Kostenlose Bücher