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Blutige Nacht

Blutige Nacht

Titel: Blutige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor O. Munson
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hat, und jetzt stellt sich heraus, dass ich nicht einmal das habe. Eine gründlich erteilte letzte Lektion. Es ist an der Zeit.«
    So, wie er dort saß, zusammengesackt und geknickt, wusste ich, dass er recht hatte. Er diente als abschreckendes Beispiel. Er hatte schon viel zu lange gelebt. Ich würde ihm mit seiner Ermordung einen Gefallen tun.
    »Wie hättest du es gern?«, fragte ich.
    »In meinem Alter gibt es viel zu wenig Unerwartetes«, sagte er. »Warum überraschst du mich nicht einfach?«
    Der Holzpflock aus Haselnussholz, den Coraline mir gegeben hatte, steckte noch immer in meinem Gürtel. Ich nahm ihn heraus, ging zu ihm hinüber und plazierte die Spitze auf dem Satinstoff seiner Jacke, genau über seinem Herzen.
    »Wenn ich dir noch einen letzten onkelhaften Rat geben darf«, sagte er. »Wenn du gleich fertig bist, dann rate ich dir, etwas von meinem Blut zu trinken.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Zu deinem eigenen Besten. Ich habe Coraline gemacht. Sie hat dich gemacht. Mit meinem Blut in deinen Adern wird es ihr nicht möglich sein, in deine Gedanken einzudringen, so wie ich es bei ihr gemacht habe. Dann seid ihr auf gleicher Augenhöhe.«
    »Warum bist du so darauf bedacht, mir zu helfen?«
    »So, wie ich das sehe, sind wir beide hier die Opfer. Wenn dir klar wird, dass ich in Bezug auf sie recht hatte, dann wirst du sie umbringen. Aber nur, wenn sie nicht weiß, was du vorhast, und dir zuvorkommt.«
    »Du täuschst dich in ihr, alter Mann«, sagte ich.
    Brasher lachte gönnerhaft, und ich rammte den Pflock durch die spröde, brüchige Brustplatte tief in sein Herz, um sein Pochen, wie auch alles andere, verstummen zu lassen. Es muss weh getan haben, aber ihm entwich nur ein sanftes Keuchen, als seine neidvollen Augen, die bereits alles gesehen hatten, weit wurden und er wie ein einstürzendes Zelt auf dem Boden zusammenfiel.
    Diese Augen starrten mich unumwunden an, als ich heranrückte, ihn in den Hals biss und von ihm trank. Sie sahen mich an, als ich ihn auf den Arm nahm und zum Kamin trug, wo ich ihn wie eine Marionette in einer Schachtel zusammenlegte. Sie betrachteten mich, als ich ihn mit Öl überschüttete und ein Streichholz anzündete. Selbst als seine Kleidung Feuer fing und sein Fleisch verkohlte und zerfloss …
    … sahen sie mich noch immer an.

Kapitel 18
    D as Klopfen an der Tür bedeutet den Übergang von einem Alptraum zum nächsten. Ich stehe auf. Sage dem Hämmernden, er solle sich im Zaum halten. Ziehe mich an. Als ich schließlich die Tür öffne, stehen zwei Beamte der Mordkommission vor der Tür. Einen davon erkenne ich nicht. Den anderen schon.
    »Detective Coombs«, sage ich mit gezwungenem Lächeln. Was für ein Glücksfall. Die Stadt ist voller Mordermittler, und ich treffe zweimal in derselben Woche auf Coombs.
    »Das stimmt. Woher wissen Sie das?«
    »Ihre Nachricht«, sage ich und hoffe, es gab eine.
    »Ach ja, richtig. Sie … äh …« Er schaut in seine Notizen. »Sie sind Michael Angel?«
    Ich nicke und versuche, ihm mit meinem verbindlichsten Händedruck zu vermitteln, dass ich einer von den Guten bin.
    »Oh, wow, Sie haben aber kalte Hände.«
    »Schlechte Blutzirkulation«, sage ich und verzichte darauf, zu erwähnen, dass ich die letzten zwölf Stunden in einer Tiefkühltruhe zugebracht habe.
    Coombs nickt, und ein verwirrter Ausdruck huscht über sein teigiges Gesicht. »Haben wir uns schon einmal getroffen?«
    »Ich glaube, daran würde ich mich erinnern«, sage ich.
    Da Coombs tut, was er tut, und ich tue, was ich tue, ist es wohl ganz normal, dass wir von Zeit zu Zeit aufeinandertreffen. Aber die Tatsache, dass dieser Besuch unserem letzten so dicht auf den Fersen folgt, macht mich etwas nervös. So richtig nervös, wenn Sie es genau wissen wollen.
    »Hey, wo habe ich nur meine Manieren gelassen? Das ist mein Partner, Detective Elliot«, sagt Coombs.
    Ich schüttle Elliots Hand und mustere ihn, genau wie er mich. Er ist jünger und dünner als Coombs und hat ein Gewirr von braunen Locken, aus denen das Grau noch immer herausgejätet werden könnte. Was seinem Gesicht an Kinn fehlt, wird mit seiner Nase wettzumachen versucht. Der Gesamteindruck resultiert darin, dass sein Kopf kopflastig wirkt. Die beiden zusammen könnten unterschiedlicher nicht sein. Das Einzige, was sie miteinander gemein haben, sind die billigen Anzüge und das nach Speck riechende Aftershave.
    »Macht es Ihnen etwas aus, uns hereinzulassen?«
    »Es ist so, dass ich gerade

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