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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Prolog
     
    »… Man wässere die Hirne eine gute halbe Stunde in mäßig warmem Wasser
und befreie sie sodann sorgsam von Häuten und Blutgefäßen. Nun hacke man sie klein
und vermische sie gut mit einer mittelgroßen Zwiebel, die man zuvor gerieben hat,
sowie einem in Milch eingeweichten, ausgedrückten Rundstück. Sodann füge man zwei
frische, ganze Eier hinzu und schmecke mit Salz und Pfeffer ab …«
    Trude legte das vergilbte, von Fettflecken
übersäte Schreibheft beiseite und schob ihre Lesebrille von der Nase. Sie konnte
sich beim besten Willen jetzt nicht auf dieses überbackene Kalbshirn nach Art der
letzten Köchin vom Schlossgut Berkenthin konzentrieren. Durch das große Fenster
wanderte ihr Blick gedankenverloren nach draußen.
    Wolkenfelder trieben gemächlich
über den Himmel und erlaubten hin und wieder der Sonne, ihre wärmenden Strahlen
zur Erde zu schicken. Der Wind spielte lässig mit den Zweigen des Pflaumenbaumes,
der in der Mitte der Wiese stand, und in den Blumenbeeten ringsum feierte der Frühling
sein Erwachen mit Tulpen, Narzissen, Stiefmütterchen und frischem Grün. Auf der
eingezäunten Weide fraßen sich drei Schafe langsam voran. Trudes Blick wanderte
über die Tiere zu dem Wäldchen dahinter, hin zu den angrenzenden Hügeln, auf denen
ein Trecker bei der Feldarbeit seine Bahnen zog.
    War es wirklich erst drei Tage her
seit sie in Erwartung ihrer Gäste unter dem Pflaumenbaum einen Moment innegehalten
und die sie umgebende Idylle genossen hatte? Sie konnte es kaum glauben. In diesen
drei Tagen hatte sich ihr ruhig dahinfließendes Leben, mit dem sie zufrieden, ja
glücklich war, in einen schmutzigen Strudel von Beschuldigungen und Lügen, von nagendem
Misstrauen und haltlosen Verdächtigungen verwandelt: Zuneigung hatte sich in Nichts
aufgelöst und jahrelang beschworene Freundschaften sich als leere Floskeln entpuppt.
Ob sie und Franz wohl wieder zu ihrem alten Vertrauen zurückfinden würden? Vielleicht
hatte sie selbst ja nie genug Vertrauen gehabt? Keine Ahnung. Die Schuld an dieser
hässlichen, niederdrückenden Situation trug jedenfalls allein Margot. Doch man würde
sie nicht zur Verantwortung ziehen können, denn Margot war nicht mehr hier. Sie
befand sich seit Sonntag schon in Lübeck, in einem perfekt temperierten Kühlraum
der Gerichtsmedizin. Starr und stumm.

1
     
    Die Hitze des Backofens ließ die kleinen, runden Teigstücke auf dem
Blech sich aufplustern und färbte ihre Oberfläche langsam goldgelb. Die Scones verströmten
eine betörende Duftmischung aus Vanille, Butter und Zitrone, welche die Küche zu
erfüllen begann. Sie mischte sich mit dem Aroma bittersüßer Sevilla Orangen, das
einer Tarte nach altenglischem Rezept entstieg, die bereits zum Auskühlen auf dem
Fensterbrett stand und kündete von bevorstehendem Genuss. Trude war ganz in ihrem
Element. Was gab es schöneres, als die Vorbereitung von köstlichen Speisen für die
Bewirtung von Freunden? Doch noch war es nicht so weit. Mit geröteten Wangen fuhr
sie zwischen Tisch, Spülmaschine, Spüle und Herd hin und her, zwischendurch dem
Hund ausweichend, der alt, ziemlich taub und fast blind, immer genau dort stand
oder lag, wo man ihn nicht vermutete. Nur sein Geruchssinn funktionierte noch ausgezeichnet
und wo er etwas zum Fressen vermutete, war er zur Stelle.
    »Mensch Lollo, irgendwann leg ich
mich wegen dir noch mal lang hier! Troll dich ins Körbchen!«
    Der Hund, die persönliche Ansprache
bemerkend, erhob sich, legte erwartungsvoll den Kopf schief und wedelte mit dem
Schwanz. Ansonsten blieb er, wo er war.
     
    »Ja, so ist das mit uns Alten. Erst lassen die Augen nach, dann die
Ohren und dann brauchst du ein Ersatzteil am andern …«
    »Na Elsbeth,
fishing for compliments? Du kannst dich doch wirklich nicht beklagen – fünfundsiebzig und fit
wie’n Turnschuh. Du fährst Fahrrad, schwimmst fast jeden Tag in der grauenhaft kalten
Ostsee, lernst Englisch, spielst Theater und was du sonst noch alles so treibst.
Und mir nimmst du auch noch eine Menge Arbeit ab. Da kenne ich aber andere …«
    Trudes Worte bewirkten, dass sich
ein erfreutes Lächeln auf dem Gesicht der alten Dame ausbreitete. Sie strich sich
eine Strähne ihrer silberblonden Haare aus dem gebräunten, immer noch jugendlich
wirkenden Gesicht und murmelte nicht ohne Stolz: »Na ja, es könnte einem schlechter
gehen.«
    »Siehst du! Und das wird auch so
bleiben, denn schließlich wirst du hier gebraucht. Olli und Franz brauchen

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