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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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haben wir dann das Bergamt im Nacken. Und zum anderen machen die Bergleute sofort dicht, wenn wir mit unseren Fragen kommen.«

Laut arbeitete sich der Walzenschrämlader durch das Kohleflöz hindurch. Während die am vorderen Ende der Maschine befindliche Walze den oberen, den Hangenschnitt vornahm, führte die hintere Walze, die deutlich niedriger lag, den Sohlenschnitt durch. So konnten pro Arbeitsgang fast drei Meter Kohleflöz gleichmäßig abgebaut werden – eine effektive Abbaumethode, die Michael Bonhoff immer wieder faszinierte.
    Und gleichzeitig betrübte – bei dem Gedanken, dass schon bald der gesamte Bergbau im Saarland stillgelegt werden sollte.
    Wie gewohnt bediente er zusammen mit zwei Kollegen die große, lärmende Maschine. Doch dieses Mal wurde seine Routine gestört, weil Paolo Tremante die Arbeit von Peter Dempler übernehmen musste. Demplers Aufgabe hatte darin bestanden, die schweren Hydraulikschilde an den abgebauten Teil anzupassen, damit der Raum zwischen Streb und Panzerförderer vor Einsturz geschützt blieb.
    Tremantes Anblick ließ Bonhoff an die Bergung der menschlichen Überreste zwischen Stahlseil und Seilscheibe denken. Normalerweise lenkte ihn die Arbeit ab. Aber heute war das unmöglich, weil gerade er fast täglich an Demplers Seite gewesen war.
    Tremante, den alle unter Tage »Amore« nannten, war ein ewiger Spaßvogel, der sogar mit der Lampe an seinem Helm versuchte, durch Zeichen Späße zu machen. Bonhoff ignoriere seine Grimassen. Im Grunde genommen konnte er noch nie über »Amores« Späße lachen. Und heute schon gar nicht.
    Mit lautem Getöse fielen die herausgeschnittenen Kohlebrocken auf den Panzerförderer, dessen starke Doppelketten sich unaufhaltsam bewegten. So beförderten sie die Kohle in die Fußstrecke am unteren Ende des Strebs, wo sie auf den Fußstreckenpanzer herabfiel, der sie mit ständig bewegenden schweren Ketten weiter transportierte.
    Bonhoff konzentrierte sich auf die große Maschine, die mit brachialer Gewalt die Meissel ihrer Walzen in die Kohlewand hineinstieß. Ein Teil des schwarzen Staubs wurde mit Wasserdüsen, die am Walzenschrämlader angebracht waren, gebunden und nach unten gezogen. Von der Kopfstrecke aus sorgten Bewetterungsrohre für Frischluftzufuhr.
    Die Zeit wollte an diesem Tag nicht vergehen. Die Männer arbeiteten mechanisch. Sie alle waren gut ausgebildet, sodass jeder die Aufgabe eines anderen übernehmen konnte. Das brachte Bonhof auf den Gedanken, dass sie alle entbehrlich waren. Kein schöner Gedanke.
    Störung am Bandstreckenpanzer!
    Durch den Strebfunk konnten die Männer deutlich hören, wie die Grubenwarte bekanntgab, dass die Förderung bis auf Weiteres stehen bleiben sollte. Für diesen Tag war die Schicht beendet.
    Bonhoff sah, wie sich Tremante dem Steiger Remmark anschloss. Die beiden Männer verließen mit schnellen Schritten den Streb in Richtung Fußstrecke, sodass Bonhoff keine Chance hatte, ihnen zu folgen.
    Er wartete eine Weile. Doch nichts geschah. Er blieb allein. Das Gefühl, nicht wirklich zu dieser Gemeinschaft zu gehören, hatte er schon lange. Immer wieder beobachtete er, wie sich die Jungs aus seiner Partie zusammenschlossen und diskutierten, ihn aber nicht daran teilhaben ließen.
    Bisher hatte ihm jedoch die Gewissheit genügt, dass er auf die anderen zählen konnte, wenn man in eine gefährliche Situation geriet. Auf diese Loyalität hatte er sich noch immer verlassen können.
    Bis jetzt.
    Mit mulmigem Gefühl folgte er den Männern aus seiner Gruppe. Er schlängelte sich durch das enge Fahrfeld an der Schrämmaschine vorbei zur Fußstrecke, um von dort auf die Hauptstrecke der sechsten Sohle zu gelangen. Als er in den Querschlag einbog, konnte er gerade noch sehen, wie die Kameraden im Zugang zum Bandberg II verschwanden. Das bedeutete, dass sie zur fünften Sohle fuhren, dorthin, wo Dempler verunglückt war.
    Ohne zu überlegen sprang er ebenfalls auf das Band, das in hohem Tempo durch den finsteren Tunnel fuhr. Seine Kopflampe hatte er schon vorher ausgemacht, um nicht bemerkt zu werden. Oben angekommen schwang er sich an eine der Ketten, mit denen die Bandkonstruktion am Ausbau befestigt war. Die Kopflampen seiner Arbeitskollegen konnte er schon von Weitem sehen.
    Sie standen neben dem Bandantrieb an der Bandwendeanlage. Eine Lampe hing direkt über ihnen, was es ihm leichter machte, die Bewegungen und Gesten seiner Kameraden zu sehen. Nur konnte er kein Wort verstehen. Am Abwurf fielen die

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