Blutinsel
Jalousien herunterließ und sich eine Zigarette anzündete.
» Was ist, Captain, gibt das ein Verhör, dann will ich einen Anwalt « , scherzte Brian.
» Machen Sie keinen Blödsinn! « , fuhr Stoddart seinen Untergebenen an. » Mir ist nicht nach Späßen, wir haben eine Leiche. «
» Eine Leiche, wo? «
» Draußen auf einer der Inseln « , entgegnete der Captain. » Commissioner Blight hat mich informiert. Der Tote wurde übel misshandelt, wahrscheinlich eine Art Ritualmord. Ich will, dass Sie und Ronsted den Fall übernehmen. «
» Cathy, das ist nicht Ihr Ernst, das ist doch mehr eine Sache für Hagen. «
» Hagen arbeitet zusammen mit Smith an der Rockwell-Sache und Jarwood hat Urlaub. Es bleiben nur Sie und Ronsted. «
» Aber Cathy ist erst ein halbes Jahr bei uns, außer ein paar Suiziden und einen Totschlag unter Landstreichern hat sie noch keinen Fall bearbeitet. «
» Deswegen will ich, dass Sie ihr unter die Arme greifen. Sie sind der Einzige hier im Squad, der wenigstens einigermaßen mit ihr zurechtkommt. Sie sind quasi ihr Mentor. «
» Ich bin Sergeant, und Cathy ist Lieutenant. «
Ein Hustenanfall schüttelte Stoddart ordentlich durch. Der Captain fasste sich an seine Brust, einen kurzen Augenblick schwieg er, ehe er einmal tief durchatmete. » Sie sollten nicht so viel rauchen, Captain, das tut Ihnen nicht gut. «
Stoddart lächelte zynisch. » Das sagt mein Arzt auch immer « , fuhr er fort. » Aber Spaß beiseite, Stockwell, Sie werden das Ding schon schaukeln, und Sie werden mir regelmäßig Bericht erstatten. So wie Blight mir sagte, leben auf der Insel genau zweiundfünfzig Menschen. Vier davon sind Mönche, der Master, ein gewisser Logan, hat die Leiche gefunden, und die Barbesitzerin hat uns verständigt. Die Frau des Toten fehlt ebenfalls. Sie ist wahrscheinlich über die Klippen gegangen. Vor der Küste stürmt es seit Tagen, und Blight schließt aus, dass jemand bei diesem Wetter mit dem Boot vom Festland übersetzen konnte. Bleiben also noch vierundvierzig Verdächtige, das scheint mir eine lösbare Aufgabe, selbst für Ronsted. «
» Ich komme auf einundfünfzig Verdächtige « , widersprach Brian Stockwell.
Der Captain schaute verdutzt. » Wieso einundfünfzig? «
» Es wäre nicht das erste Mal, dass Kirchenmänner jemanden um die Ecke bringen, und anrufen kann auch der Täter, der übrigens auch sein eigenes Opfer finden kann. «
» Dann wären wir bei fünfzig. «
» Vergessen wir nicht die Ehefrau « , entgegnete Brian. » Bevor sie nicht gefunden wurde, können wir ihre Täterschaft ebenfalls nicht ausschließen. «
» Na ja, gut, Sie werden das Ding schon schaukeln, und jetzt schicken Sie mir Ronsted. Aber kein Wort über unser Gespräch, verstanden! «
Knapp eine Minute später klopfte Cathy Ronsted an die Tür des Captains.
» Ja « , brüllte Stoddart.
Cathy kam herein. » Sie wollten mit mir reden. «
» Ja, richtig, nehmen Sie Platz. «
Cathy zog sich den Stuhl heran und rümpfte die Nase.
» Ich habe einen Mord auf einer Insel vor der Küste « , berichtete Stoddart und erzählte ihr alles, was er bislang darüber wusste. » Ich möchte, dass Sie die Sache übernehmen. Ich denke, nach einem halben Jahr bei uns dürfte das kein Problem für Sie sein. Stockwell wird Sie begleiten. «
» Okay. Mein erster Mordfall « , murmelte Cathy. » Gut. Ist die Küstenwache informiert oder muss ich mich selbst darum kümmern? «
» Ein Hubschrauber wird Sie und Stockwell morgen früh zur Insel bringen. Vorher lässt das Wetter keine Flüge zu. «
» Morgen früh, aber was ist mit der Sicherung des Tatortes, mit der Spurensicherung und … «
Captain Stoddart wischte Cathys Einwände mit einer Handbewegung einfach zur Seite. » Das Wetter kann ich auch nicht ändern. Es fahren keine Boote, und der Pilot weigert sich aus Sicherheitsgründen zu starten. Morgen gegen acht soll es aufklaren, vorher kommen weder Sie noch die Spurensicherung und auch der Coroner aus dem Yarmouth County nicht auf diese verfluchte Insel. Aber das ist auch gar nicht relevant, Sie werden das schon machen. Die Zahl der Verdächtigen ist überschaubar, und bei Ihren Fähigkeiten sehe ich darin kein Problem. Sie genießen mein vollstes Vertrauen, Miss Ronsted. «
Cathy blieb noch einen Augenblick lang sitzen und starrte mürrisch auf den Captain, der sich längst schon seiner Zeitung gewidmet hatte.
» Ist noch was? « , fragte er.
» Das mit dem Vertrauen ist so eine Sache « ,
Weitere Kostenlose Bücher