Blutige Verfuehrung 3
1. Schloss Bran
Die Nacht in meinem neuen Domizil auf Burg Bran war nicht gerade entspannend verlaufen. Ich hörte ständig Geräusche, die zwar leise, aber so fremd waren, dass sie meinen ansonsten tiefen Schlaf, empfindlich störten.
Als ich erwachte, stand bereits ein kleines Tablett mit einem Frühstück neben meinem Bett. Es bestand aus einem herrlich duftenden Tee, einem Glas Blut und einem Croissant mit roter Marmelade. Eine weiße Rose in einem Glas stand ebenfalls neben der Teekanne. Ich setzte mich auf und trank ein paar Schlückchen des heißen Tees, der meine Lebensgeister wieder zurück rief.
Heute war also der Tag, an dem meine Verwandlung stattfinden sollte. Das war der Gedanke, der mich beim Anblick des Glases mit dem Blut einholte. Gänsehaut kroch über meinen Rücken und ich zog die flauschige Bettdecke über meine Beine. Angst, wie ich sie noch nie gekannt hatte, schlich sich in meinen Kopf. War meine Entscheidung, ein Vampir zu werden wirklich richtig? Ich hatte die Weichen dafür gestellt und es gab kein Entrinnen. Schließlich war meine Familie ein Clan von Vampiren, was also blieb mir anderes übrig?
Ich dachte wieder an Nicholas. Er ahnte von all dem nichts und ich hatte schon wieder eine SMS von ihm erhalten, die mich daran erinnerte, dass ein 'Mensch' auf mich wartete. Jede neue Nachricht von ihm enthielt einen neuen Liebesschwur. War er wirklich so verrückt nach mir? Die eine Nacht, die wir zusammen verbracht hatten, war mir noch so deutlich in Erinnerung, dass ich in Gedanken daran sofort feucht wurde. Doch nicht nur mein Körper reagierte mit Verlangen nach seinen zärtlichen Händen und Liebkosungen. Auch mein Herz zog sich zusammen und wünschte sich nichts mehr, als ihn bei mir zu haben. Würde er zu mir halten, wenn er die Wahrheit erfuhr? Ich zweifelte sehr daran.
Meine Mattigkeit nahm von einer Minute zur anderen zu. Ich fühlte mich zerschlagen und schrecklich einsam. Niemand konnte mir einen Rat geben. Niemand nahm mich in den Arm, um mich zu trösten. Mareike fehlte mir schon jetzt. Sie war die Freundin gewesen, die mich immer aufgefangen hatte, ohne viel zu fragen. Wahrscheinlich würden sie heute abreisen. Auch Ben fiel mir wieder ein, der arme Ben, dem ich so übel mitgespielt hatte. Er hatte sich hoffnungslos in mich verliebt und ich hatte ihn nur ausgenutzt. Sein Blut war meine letzte Rettung gewesen und der Sex mit ihm hatte auch angefangen Spaß zu machen.
Was erwartete mich in dieser Hinsicht eigentlich im Kreis der Vampire? Würde meine Lust auf Männer und guten Sex nach meiner Verwandlung verschwinden? Diese Vorstellung beunruhigte mich zusätzlich, doch ich konnte meine Eltern nicht danach fragen. Das wäre wirklich zu peinlich. Aber vielleicht würde mir Orlando verraten, wie er es mit dem Sex hielt. Es gab noch immer viel zu viele Fragen, die es mir schwer machten, mich mit der neuen Situation abzufinden. Ich trank ein paar Schlückchen von dem Blut, das so verlockend vor mir stand. Das war natürlich Luxus pur, diesen wertvollen Stoff serviert zu bekommen, ohne selbst zubeißen zu müssen. Wie war das möglich? Doch ich beschloss, diese Frage vorerst auszuklammern. Ich würde sicher bald erfahren, woher das Blut kam. Es klopfte an meiner Türe.
Ich zog die Decke weiter über mich, bis bloß noch mein Kopf herausschaute dann rief ich:
"Herein!" Ein blasses Gesicht lugte vorsichtig durch den Spalt der Türe. Es war Orlando.
"Ist meine liebe Schwester schon wach?", sagte er, und schob sich durch den Türspalt ganz ins Zimmer. Seine Augen waren neugierig auf mich gerichtet, da ich außer meinem Kopf nichts preisgab. Er kam näher und holte sich einen der zierlichen Barockstühle. Dann setzte er sich mir gegenüber.
"Ich hoffe, das Blut hat dir geschmeckt. Es stammt von einer Jungfrau!", sein freches Grinsen strafte seine Aussage Lügen.
"Das glaube ich nicht!", sagte ich empört.
"Nein, das war auch nur ein Spaß.", sagte er schnell, vielleicht etwas zu schnell. Seine Stimme war dabei wieder ernst.
"Gefallen dir die Rosen?" fragte er und sah mir dabei tief in die Augen.
"Ja, danke, das war eine tolle Überraschung! Aber woher wusstest du, dass ich mich so schnell entscheide? Ich bin ja noch immer unsicher, ob ich diese Verwandlung wirklich will." – So jetzt war es heraus. Meine Angst konnte ich nicht länger verbergen. Orlando zog erstaunt seine Augenbrauen hoch. Dann stand er auf und setzte sich zu mir aufs Bett. Ich rutschte erstaunt etwas von ihm
Weitere Kostenlose Bücher