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Blutige Nacht

Blutige Nacht

Titel: Blutige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor O. Munson
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zuvor, folgte ich meinem Revolverlauf über den unebenen Holzboden des Gangs. Mit jedem Schritt wurde der Geruch nach Blut stärker, und mit ihm wuchs auch mein Drang, mich zu verwandeln.
    Der Gang machte einen Bogen nach rechts, und ich tat es ihm gleich. Direkt vor mir drang Licht durch einen schmalen Spalt am Fuß einer massiven Eichentür. Ich bewegte mich darauf zu. Der intensive Geruch nach Blut sagte mir, dass sich irgendwo dahinter ein frischer Leichnam befinden musste. Wenn alles so ablief wie geplant, dann müsste Brasher ebenfalls zugegen sein, läge erschlagen von seinem letzten Abendmahl bewusstlos dort.
    Ich atmete tief ein, schüttelte noch einmal den Kopf wie ein Fahrer, der krampfhaft versucht, hinter dem Steuer wach zu bleiben. Dann spannte ich den Hahn, drehte den Türknauf und trat ein.
    Der Raum war ein Schlachthaus. Rinnsale von frischem Blut tropften an den Wänden herunter und sammelten sich in Pfützen auf dem Boden. Möbelstücke und Lampen waren umgeworfen, als hätte hier ein Kampf auf Leben und Tod stattgefunden. Hatte es wohl auch. Auf dem Boden neben dem großen Kamin lag der ausgeweidete Leichnam eines fünfzehn- oder sechzehnjährigen Teenagers. Alles war genau so wie erwartet. Nur eine Sache fehlte in diesem Szenario: Brasher.
    Ich wusste, ich sollte jetzt gehen. Ich brauchte Zeit, um mich zu erholen und Plan B auszuarbeiten, wie ich Brasher finden und umbringen konnte, aber die Verlockung von so viel Blut war unwiderstehlich. Vielleicht könnte ich ja einfach etwas davon kosten? Wem würde das schaden? Der Teenager war bereits tot. Welchen Nutzen er auch immer für diesen süßen roten Nektar gehabt hatte, war jetzt nicht mehr relevant. Ich würde mir nur einen kleinen Schluck genehmigen. Nicht so viel, dass ich schläfrig würde. Nur ein kurzes Nippen. Dann wollte ich mich wieder meiner Arbeit zuwenden.
    Unfähig, mich davon abzuhalten, ging ich zu dem Leichnam und kniete mich neben ihn. Bebend vor Verlangen legte ich den Revolver aus der Hand, beugte mich nach vorn und legte meine Lippen auf den blutverschmierten Hals. Erst als ich das quälende Husten über mir hörte, wurde mir klar, dass es sich um eine Falle handelte. Natürlich. Welcher Vampir, der etwas auf sich hielt, würde gutes Blut einfach so an den Wänden verteilen? Keiner, es sei denn, er wollte damit einen anderen Vampir zu sich locken.
    Bescheuert.
    Zu spät sah ich Brasher, vollständig verwandelt, der über mich gebeugt dastand wie eine weiße Spinne an der Deckenleuchte einer hohen, gewölbten Decke. Zu spät griff ich zum Revolver. Einfach verdammt noch mal zu spät.
    Brasher stürzte sich mit einem hässlichen Knurren auf mich. Er ließ sein ganzes Gewicht auf meinen Rücken fallen und drückte mich hart auf dem toten Teenager zu Boden. Ich ächzte, als eine meiner Rippen mit einem saftigen Knacken brach. Es tat weh, glauben Sie ja nicht, dem wäre nicht so. Einen Moment lang steckte ich so fest, hilflos wie ein Schmetterling im Schaukasten, aber dann ließ der Druck nach, und ich streckte mich in Richtung meines Revolvers. Meine Finger tasteten danach, schlossen sich schließlich um ihn. Verzweifelt rollte ich mich herum, um ihn abzufeuern, aber Brashers krallenbesetzte Faust traf mich am Kiefer und brachte mich dieses Mal rücklings zu Boden. Noch ehe ich reagieren konnte, streckte er sein Bein aus und kickte den Revolver aus meiner Hand. Laut polternd flog er über den gebohnerten Holzfußboden außer Reichweite. Coraline hatte recht, trotz seines Alters war er unglaublich schnell und kräftig. Das also war eine Tötungsmaschine. Ich hatte ein ernsthaftes Problem und war mir dessen durchaus bewusst.
    Ich versuchte, nach hinten zu kriechen, hielt aber sofort inne, als sich eine knochige Hand schraubenartig um meine Luftröhre schloss. Brashers hässliches, missgebildetes Gesicht – ganz knöchern und bedrohlich – tauchte direkt vor mir auf, dann hob er mich hoch, bis die Sohlen meiner Lacklederschuhe etwa zehn Zentimeter über dem Boden schwebten. Das ist eine ganz gute Nummer, solange man nicht derjenige am anderen Ende der Hand ist. Er hielt mich dort fest, seine blutunterlaufenen Augen sahen mich prüfend an, als wäre ich ein interessantes Exemplar in einem Labor.
    »Du bist also derjenige, zu dem sie sich immer hinausgeschlichen hat«, sagte er, die Worte flüchteten schludrig und undeutlich durch die Lücken in seinem entsetzlichen, zahnbestückten Mund. Sein Atem roch nach Blut und Verfall. »Du

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