Fünf Freunde Auf Neuen Abenteuern
Weihnachtsferien
Die letzte Schulwoche war herangekommen und alle Mädchen der Elisabethenschule freuten sich schon auf die Weihnachtsferien. Anne setzte sich an den Frühstückstisch und wedelte mit einem Brief, den sie eben erhalten hatte.
»Schau«, sagte sie zu ihrer Kusine Georgina, die neben ihr saß, »ein Brief von meinem Vati - und ich bekam doch erst gestern einen von Mutti und ihm.«
»Hoffentlich keine schlechten Nachrichten«, sagte Georg.
Das Mädchen erlaubte es niemanden, sie Georgina zu rufen, und jetzt nannten sie sogar schon die Lehrerinnen Georg. Sie wirkte auch wie ein Junge mit ihrem kurzen, lockigen Haar und ihrem burschikosen Benehmen. Ängstlich beobachtete sie Anne beim Lesen des Briefes.
»Ach, Georg, wir können in den Ferien nicht nach Hause fahren«, sagte Anne mit Tränen in den Augen.
»Mutti hat Scharlach und Vati muss aus diesem Grund auch zu Hause bleiben. Wir dürfen deshalb nicht heim. Ist das nicht schrecklich?«
»Das tut mir aber wirklich Leid«, sagte Georg. Sie war genauso enttäuscht wie Anne, denn Annes Mutter hatte Georg und ihren Hund Tim eingeladen, die Weihnachtsferien bei ihnen zu verbringen. Vieles war ihr versprochen worden, was sie niemals zuvor gesehen hatte - ein Weihnachtsspiel, der Besuch eines Zirkus, ein Familienfest unter einem schönen Weihnachtsbaum.
Nun sollte aus alldem nichts werden.
»Was werden nur die beiden Jungen sagen?«, meinte Anne, die an ihre Brüder Julian und Dick dachte.
»Sag, was willst du denn nun in den Ferien machen?«, fragte Georg. »Hast du Lust, zu mir zu kommen und im Felsenhaus zu bleiben? Meine Mutter wird sich bestimmt freuen, dich wieder bei uns zu haben. Wir hatten in den letzten Sommerferien doch so viel Spaß.«
»Einen Augenblick, Georg - lass mich erst den Brief zu Ende lesen und sehen, was mein Vati meint«, sagte Anne und nahm den Brief wieder zur Hand. »Arme Mutti, hoffentlich geht’s ihr nicht zu schlecht.«
Sie las weiter und stieß dann einen Freudenschrei aus.
Georg und die anderen Mädchen warteten vor Ungeduld zappelnd auf den Grund ihres Jubels.
»Georg! Wir sollen wieder bei euch wohnen, aber - o Graus! -
wir bekommen einen Hauslehrer für die Ferien.
Es soll jemand da sein, der auf uns aufpasst und deine Mutter entlastet, und weil Julian und Dick im Herbst zweimal Grippe hatten und ziemlich miese Noten haben.«
»Ein Hauslehrer! Das ist ja das Letzte! Das bedeutet natürlich, dass ich auch Unterricht bekommen soll«, sagte Georg bestürzt. »Wenn meine Eltern mein Zeugnis sehen, heißt es büffeln. Ich bin ja schließlich auch das erste Mal in einer richtigen Schule. Kein Wunder, dass es da noch nicht so richtig klappt.«
»Das werden scheußliche Ferien, wenn dauernd ein Hauslehrer hinter uns herläuft«, meinte auch Anne trübsinnig.
»Mein Zeugnis wird zwar ganz gut ausfallen, aber es macht doch überhaupt keinen Spaß, wenn ihr drei dann in den Ferien lernen müsst und ich dauernd allein bin. Ich könnte mich allerdings mit Tim beschäftigen. Er wird wohl kaum Unterricht nehmen müssen.«
»Doch«, sagte Georg sofort, denn sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ihr geliebter Hund Tim jeden Morgen mit Anne auf und davon gehen sollte, während sie selbst mit Julian und Dick beim Lernen schwitzen müsste.
»Red doch keinen Unsinn, Georg, Tim kann doch keinen Unterricht bekommen«, entgegnete Anne.
»Aber er kann dabeisitzen, während ich büffle«, sagte Georg.
»Ich mag’s, wenn er bei mir ist. Um Himmels willen, Anne, iss doch deine Würstchen endlich auf! Wir sind fast alle fertig. Es kann jede Minute klingeln und du hast noch keinen Bissen gegessen.«
Anne sagte nur: »Ich bin so froh, dass meine Mutti nicht schwer krank ist«, und las den Brief eilig zu Ende.
»Vati schreibt, dass er auch an Dick und Julian geschrieben hat und an deinen Vater, ob er keinen Hauslehrer für uns weiß. So ein Mist! Das ist ja eine schöne Bescherung.
Georg, jetzt sei bloß nicht eingeschnappt, ich freue mich natürlich sehr auf das Felsenhaus und auf das Wiedersehen mit der Felseninsel - aber dort gibt es eben keine schönen Weihnachtsspiele, keinen tollen Zirkus und keine großen Familienfeste. Da ist so gar nichts los.«
Das Ende der Schulzeit rückte schnell heran. Anne und Georg packten ihre Koffer und genossen die Aufregung der beiden letzten Tage. Einer der großen Schulomnibusse fuhr vor und die Mädchen kletterten hine in.
»Auf zum Felsenhaus«, sagte Anne. »Komm her, du alter
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