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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Grenzverletzung.«
    »Auch das kümmert die Russen einen Dreck. Glauben Sie, Ihretwegen wird um ›sieben Uhr zurückgeschossen‹ – wie es schon einmal so schön hieß und was gewaltig in die Hosen ging? Stalder, wir sind hier, um jeden Furz von drüben auf Tonband zu nehmen, aber nicht, um die Helden zu spielen. Es zahlt sich nicht aus! Und nun kein Wort mehr davon! Gehen Sie in die Auswertung und geben Sie mir durch, was die Iwans da drüben treiben –«
    Leutnant Stalder machte kehrt und ging hinüber zur Stabsbaracke. Dort ließ er sich von dem Ia-Schreiber, einem Feldwebel, die Liste der Bundesgrenzschutz-Außenstellen geben, merkte sich die Telefonnummer der Einheit, die den Grenzstreifen überwachte, über den die drei Flüchtlinge einsickern wollten und schloß sich dann in sein Zimmer ein.
    Die Verbindung war schnell hergestellt. Ein Hauptmann meldete sich und hörte sich, ohne Leutnant Stalder zu unterbrechen, geduldig den Bericht an. »Können Sie da etwas unternehmen?« fragte Stalder am Schluß. »Ich meine, wie kann man den dreien helfen?«
    »Kaum.« Der Hauptmann schien sich Notizen zu machen, er sprach undeutlich vor sich hin, – wie jemand, der seine geschriebenen Worte murmelnd begleitet. Dann wurde die Stimme wieder klar. »Ich werde morgen ab drei Uhr früh verstärkte Streifen laufen lassen. Das ist alles, was wir tun können. Und wir werden darauf achten, daß keine Grenzverletzung geschieht. Es ist schon vorgekommen, daß Flüchtlinge auf deutsches Gebiet verfolgt wurden.«
    »Dann werden Sie schießen?«
    »Nur Warnschüsse, mein Lieber. Ich setze mir doch keine Laus in den Pelz. Meldung nach Bonn und Schluß. Das andere sollen die Politiker machen. Mit scharfem Protest und viel Wind, den sich die Sowjets doch nur wie einen Frühlingshauch um den Hintern wehen lassen. Wissen Sie, mein Lieber, das Ganze ist wie billigstes Vorstadttheater. Moritat mit Leierkasten … man muß es eben schlucken. Auf jeden Fall verstärke ich die Streifen. Ihren drei georteten Flüchtlingen wünsche ich viel Glück.«
    Leutnant Stalder dankte und legte auf. Für eine Zigarettenlänge blieb er noch in seinem Zimmer und starrte gegen die kahle Barackenwand. Ich habe getan, was möglich war, dachte er dabei. Und doch kam er sich irgendwie mitschuldig vor an der Tragödie, die sich beim nächsten Morgengrauen in den böhmischen Wäldern vollziehen mußte.
    *
    Den ganzen Tag über lagen sie gut versteckt in der Schlucht und warteten. Die Stunden tropften träge dahin, es war heiß und schwül zugleich, wie in einem Backofen kamen sie sich vor. Pilny und Muratow zogen ihre Uniformjacken aus und lagen mit bloßem Oberkörper im Schatten. Auch Irena Dolgan hatte sich ausgezogen und etwas Kühlung an einem Hang gesucht, aus dessen Lößgestein träge, nur tropfenweise ein wenig Wasser lief. Ein Abfluß des in den Felsen gespeicherten Regens, ein mageres Naß, das in der heißen Sonne schnell verdunstete.
    Viermal unternahmen Pilny und Muratow an diesem Tag einen Erkundigungsgang zum Waldrand und zu den Wachttürmen. Vom letzten Anschleichen an die sowjetischen Gruppen kamen sie sehr nachdenklich zurück. Irena hatte in Blechbechern das karge Wasser aus dem Rinnsal aufgefangen und gab Pilny und Muratow zunächst etwas zu trinken.
    »Sie werden schon wieder abgelöst«, sagte Pilny und warf sich erschöpft auf den Rücken. Den halben Becher Wasser ließ er über sein heißes Gesicht und über die Brust laufen und verrieb es auf seiner dampfenden Haut. »Beim Turm links steht jetzt ein Panzerspähwagen im Gebüsch. Er kann von dort aus den ganzen Todesstreifen übersehen und mit seinen schweren Maschinengewehren abkämmen.«
    »Und auf den Turm rechts montieren sie seit zwei Stunden einen großen Scheinwerfer.« Muratow steckte sich eine Papyrossa an, die vorletzte in der langen Schachtel. »Morgen werden sie vielleicht die Grenze noch dichter machen. Es bleibt dabei … morgen früh müssen wir hinüber.«
    Als die Abendschatten über den Wald fielen, wurde zum letztenmal das Gepäck durchgesehen und alles weggeworfen, was für diesen letzten Gang unnütz war. »Wir können nicht mit einem Rucksack auf Streife gehen«, sagte Muratow. »Wir können nur mitnehmen, was in die Taschen geht. Ein Sowjetsoldat mit Rucksack, – das ist ein Witz.«
    Sie packten sich die Taschen voll, und es war hauptsächlich Munition und Verbandszeug, was sie mitnahmen. Alles andere war unwichtig. Drüben gab es zu essen und zu trinken, man

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