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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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vorsichtig.
    »Ich rufe meine Kollegen«, sagte Schnur und begann zu telefonieren.
    »Ich habe gehört, dass Anton Grewe hier arbeitet«, funkte Bonhoff dazwischen. »Eigentlich wollte ich mit ihm sprechen.«
    »Kein Problem. Er ist ebenfalls auf dem Weg hierher. «
    Es dauerte nicht lange und Schnurs Mitarbeiter füllten den Raum.
    Bonhoff starrte jeden prüfend an, bis sein Blick an dem Mann mit den schwarzen Haaren hängen blieb. Sofort schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht.
    Der Polizeibeamte reagierte nicht.
    Dafür alle anderen in dem Büro. Alle ließen ihre Blicke zwischen den beiden Männern hin und her wandern und warteten, was nun kommen würde.
    »Erkennst du mich nicht mehr?«, frage Bonhoff.
    Anton Grewe richtete sich auf, schaute den schlanken Mann in verwaschenen Jeans und Baumwollhemd, das unter der schwarzen Lederjacke hervor lugte, an. Der Fremde trug seine dunkelblonden Haare sehr kurz geschnitten, was sein schmales Gesicht und vor allem seine lange Nase betonte. Die dunklen Augen des Besuchers sahen geschminkt aus, als habe er mit einem Kajal-Stift einen schwarzen Strich unter den Lidern gezogen. Es verlieh seinem Gesicht einen besonderen Ausdruck. Tiefe Lachfalten hatten sich um seinen Mund gebildet, den ein Dreitagebart einrahmte.
    Nach einigen Minuten schüttelte Grewe nur den Kopf und murmelte: »Tut mir leid.«
    »Ich bin es«, sprach der Mann weiter. »Mimose!«
    Grewe atmete hörbar tief ein.
    »Dieser Spitzname sollte dir doch etwas sagen«, sprach Bonhoff weiter. »Wir haben mal zusammen im Stoß gearbeitet.«
    Grewes Augen wurden groß. Alle starrten ihn an. Kein Geräusch unterbrach die Stille.
    »Jetzt erinnere ich mich«, stieß Grewe endlich aus. Er schüttelte den Kopf, schaute dabei jedoch nicht auf Michael Bonhoff, sondern auf den Boden. Trotzdem konnten alle sehen, wie sein Gericht rot anlief.

    Schnur fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Anton Grewe war ein ehemaliger Bergmann und er hatte nichts davon gewusst. Da stand er hilflos vor einem Todesfall in einer ihm völlig fremden Welt und in seinen eigenen Reihen befand sich ein Fachmann, der es nicht für nötig hielt, sein Wissen in die Ermittlungsarbeiten einzubringen.
    Das musste er mit Grewe besprechen. Während sich die Laune seiner Mitarbeiter um ihn herum verbesserte, weil sich alle über diese Enthüllung freuten, verdunkelte sich Schnurs Stimmung zusehends. Es war Andrea, die plötzlich innehielt und die anderen mit ihrer Mimik auf den Dienststellenleiter aufmerksam machte. Augenblicklich wurde es wieder ruhig.
    Grewe ahnte bereits, was in seinem Chef vorging. Also kam er ihm zuvor, indem er sagte: »Von April 1986 bis November 1990 habe ich als Bergmann auf der Grube Warndt gearbeitet.«
    »Du erinnerst dich aber plötzlich sehr genau an die Daten«, bemerkte Schnur bissig.
    Die Temperatur in dem Zimmer schien schlagartig zu sinken. Die Freude, die diese Neuigkeit zunächst ausgelöst hatte, war verschwunden. Alle Beamten wirkten betroffen. Bis auf Andrea. Mit einem Schmunzeln meinte sie: »Du wirst diese sprudelnde Quelle an Informationen über den Bergbau doch nicht schon gleich versiegen lassen, bevor sie eine Chance hatte, sich hier zu beweisen?«
    Verwirrt schaute Schnur auf die Mitarbeiterin. Seine Laune war schlecht. Er war der Chef. Und das sollten alle respektieren. Doch als er Andreas entwaffnendes Lächeln sah, spürte er, wie sein Widerstand brach. Wie schaffte diese Frau das nur? War es die lange Zeit, die sie beide sich schon kannten? Er schüttelte den Kopf und beschloss, bei Gelegenheit ernsthaft darüber nachzudenken. In diesem Augenblick stand für ihn jedoch im Vordergrund, dass Grewe ihn unwissend zur Grube geschickt hatte. Das konnte er nicht einfach so hinnehmen.
    »Über das Thema unterhalten wir uns später«, sagte er.
    Egal, wie sehr er sich dagegen sträubte – aber Andrea hatte recht. Er musste jetzt den Vorteil daraus ziehen.
    »Herr Bonhoff! Sie haben mir eben berichtet, dass Sie sich unter Tage in einer Position befinden, in der Sie interessante Beobachtungen machen konnten.«
    Der Angesprochene nickte.
    »Erzählen Sie uns bitte davon. Deshalb sind Sie doch hier, oder?«
    Bonhoff zog die Schultern ein, als müsste er sich vor einem Angriff schützen, nickte nervös und begann zu berichten: »Schorsch sprach davon, dass sich Pitt gestern Morgen äußerst seltsam benommen hätte.«
    »Mit Pitt meinen Sie Peter Dempler?«, hakte Schnur nach.
    »Genau«, antwortete Bonhoff.
    »Was

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