Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
Luft.
»Sie könnten behaupten, dass wir das Geld konfisziert haben. Er kann es nicht überprüfen und Sie sind fein raus.«
Außer den Anklagen wegen versuchten Mordes und Überfall. Aber das brauchte er ja jetzt nicht zu wissen. Roy schien tatsächlich über ihr Angebot nachzudenken, bis Rachel sich wieder in seinen Armen zu winden begann.
»Schlag mich noch einmal, Schatz. Bitte. Ich tue alles, was du willst.«
Sie öffnete nicht einmal ihre Augen, während sie ihre Hüften gegen Roys Becken presste und ihm in den Schritt fasste. Das Motorradbrummen wurde lauter. Lucy hörte, dass es sich um mehr als nur ein Motorrad handelte. Mist. Hoffentlich waren Bob und seine Kollegen schon unterwegs und beeilten sich.
»Also Roy, was sagst du?«, rief sie, bevor Rachel den Mann noch weiter ablenken konnte. »In meinem Gewahrsam sicher das Feld räumen oder Leon und seinen Kumpels allein gegenübertreten?«
»So oder so, ich bin so gut wie tot«, seufzte er und senkte die Waffe. Lucy dachte schon, er wollte sich ergeben, als das erste Motorrad um die Ecke kurvte und durch den Kies heranpreschte. Ein zweites folgte. Der Fahrer des ersten Motorrads war ein glatzköpfiger Mann, dessen Bizeps dicker als Lucys Oberschenkel war. Er überblickte die Situation blitzschnell. Wahrscheinlich hatte ihn einer von Roys netten Nachbarn informiert. Er zückte eine halbautomatische Mac-10-Maschinenpistole und richtete sie auf das Mobilheim. Dabei drehte er das Handgelenk zur Seite, wahrscheinlich hatte er zu viele Gangsterfilme gesehen. »Du mieser kleiner Verräter!«, brüllte er.
Jetzt richtete auch Roy seine Waffe auf die Motorradfahrer – mittlerweile waren es vier – und plötzlich flogen Lucy von allen Seiten die Kugeln um die Ohren.
Jenna umklammerte wieder ihre Waffe und lehnte sich aus dem Fenster. Aber sie wusste nicht, auf wen sie zielen sollte. Roy rannte hektisch auf die Tür des Mobilheims zu. Jenna musste ihm zugestehen, dass er erst Strohmeyer ins Innere bugsierte, bevor er hinter der Tür eine Remington-Repetierflinte hervorholte. Die Kugel seines ersten Schusses riss ein faustgroßes Loch in den zweiten Motorradfahrer. Jenna legte den Rückwärtsgang ein. Es konnte weder die richtige Zeit noch der richtige Ort sein, wenn man sich im Zentrum eines Schusswechsels befand.
»Lucy, spring rein!«
Aber es war zu spät. Lucy hatte schon unter dem Taurus Schutz gesucht. Jenna fixierte ihr Ziel und holte den ersten Motorradfahrer von seiner Karre, aber nun feuerten die beiden anderen auf Roy, das Mobilheim und auch auf Jenna. Die Geschosse prallten gegen den Taurus. Roy stolperte, während er die Remington nachlud. Jenna jonglierte ihre Waffe und ihr Mobiltelefon. Sie rief noch einmal nach Verstärkung. Man versicherte ihr, Unterstützung sei unterwegs. »Schneller, verdammt noch mal!«
Sie drückte noch zweimal ab; beide Male verfehlte sie ihr Ziel. Sie schob es auf den Seitenspiegel, den sie zum Zielen benutzte, während sie sich im Wageninneren so tief wie möglich unter das Fenster duckte und so weit wie möglich unter das Armaturenbrett quetschte. Dann fiel noch ein weiterer Motorradfahrer zu Boden. Allerdings nicht, weil man ihn getroffen hatte, sondern weil Roy seinen Vorderreifen zerlegt hatte. Das erzürnte die Biker mehr, als dass es sie eingeschüchtert hätte, und sie ballerten eine neue Runde auf Roy.
Sie hatten ihre Maschinenpistolen illegal frisiert, weswegen die Zielvorrichtung ungenau war. Nur das Küchenfenster des Mobilheims erlitt einen Treffer und zerbarst in tausend Scherben. Aber dann war da ein verhaltenes Brummen. Es klang wie das Fauchen eines Pumas kurz vor dem Absprung. Voller Furcht sah Roy hinter sich.
»Du Hurensohn!« Sein Schrei wurde von dem Feuerball unterbrochen, der das Mobilheim abdeckte.
Die Stoßwelle erschütterte den Taurus und der Lärm war ohrenbetäubend. Jenna spähte über das Armaturenbrett und hoffte, dass Lucy unversehrt war. Roy ging zu Boden und rollte zur Seite. Dabei entglitt ihm seine Waffe, aber wie durch ein Wunder traf ihn keines der herumfliegenden Trümmerteile. Zwei der Motorradfahrer hatten nicht dasselbe Glück. Sie lagen unter der Vorderwand des Mobilheims. Einer schaffte es mühsam, sich aufzurichten. Blut lief ihm das Bein herunter. Allerdings wurde ihm der Fluchtweg von einem Streifenwagen abgeschnitten. Hilfssheriff Bob zu Diensten.
Schüsse fielen jetzt keine mehr. Jenna richtete sich auf und wand sich aus dem Wagen. Sie rannte zu Bob, um ihm zu
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