Blutige Nacht
ich mir gedacht, jetzt pass mal auf. Das ist ein wichtiger Abend für mich. Ich habe viele Freunde aus der Branche eingeladen. Wichtige Leute – nicht solche wie dich. Und das Letzte, das ich hier gebrauchen kann, ist, dass einer von denen auf die Idee kommen könnte, ich wäre ein unzivilisierter Rohling, weil ich irgendeinem Detektiv die Fresse polieren muss, der uneingeladen auf meiner Party aufkreuzt. So etwas sieht nicht gut aus. So erledigt man die Dinge nicht in Hollywood. Für mein Geschäft wäre es wahrscheinlich genauso schlecht wie für dein Gesicht. Kannst du mir folgen?«
»Ohne Probleme.«
»Gut. Also, in dem Versuch, eine verträgliche Lösung zu finden, hier mein Vorschlag. Ich gehe nach oben und lasse mir von diesem schicken jungen Knackarsch da drüben einen blasen. Du kannst noch etwas hierbleiben, dir einen neuen Drink holen, etwas quatschen, ganz egal. Aber wenn der Drink leer ist, bist du raus hier. Denn wenn du immer noch hier herumschnüffelst, nachdem mein Kleiner einen geblasen bekommen hat, dann werfe ich alle meine Bedenken über Bord und nehme dich so richtig übel ran. Capiche?«
Es stimmt, was man über Vampire sagt, dass sie ihre Kräfte nicht gegen ein Opfer in dessen Haus verwenden oder benutzen können, solange sie nicht dorthin eingeladen wurden. Ich weiß nicht, warum es so funktioniert oder wer die Regeln dafür erstellt hat, aber es ist einfach so. Ich bin uneingeladen aufgetaucht, doch Vin hat das gerade selbst geändert – »noch etwas hierbleiben« hat dafür ausgereicht. Jetzt ist alles möglich.
»Tut mir leid«, sage ich und schaue an dem doppelten Monster-Spiegelbild vorbei, das mir von den getönten Gläsern seiner Ray-Ban entgegenstarrt. »Ich kann kein Italienisch.«
Vins hässliches Grinsen macht jetzt die Nulldiät, es wird dünner und weißer und hässlicher, wie ein magersüchtiges Mädchen. Einen Moment lang glaube ich, er knallt mir sofort eine, doch man muss ihm lassen, dass er sich unter Kontrolle hat. Es verlangt ihm alles ab, was er aufbringen kann – aber er beherrscht sich.
»Fast hoffe ich, dass du noch hier bist, wenn ich zurückkomme. Ganz ehrlich«, sagt er, geht einen Schritt zurück und rückt seinen Krawattenknoten zurecht. »Es könnte sich lohnen, dich nachher noch hier zu haben. Aber das ist jetzt deine Entscheidung.«
Damit dreht er sich um und geht zur Blondine mit dem sexy Hintern, die sofort aus ihrem Schlafmodus erwacht und gemäß den Befehlen ihrer Programmierung anfängt zu säuseln und sich an ihn zu schmiegen. Ich beobachte, wie Vin sie die Wendeltreppe hinaufführt und oben mit ihr verschwindet.
Ich zünde mir eine Zigarette an und übersehe geflissentlich die empörten Blicke des gesundheitsbewussten Hollywood-Klüngels. Eine viel zu dünne Brünette, die »Möchtegern-Schauspielerin« quer über die Stirn geschrieben trägt, nimmt davon Notiz und schlendert zu mir herüber.
»Das sieht ja mal gut aus, haben Sie eine übrig?«
Ich schüttle eine heraus und zünde die Zigarette für sie an.
»Danke.« Sie bläst den Rauch aus. »Eigentlich habe ich damit aufgehört. Diese Dinger bringen einen um, wissen Sie?«
»Schon in Ordnung«, sage ich. »Ich bin schon tot.«
Sie lacht, glaubt, ich mache Witze. Ich lasse sie in dem Glauben.
»Sie sind lustig.« Darauf kann ich nichts erwidern, also nicke ich nur und lächle.
»Was machen Sie beruflich?«
»Ich salze Schnecken«, sage ich und lasse meine Zigarette im letzten Schluck Champagner in meinem Glas aufzischen. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen.«
Ich gehe nach oben. Der Gang ist lang und dunkel. Kunstvolle Perserteppiche hängen von den Wänden. Ich öffne zwei Eichentüren, die zu leeren Schlafzimmern führen. Dann sehe ich nach, was sich hinter der dritten Tür befindet.
Ich betrete einen geschmackvoll dekorierten Raum, vollendet durch einen französischen Balkon, naturreine Hartholzböden, einen antiken Schreibtisch aus Ahornholz und ein großes Himmelbett, in dem mein neuer Freund, wie angekündigt, mit der Blondine »Angel den Aal« spielt. Beide sind so sehr damit beschäftigt, dass sie mich nicht hereinkommen hören.
Ich schlendere zum Bett hinüber, wo die Lady auf dem Boden kniet, den schwarzen Cocktaildress als platten Reifen um ihre angespannten Bauchmuskeln. Ich bücke mich, fasse sie am Ellbogen und ziehe sie nach oben. Ihre aufgespritzten Lippen lösen sich mit einem schlabberig-saugenden Plopp von Vins kleinem blaulila Pimmel, als ich sie auf
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