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Blutige Nacht

Blutige Nacht

Titel: Blutige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor O. Munson
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eintreten.«
    Brashers nächster Hustenanfall inklusive Abtupfroutine dauerte so lange, wie man brauchte, um ein Pint zu trinken. Ich wartete, bis er geendet hatte, dann fragte ich ihn: »Und was war das?«
    »Sie hat mir gesagt, entweder solle ich sie in das verwandeln, was ich bin, oder sie würde direkt zur Polizei gehen und denen erzählen, ich hätte versucht, sie zu vergewaltigen und zu ermorden.« Er lächelte wie ein stolzer Papa. »Kannst du dir das vorstellen? Sie hat versucht, mich zu erpressen.«
    »Was hast du getan?«
    »Ich habe ihr gesagt, es gäbe eine Möglichkeit, an die sie nicht gedacht hätte. Dass ich sie geradewegs dort, wo sie stehe, umbringen könne, wenn mir danach wäre.«
    »Und?«
    »Und dann zeigte sie mir den Revolver. Genau den dort, glaube ich.« Er deutete hinter mich, wo der Revolver an einem Tischbein liegen geblieben war. »Sie hat ihn mir gezeigt und gesagt, sie hätte für jeden Schritt, den ich in ihre Richtung machen würde, eine Kugel parat. Was für ein mutiges kleines Biest. Tja, wie sollte ich einem solchen Vorschlag widerstehen?«
    »Also hast du sie verwandelt.«
    »Habe ich.«
    »Komisch, das ist nicht die Version, die ich gehört habe.«
    »Hast du sie gehört, oder hast du sie gesehen?«
    Der Ausdruck auf meinem Gesicht war Antwort genug. Brasher nickte. »Das habe ich mir gedacht. Du hast gesehen, was sie dich sehen lassen wollte, mehr nicht.«
    »Netter Versuch«, sagte ich.
    »Glaubst du, ich würde Ausflüchte machen?«
    »Wenn das ein raffinierter Weg ist, um zu sagen, dass ich glaube, dass du nur Schwachsinn redest, dann ja, dann ist es genau das, was ich denke.«
    Brasher lächelte. »Vielleicht bin ich ja nicht der größte Tor hier. Ich weiß wenigstens, wenn ich an der Nase herumgeführt werde.«
    »Das glaubst du? Dass ich an der Nase herumgeführt werde?«
    »Natürlich. Sie brauchte dich, um mich zu töten, weil sie selbst es nicht tun kann, also hat sie dich davon überzeugt, dass ich ein Monster bin, dem der Garaus gemacht werden muss. So einfach.«
    »Da liegst du falsch.«
    Brasher lächelte mich nur an.
    »Warum erzählst du mir das alles. Warum bringst du mich nicht einfach um?«
    »Mein lieber Junge, warum um alles in der Welt sollte ich das tun? Du bist einfach nur eine Spielfigur in dem Ganzen. Dich umzubringen würde zu gar nichts führen, aber dich gegen deine eigene Königin aufzuhetzen, also das … das wäre eine Glanzleistung.«
    »Und wie willst du das bewerkstelligen?«
    »Indem ich dir ganz einfach die Wahrheit sage.«
    »Aha? Und was also ist die Wahrheit?«
    »Sie wird sich gegen dich stellen. Das plant sie bereits.«
    »Sag das nicht. Sag so etwas verdammt noch mal nicht! Du weißt gar nichts über uns beide.«
    Brasher wischte sich über die Lippen und sagte: »O doch. Als mir auffiel, dass sie sich hinausschlich, um sich mit jemand anderem zu treffen, konnte ich nicht widerstehen. Ich habe einen kurzen Blick in ihre Gedanken geworfen. Sie plant bereits, auch dich zu beseitigen.«
    Die mitleidige Art, wie er den Kopf schüttelte, kränkte mich, und zwar so richtig, das kann ich Ihnen sagen. Ich verlor die Beherrschung, streckte die Hand aus, packte ihn am Revers, zog ihn vom Stuhl hoch und schüttelte ihn heftig. »Du lügst!«
    »Du wärst nicht so sauer, wenn du tatsächlich davon überzeugt wärst.«
    »Nimm das zurück. Nimm es zurück, oder ich bringe dich um.«
    Ich knallte ihn mit voller Wucht gegen die Wand und löste damit einen erneuten Hustenanfall bei ihm aus. Da ich dachte, es wäre unhöflich, ihn dabei zu unterbrechen, stand ich da und wartete, bis er entweder starb oder sich erholte. Er erholte sich. Dann sagte er: »Ich akzeptiere.«
    »Wie bitte?«, fragte ich und ließ zu meiner Überraschung von ihm ab.
    Befreit ging Brasher zurück zum Stuhl und setzte sich wieder. »Ich nehme deinen Vorschlag an. Du bist gekommen, um mich umzubringen, und ich erlaube es dir.«
    »Und warum zum Teufel willst du das machen?«
    »Du bist zu jung, um das zu verstehen, aber wenn man einen gewissen Punkt erreicht hat, weiß man, dass seine Zeit gekommen ist. Die besten Jahre liegen hinter einem – weit hinter einem in meinem Fall. Vampire leben sehr lange, aber selbst wir leben nicht ewig. Auch eine der Sachen, die einem nicht gesagt werden – dass, egal wie lange es dauert, man immer weiter verfällt. Ich verfaule. Löse mich von innen heraus auf. Coraline war das Einzige, das meinem Leben seit Ewigkeiten einen Sinn gegeben

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