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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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Die menschliche Eizelle, auch Ovum genannt, wurde leicht angesogen und bewegte sich auf das stumpfe Ende der Pipette zu. Das Ovum sah genauso aus wie die anderen etwa sechzig Eizellen, doch es war der Pipettenöffnung am nächsten und kam somit als Erste ins Blickfeld des technischen Assistenten. Die Ova befanden sich unter dem Objektiv eines leistungsstarken Präpariermikroskops und waren in einem Tropfen Kulturflüssigkeit suspendiert, der mit einer dünnen Schutzschicht Mineralöl überzogen war. Die Ölschicht sollte verhindern, dass die Kulturflüssigkeit verdunstete. Es war unbedingt erforderlich, das Milieu, in dem sich die lebenden Zellen befanden, konstant in einem für die Ova geeigneten Zustand zu halten.
    Wie die anderen Eizellen sah diejenige, die jetzt an der Pipette haftete, vollkommen in Ordnung aus. Die körnige Beschaffenheit ihres Zytoplasmas war so, wie es sein musste, und ihr Chromatin, oder auch DNA genannt, fluoreszierte unter dem ultravioletten Licht und sah aus wie ein Schwarm winziger Glühwürmchen, die in einer Erbsensuppe herumzappelten. Der einzige Hinweis auf das vorangegangene unsanfte Absaugen von seinem Nährfollikel waren die gezackten Überreste der Corona radiata ihrer Granulosazellen, die mit der verhältnismäßig dichten Hülle verklebt waren, die Zona pellucida genannt wird. Alle Ova waren im unreifen Stadium vom Eierstock abgerupft worden und erst nachträglich in vitro zu Ende gereift. Sie waren genau im richtigen Stadium, um sich mit einem Spermium zu vereinigen. Doch das sollte nicht geschehen, denn diese weiblichen Gameten waren nicht für eine Befruchtung vorgesehen.
    Im Blickfeld des technischen Assistenten erschien eine zweite Pipette. Unter dem leistungsstarken Mikroskop sah sie ein wenig aus wie eine tödliche Waffe. In Wahrheit hatte sie nur einen Durchmesser von einem fünfundzwanzigtausendstel Millimeter, doch in der enormen Vergrößerung glich die Pipette einem Schwert mit einer nadelförmigen scharfen Spitze. Unaufhaltsam näherte sich die Nadelspitze dem ihr ausgelieferten unbeweglichen Gamet und bohrte sich in die Zona pellucida der Zelle. Mit einem geübten Antippen der Pipettensteuerung stieß der erfahrene technische Assistent die Nadelspitze ins Innere der Zelle. Dann schob er sie weiter vor bis zu der fluoreszierenden DNA und saugte sie mit einem leichten Unterdruck in der Pipette ab, so dass sie in dem Glasstäbchen verschwand.
    Nachdem auch die anderen Gameten dieser Prozedur unterzogen worden waren und sichergestellt war, dass alle die Tortur der Entkernung unbeschadet überstanden hatten, wurde die Eizelle erneut fixiert. Eine andere Pipette mit abgeschrägter Spitze durchstieß die Zelle erneut, wobei sie diesmal nur bis in die Zona pellucida vordrang und die Membran verschonte. Diesmal wurde nichts abgesaugt, sondern stattdessen ein wenig Flüssigkeit in den so genannten perivitellinen Raum eingespritzt. In der Flüssigkeit befand sich eine einzelne, relativ kleine, spindelförmige adulte Zelle, die durch einen Abstrich der Mundhöhle eines erwachsenen Menschen entnommen worden war.
    Als Nächstes wurden die Gameten zusammen mit ihren jeweiligen adulten epithelialen Zellen in vier Milliliter eines Fusionsmediums gegeben und zwischen den Elektroden einer Fusionskammer platziert. Dann vergewisserte sich der technische Assistent, dass sämtliche Gameten richtig ausgerichtet waren, und betätigte einen Schalter, woraufhin für eine fünfzehnmillionstel Sekunde ein elektrischer Strom von neunzig Volt durch das Medium geleitet wurde. Der Stromstoß bewirkte bei allen Gameten das Gleiche: Der kurzfristige Schock führte dazu, dass sich die Membranen zwischen den entkernten Gameten und ihren jeweiligen adulten Zellpartnern vorübergehend lösten, wodurch die beiden Zellen miteinander verschmolzen.
    Nachdem die Verschmelzung abgeschlossen war, wurden die Zellen in ein Aktivierungsmedium gegeben. Durch chemische Stimulation wurden alle Gameten, die vor der Entnahme ihrer jeweiligen DNA befruchtungsbereit gewesen waren und nun nach der Verschmelzung über einen kompletten Chromosomensatz verfügten, auf magische Weise dazu gebracht, sich weiterzuentwickeln. Einem geheimnisvollen molekularen Programm folgend, fungierten die adulten Zellkerne nicht weiter in ihrer vorgesehenen Weise als epitheliale Zellen, sondern nahmen wieder die Funktion embryonaler Zellen an. Nach kurzer Zeit begannen sich die einzelnen Gameten zu teilen und sich jeweils zu individuellen

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