Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
Schlosses hörte, rannte sie davon.
»Das wird ihm eine Lehre sein.« Der Mann stolzierte den Flur entlang. Die Frau sah lang auf die Kellertür. Sie streckte sogar ihre Hand nach ihr aus. Adam dachte, sie würde Darrin befreien, aber dann löschte sie nur das Licht und folgte dem Mann nach oben ins Bett.
Adam wartete, bis im Haus alles still war. Die Hintertür hatte nur ein einfaches Schnappschloss, kein Hindernis für sein Messer. Leise schlich er auf Zehenspitzen durch die Küche. Weil er es nicht wagte, die Taschenlampe einzuschalten, musste er sich bei der Orientierung auf seine Erinnerung verlassen. Schließlich fand er die Kellertür. Er schob den Riegel vorsichtig zurück, dann öffnete er die Tür.
Eine funzelige Glühbirne warf ein schwaches Licht auf das untere Treppenende. In ihrem Lichtkegel hatte Darrin sich zusammengekauert. Er trug noch immer seinen nassen Schlafanzug. Er blickte nicht einmal auf, als Adam die Treppe hinunterkam. In einer Ecke rüttelte die Waschmaschine vor sich hin. Daneben stand der Trockner.
Anders als die sterile, ordentliche Küche war der Raum hier unten vollgestellt mit Schachteln, Plastikmülltüten und Holzkisten, die wahllos überall auf dem Boden verteilt waren, als habe jemand sie einfach die Treppen heruntergetreten. Es war zu dunkel, um erkennen zu können, was in den Behältern steckte, aber irgendetwas stank. Als sei ein kleines Tier hier heruntergekrochen, um zu sterben.
»Darrin, ist alles in Ordnung?« Adam kauerte sich neben den Jungen und berührte ihn sachte an der Schulter. Darrin versteifte sich, öffnete aber nicht die Augen. Er blieb einfach liegen, hielt den Atem an und wartete darauf, dass etwas sehr Schlimmes passieren würden. Wie oft hatte Adam genauso in der betreuten Wohngruppe in Cleveland gelegen? Lauschend, ob Rick, dieser Scheißkerl, in sein Zimmer geschlichen und in sein Bett gekrochen kam. Der Gedanke daran ließ ihn schaudern. Aber jetzt war alles geregelt. Der Scheißkerl Rick würde ihn nie wieder antatschen. Und überhaupt, sobald er Dad gefunden und ihm alles erzählt haben würde, würde der alte Sack seinen Schwanz ganz schnell los sein.
»Ich will dir nicht weh tun«, flüsterte Adam. »Ich will dir helfen.«
Einen langen Moment blieb es still. Dann schlug Darrin die Augen auf. »Helfen?«
»Na klar. Das machen Brüder so. Sie helfen einander.«
»Ich habe keinen Bruder. Ich hab nur eine Schwester.«
»Stimmt nicht. Du hast viele Brüder. Und noch mehr Schwestern.«
Darrin setzte sich auf und verzog vor Verwirrung sein Gesicht. »Nein, habe ich nicht.«
»Na ja, wir sind Halbbrüder. Hi, ich heiße Adam.« Er streckte ihm die Hand entgegen und Darrin ergriff sie. Dann stand er auf und Darrin tat es ihm gleich.
»Ist das ein Traum?«
»Nein. Das passiert wirklich. Aber du musst mir versprechen, dass du niemandem erzählst, dass ich hier war. Kriegst du das hin?«
Darrins Gesicht sah noch zerknirschter aus als vorher. Aber dann nickte er.
»Gut. Dann kann ich hierbleiben und dir helfen.« Adam sah sich in dem trostlosen Kellerraum um. Darrin hatte sich keinen Zentimeter aus dem kleinen Lichtkreis bewegt.
»Du hast Angst im Dunkeln, stimmt’s?«
»Nur hier unten«, gab Darrin zu. »Nachts.«
»Oh ja, ich weiß, was du meinst. Dieser Keller ist zum Fürchten.« Adam ging hinüber zum Trockner, in dem sich eine Ladung frisch gewaschener Kleidung befand. Er zog sie heraus. Viele Frauenklamotten. Aber dann entdeckte er ein Flanellhemd. Vermutlich gehörte es der Schwester, und nicht Daffy Duck. Es war viel zu groß für Darrin, aber es war kuschelig und warm.
»Hier. Zieh das an und lass uns deinen nassen Schlafanzug in die Maschine werfen.«
Darrin drehte ihm den Rücken zu und zog sich schnell um. Verschämt reichte er Adam den durchnässten Schlafanzug.
»Das ist schon okay. Du brauchst dich nicht zu genieren.«
»Dad sagt, ich bin eine Schwuchtel, weil ich noch immer ins Bett mache.«
Darrin fuhr mit einem seiner nackten Füße auf dem rauen Zementboden hin und her. »Er sagt, dass ich dumm bin und dass mein Hirn verkorkst ist, und dass ich deshalb nie gelernt habe, nicht ins Bett zu machen.«
»Du weißt, dass er nicht dein richtiger Vater ist, oder?«
Darrin nickte, dann blickte er über seine Schulter die Treppe hoch.
»Ja. Aber ich darf über meinen richtigen Dad nicht sprechen.«
»Warum nicht?«
»Mom sagt, dass er ein böser Mann war. Dass man ihn getötet hat.«
Typisch Fisch. Zu dumm, um zu
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