Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
Vom Netzwerk:
Kohlenbrocken mit lautem Getöse in den Trichter und von da auf das nächste Band Richtung Warndt. Das einzige, was Bonhoff wahrnehmen konnte, war die große Aufregung, die unter den Männern herrschte.
    Nur wusste er nicht so genau, was diese Aufregung ausgelöst hatte. Trauer? Das konnte sich Bonhoff nicht vorstellen. So dick war niemand mit Dempler befreundet gewesen. Also was erregte die Männer wirklich?
    Plötzlich spürte er eine Hand an seiner Schulter. Erschrocken drehte er sich um.
    Hans Rach grinste ihn an. Bonhoff erschrak. Ihn hatte er vergessen.
    »Na, Mimose « , meinte er grinsend, womit er Bonhoff schon gleich dort hatte, wo er ihn haben wollte. Er hasste diesen Spitznamen.
    »Du musst uns nicht nachspionieren. Stell dich dazu!«
    Das Grinsen im Gesicht des Kollegen wirkte hämisch.
    Bonhoff schaute sich um und sah mit klopfendem Herzen, wie sich ihm auch die anderen Kameraden näherten.
    Sollte er jetzt erfahren, was mit Peter Dempler wirklich passiert war?

    Erik Tenes saß an seinem Schreibtisch und starrte auf den Kalender. Nur noch zwei Tage und die Kollegin Anke Deister würde aus ihrer Mutter-Kind-Kur zurückkommen. Er konnte ihre Rückkehr kaum noch erwarten. Sie hatten in den letzten sechs Wochen nur wenig miteinander telefoniert. Und wenn er sie endlich mal erreicht hatte, war Ankes Tochter Lisa die Hauptperson und musste Erik immer alles bis ins Detail berichten. Erik freute sich über die wiedergewonnene Lebensfreude dieses Kindes. In letzter Zeit war Lisa schwermütig geworden. Ankes Einsatz im Ausland hatte dazu beigetragen. Sie hatte ebenfalls unter der Verschlossenheit ihrer Tochter gelitten. Vermutlich war ihr deshalb diese Kur so wichtig worden – um das Verhältnis zwischen Mutter und Kind wieder zu verbessern. Und nach dem Geplapper der Kleinen zu urteilen, war ihr das gelungen.
    Nach Ankes Rückkehr aus dem Ausland waren sie sich näher gekommen. Es fühlte sich aber immer noch sehr zerbrechlich an. Anke wirkte verletzt und versuchte wieder Vertrauen in einen anderen Menschen aufzubauen. Erik wusste, dass sie bisher mit Männern kein Glück gehabt hatte. Vermutlich hatte er ihr zu viel über seine eigenen Verfehlungen erzählt und damit ihre Annäherung auf eine harte Probe gestellt. Er schüttelte über sich selbst den Kopf.
    Plötzlich ging die Tür auf und sein Vorgesetzter Jürgen Schnur spähte ins Zimmer.
    »Träumst du?«, fragte er.
    Erik schaute überrascht auf den Dienststellenleiter. Als er nichts sagte, fügte Schnur an: »Wir haben Dienstbesprechung! Schon vergessen?«
    Die hatte Erik tatsächlich vergessen.
    »Ich komme«, murrte er. Zu gerne hätte er noch einige Minuten weiter an Anke gedacht. Er folgte Schnur in dessen Büro.
    Dort saßen bereits alle beisammen und grinsten ihn an. Rasch schnappte er sich einen Stuhl und setzte sich, damit er die Blicke mit seiner Größe von einsfünfundneunzig nicht noch länger auf sich zog. Die Verspätung war ihm auch so schon peinlich genug.
    »Wir haben die ersten Ergebnisse der Spurensicherung«, begann Schnur, als endlich Ruhe in dem Büro herrschte. Dabei schaute er angestrengt auf einen Bericht, als hätte er Mühe, die Buchstaben darauf zu entziffern.
    »Aber sonst alles klar?«, fragte Erik mit einem süffisanten Grinsen in die Stille.
    »Wer lesen kann, ist klar im Vorteil«, fügte Andrea an.
    Nun lachten alle laut.
    Schnur wollte eine ernste Miene auflegen, doch das gelang ihm nicht. Zuerst verzog er nur leicht seine Lippen, bis er in das Gelächter einstimmte.
    »Ich lese hier einen Namen, den ich nicht zuordnen kann.«
    »Welchen Namen?«
    »Robert Ollig«, antwortete Schnur. »Wer ist das?«
    »Das ist der neue Teamchef der Spurensicherung«, erklärte Andrea. »Er hat die Nachfolge von Theo Barthels angetreten.«
    Schnur rieb sich über sein Kinn und meinte: »Schön, dass ich das auch mal erfahre.«
    »Theo wird erst zum Monatsende offiziell verabschiedet.«
    Schnur nickte und begann, über die Ergebnisse zu sprechen: »Der Tote ist eindeutig als Peter Dempler identifiziert worden.« Er schaute in die Runde und fügte an: »Jetzt stehe ich vor dem Problem, wer dafür zuständig ist, die Witwe zu informieren.«
    »Todesnachrichten werden in solchen Fällen von Vertretern des Betriebsrats überbracht«, meldete sich Anton Grewe zu Wort.
    »Gut zu wissen«, bekannte Schnur. »Dann müssen wir uns nicht darum kümmern.«
    »Was hättest du ihr auch sagen können?«, fragte Andrea. »Bisher gilt immer noch die

Weitere Kostenlose Bücher