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Blutsbrüder

Blutsbrüder

Titel: Blutsbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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S-Bahn-Gleisen.
    »Kontrollfreak«, murmelt Alina und gibt ihm einen flüchtigen Kuss. Danach grinst sie ihn an und Darius zuckt zusammen. Sie mag ihn, natürlich mag sie ih n – keine Chance: Trotz allen Streits sind die beiden immer noch zusammen.
    Für Momente wähnt er sich hoch oben über dem Platz. Die Menschen und die Bahnen, die Gleise und Gebäude sind klein und zwischen den Verfolgern und ihnen, der flüchtenden Gruppe, meint er, den Abstand zu erkennen: in Metern und Sekunde n – das könnte reichen, denkt er.
    Beinahe ist Darius erleichtert, obwohl Simon »Weiter!« zischt und Richtung S-Bahn-Eingang rennt, obwohl die anderen mit ihm rennen, ähnlich gehetzt und überhastet: Marvin voran, Tomtom mit schon wieder offenen Schuhen, Jan-Niklas, groß und schlaksig, Alina, blond und hell.
    Nur Cora, dunkle Locken, stockt einen Moment erschrocken in der Bewegung. Hält inne wie gelähmt, als sich die Verfolger keilförmig auffächern, Meter um Meter aufholen, still wie große Schatten die Trambahngleise überqueren, die weißen Absperrgitter diesseits der Gleise übersteigen, darüberspringen und die Verfolgung aufnehmen, als hätten sie seit Wochen darauf gewartet.
    »Die kriegen uns nicht«, sagt Hakan.
    Er sagt es seltsam ruhig, als schwebe auch er über dem Platz, als fühle auch er, was Darius empfindet, als wisse auch er, was zu tun sei im Moment der Gefahr.
    Sie sehen einander an, nicken kaum merklic h – gemeinsam packen sie Cora an den Armen und ziehen sie hinter sich her, zerren sie die Treppen hinauf zum S-Bahnsteig. Kaum dass Darius die letzten Stufen hochspringt, fährt die Bahn wie angekündigt in den Bahnhof ein.
    Hinter Darius ist nur noch Alina. Sie ist am Fuß der Treppe gestolpert, hat sich das Knie angeschlagen, Hände und Unterarm aufgeschürft und blutet aus einem Riss am Ellenbogen. Sie zieht das eine Bein nach und wird trotz ihres vor Anstrengung verzerrten Gesichts langsamer auf der Treppe. Obwohl sie die Zähne zusammenbeißt, wirkt es, als wolle sie aufgeben, sich einfach auf den Boden setzen, Schluss.
    Renn schon, denkt Darius.
    In ihren Augen erkennt er die Tränen. Leise sagt er: »Du schaffst es!« Und stumm fügt er hinzu: Streng dich an, gib dir Mühe!
    Auf dem Bahnsteig befinden sich kaum Leute. Ein Pärchen, das eben noch geknutscht hat, drückt sich erschrocken hinter den Fahrscheinautomaten. Tomtom, dicht gefolgt von Simon, Cora und Marvin, läuft auf den Kurzzug zu, der mit einem Ruck im hinteren Abschnitt des ungepflegten S-Bahnhofes hält.
    Darius beobachtet, wie die Wartenden zögern. Wie sie doch noch in den Zug steigen. Wie Fahrgäste umkehren, sich abwenden, die Richtung ändern, um zum entfernteren Ausgang zu gehen. Er bemerkt, wie der Zugabfertiger zaudert, sich entschließt, den Vorgang für harmlos zu halte n – Jugendliche, na und ? –, wie weitere Fahrgäste die S-Bahn verlassen oder, als Cora, Marvin, Simon, Jan-Niklas, danach Tomtom an verschiedenen Türen in die Waggons springen, zum Ende des durchgehenden Zuges laufen, als biete ihnen die Nähe der zweiten, unbesetzten Zugführerkabine im hinteren Wagen Schutz.
    Darius sieht, wie Tomtom eine Tür blockiert, damit die S-Bahn nicht abfährt. Hört, wie Hakan Alina zuruft: »Los, mach! Nun mach schon!« Bemerkt, dass die Fahrgäste ihre Köpfe auf die Zeitung, das Buch, die Handtasche senken, so tun, als schauten sie aus dem Fenster, oder die Augen schließen, als seien sie müde und müssten schlafen. Einige, immerhin, suchen nach ihrem Handy.
    »Kein Empfang«, wird Jan-Niklas in zwei Minuten sagen. »In der S-Bahn gibt es oft keinen Empfang.«
    Alina stolpert wieder. Sie fällt über die letzte Stufe, schlägt mit Knien und Händen auf den Beton des Bahnsteigs.
    Hakan ist bei ihr. Hilft ihr nicht auf, sondern reißt sie hoch und zerrt sie hinter sich her.
    Jetzt blockieren auch Cora, Marvin und Jan-Niklas die Eingangstüren des Zuges.
    Der Abfertiger auf dem Bahnsteig spielt mit seinem grauen Mikrofon, mit dem er Anweisungen gibt. Fahrig und unentschlossen tasten seine Finger nach einem Knopf an der Säule, wo er die Lautsprecher des Bahnhofs an- oder ausschalten kann. Weitere Personen steigen aus der S-Bahn und verlassen die Station am entfernten Ausgang.
    Auf dem unteren Treppenabsatz, noch fehlen vierundvierzig Stufen, Darius hat mitgezählt, auf dem Treppenabsatz vorm Zugang zum Bahnsteig tauchen die ersten Bomberjacken au f – schwarz und nicht dunkelblau.
    Springerstiefel, Turnschuhe. Manche von

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