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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Verankerung der dicken Holzpfähle. Durch das so entstandene Tor schlüpften drei Russen und betraten ohne Zögern deutsches Gebiet, bummelten am Waldrand herum, verschwanden ein paarmal zwischen den Stämmen und kehrten dann zurück. Sie winkten ihren auf tschechischem Gebiet wartenden Kameraden zu und schwenkten die Mützen.
    Seht, wir sind im kapitalistischen Westen! So einfach ist das! Wenn das die Germanskij wüßten! Brüderchen, macht ein Foto von uns, wie wir heimlich Deutschland erobern!
    Sie stellten sich auf deutschem Gebiet am Waldrand auf, hakten sich unter, grinsten und ließen sich von einem Unteroffizier am Zaun fotografieren. Dann kamen sie zurück, stellten das Zaunstück an den alten Platz und schlängelten sich durch den Todesstreifen wieder zum Wachtturm. Lachen und Gejohle empfing sie. Die Küche hatte an diesem Abend Alkohol ausgegeben.
    Muratow sah Pilny mit einem zufriedenen Grinsen an.
    »Das ist ein Glück«, sagte er und drehte sich auf den Rücken. »Ein beweglicher Zaun. Wer hätte das gedacht. Ein Spaziergang wird's morgen früh werden. Wir kennen den Weg durch das Minenfeld, und nun haben wir sogar eine Tür nach Deutschland. Einfacher geht es nicht.«
    »Das ist wirklich ein Zufall.« Pilny starrte hinüber zu dem Zaun. Er schätzte noch einmal die Entfernung und dachte daran, wieviel die Russen an Zeit gebraucht hatten vom Wachtturm bis zu dem beweglichen Verhau. Er hatte mit der Uhr genau ihren Weg verfolgt. »Rechnen wir unsere natürliche Unsicherheit ab … wir könnten in 12 Minuten drüben sein.«
    »Vom Telefonkasten ab …«
    »Ja.«
    »Wir sollten noch etwas schlafen.« Muratow legte den Arm um Pilnys Schulter. Umschlungen lagen sie nebeneinander im Gras.
    Es gibt Freundschaften, die keine Worte brauchen.
    *
    Tschernowskij und Valentina Kysaskaja erreichten Prag in der Abenddämmerung. Golden lag die untergehende Sonne über den hundert Türmen und den Dächern der Altstadt, spiegelte sich wie ein Feuerreigen in der Moldau, überzog den Hradschin, die alte Burg, wie mit Goldstaub und ließ die Brücken über den Fluß wie feinste, aus Edelmetall geschnitzte Kunstwerke schimmern.
    Sie kamen so spät in Prag an, weil Tschernowskij unterwegs in einem Waldstück abgebogen und über eine Wiese hinunter zu einem Bach gefahren war. Dort hielt er, sprang aus dem Jeep und riß die Decken von Valentinas Körper.
    »Ich schlage vor, du wäschst dich erst einmal«, sagte er und betrachtete den blutverschmierten Rücken Valentinas. »Auch macht es keinen guten Eindruck, wenn ich dich nackt durch die Straßen fahre. Dein Körper ist zwar bewundernswert, aber er gehört nicht zur Ausrüstung eines sowjetischen Offizierswagens.«
    Valentina blieb auf dem Rücksitz liegen und starrte ihn haßerfüllt an. Eine so große stumme Todesdrohung schrie aus ihren dunklen Augen, daß Tschernowskij unwillkürlich die Schultern hob.
    »Der Fall ist abgeschlossen, Valentina Konstantinowna«, sagte er hart. »Nun beginnt der Alltag wieder. Wir werden morgen nach Moskau fliegen und uns bei General Ignorow melden. Einen Urlaub haben wir uns verdient, das werde ich dem gelben Zwerg in seiner Zeitungshöhle klarmachen. Dann werden wir irgendwohin fahren, wo wir allein sind und uns aneinander gewöhnen können. Ich weiß am Kaspischen Meer eine einsame Sandbucht mit nur sieben Fischerhäusern … ein Paradies für Liebende!« Er beugte sich über Valentina. Ihr Körper krampfte sich zusammen, wie bei einer Katze, die sich zum Sprung duckt. »Wir werden Prag und diese widerwärtigen Tage vergessen, mein schwarzes Schwänchen; wir werden ein neues Leben beginnen –«
    Sie schwieg verbissen und wandte nur den Kopf brüsk weg, als sich Tschernowskij tiefer zu ihr beugte, als wolle er sie küssen.
    »Rühr mich nicht an«, sagte sie dumpf.
    Tschernowskij richtete sich auf und zeigte auf den über abgeschliffene runde Steine plätschernden Bach.
    »Wasch dich!«
    »Warum?«
    »So kannst du nicht nach Prag.«
    »Jeder soll sehen, welch ein Satan du bist!«
    »Was heißt jeder? Wen interessiert es? Die Tschechen? Sie haben genug zu tun mit Demonstrationen gegen uns, mit Streiks, mit passivem Widerstand. Glaubst du, sie sehen ein Mädchen im Wagen eines Offiziers an? Sie bespucken dich höchstens als Russenhure. Und unsere Leute? O mein Täubchen, wer wird die Augenbrauen hochziehen, wenn ein Genosse Oberst ein nacktes, blutbeschmiertes Mädchen auslädt? Weggucken wird man und sich denken: Sieh an, sieh an, der

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