Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
Körper und die Welt um sie herum wurde schwarz.
Kapitel 32
Sobald die Tür hinter Lucy und Morgan ins Schloss gefallen war, setzte Jenna sich in Bewegung. Sie quetschte sich unter die Couch, um sich Lucys Ersatzwaffe zu schnappen, und rannte zur Tür. Sie lauschte. An der blöden Tür gab es keine Außenbeleuchtung, nur ein nutzloses Guckloch, und die Eingangshalle war der einzige Bereich im ganzen Haus ohne Fenster.
»Ruf den Notarzt«, befahl sie Olivia, legte Adam Handschellen an und überprüfte, ob er keine weiteren Waffen bei sich trug. Sie nahm seine Bluetooth-Hörmuschel, aber die Verbindung war gekappt. Dann konfiszierte sie sein Telefon. Colleen untersuchte bereits Karens Verletzung. Olivia rannte zu ihrer Mutter.
»Ich kann nicht glauben, dass du das tatsächlich getan hast. Für mich.«
Karen schlang einen Arm um ihre Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
»Ich hätte schon viel früher für dich einstehen sollen. Von nun an werde ich alles für dich machen. Und für Darrin.«
»Ruf schon an«, drängte Jenna Olivia. Sie versuchte, aus dem Fenster heraus etwas erkennen zu können. Leider konnte man von hier aus die Auffahrt kaum einsehen.
»Die Kinder«, sagte Adam. »Wir müssen zu den Kindern. Ich kann Sie zu ihnen führen.« Er versuchte vergeblich, sich auf die Knie zu rollen.
Nun konnte Jenna sehen, wie der Lieferwagen die Auffahrt hinunterfuhr, aber wegen der Dunkelheit hatte sie keine Chance, das Kennzeichen zu erkennen. Sie könnte ihnen im Taurus hinterherfahren. Jenna konnte sich keinen Reim darauf machen, warum sie das Auto nicht fahruntüchtig gemacht hatten. Man hätte meinen können, sie wären schlauer – aber sie würden Lucy umbringen, sollten sie mitbekommen, dass Jenna ihnen auf den Fersen war. Sie sollte besser abwarten, bis Verstärkung eintraf. So sah es das Protokoll vor. Aber das würde dauern, da dem Sheriff ohnehin schon viel zu wenige Männer zur Verfügung standen.
»Schweben die Kinder in Gefahr?«
»Das werden sie, wenn Morgan und Dad sie finden. Es tut mir leid, so leid. Ich dachte, ich würde sie retten, aber er …« Adam geriet ins Stammeln.
»Was will er mit ihnen anstellen?«
»Er ist ihr Vater. Er … er ist mein Vater.«
Er drückte die Augen fest zu, als sei die Wahrheit zu schmerzhaft, um sie zu ertragen.
»Ich glaube, dass er ihnen etwas antun wird. Oder dass er zulässt, dass Morgan ihnen etwas antut. Sie hat Hilfssheriff Bob umgebracht. Direkt vor meinen Augen. Und …« Er atmete tief ein und öffnete die Augen wieder. »Es hat ihr Spaß gemacht. Sie lachte. Er hatte das nicht verdient. Er war ein guter Mann. Aber sie hat ihn aufgeschlitzt wie einen Fisch.«
»Wo sind die Kinder?«
»In einer Höhle. Ich muss sie Ihnen zeigen, Sie finden sie sonst nie. Bitte. Lassen Sie nicht zu, dass sie den Kindern etwas antun. Bitte.«
Olivia kam ins Wohnzimmer, das Telefon in der Hand.
»Sie schicken einen Krankenwagen aus Alexandria. Sie wollen wissen, ob der Tatort sicher ist.«
Jenna fasste einen Entschluss. Jemand musste diese Kinder retten. Sie nahm das Telefon.
»Sonderermittlerin Galloway hier. Der Tatort ist sicher. Unterrichten Sie Sheriff Zeller, dass die Täter Agentin Guardino als Geisel genommen haben. Sie fahren einen weißen Lieferwagen mit Ohio-Kennzeichen, auf der Seite steht ›Guardian-Sicherheitsdienst‹. Bei dem Mann handelt es sich um Clinton Caine, knapp eins achtzig groß, braune Augen, braune Haare. Er trägt eine schwarze Jacke, Jeans, Arbeitsstiefel. Bei dem Mädchen handelt es sich um Morgan Ames, dreizehn Jahre alt. Sie trägt einen hellblauen Skianorak und Skihosen. Sie hat Hilfssheriff Bob ermordet.«
»Zeller am Apparat«, unterbrach sie der Sheriff. »Was zum Teufel geht da vor sich?«
»Ich habe Adam Caine in Gewahrsam. Sein Vater hat gerade Lucy entführt. Wir haben das Mädchen als Morgan Ames aus Lawrence, Kansas identifiziert.«
»Clinton Caine steckt also hinter dem Ganzen …«
»Adam weiß, wo die Kinder sind. Er wird mich dorthin führen. Ich rufe an und gebe eine Wegbeschreibung durch, sobald ich am Zielort angelangt bin.«
Jenna blickte über die Schulter auf Adam.
»Wie lang wird es dauern?«
»Mit dem Auto oder zu Fuß?«
Als würde sie mit einem Gefangenen durch den Wald marschieren.
»Mit dem Auto.«
»Fünfzehn, zwanzig Minuten. Sagen Sie dem Sheriff, dass es in der Nähe von der alten Stolfultz-Scheune ist. Er weiß, wo das ist.«
»Haben Sie das mitbekommen?«
»Ja. Ich habe die
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