Liebe für Anfänger
KAPITEL 1
Nicholas Kaharchek beobachtete die sieben neuen Polo-Schüler, die über das sandige Übungsfeld ritten. Beim Anblick einer besonders amüsanten Frau musste er grinsen. Sie hieß Billie Pearce.
In den vier Jahren seit der Eröffnung seiner Polo-Schule hatte Nick eine Menge niedlicher Stallhasen und eifriger Polo-Groupies kennen gelernt, aber jemand wie Billie Pearce war ihm noch nicht untergekommen. Sie war weder ein Stallhäschen noch ein Polo-Groupie, und reiten konnte sie auch nicht. Beim besten Willen nicht! Aus dem kurzen Gespräch, das er nach dem theoretischen Unterricht mit ihr geführt hatte, zog er den Schluss, dass sie Hausfrau war.
Sie duftete nach frisch gebackenen Schokoladenplätzchen und sah in ihren nagelneuen Reitstiefeln und cremefarbenen Hosen selbst irgendwie zum Anbeißen aus. Bei einer Frau wie ihr konnte ein Mann alle Sorgen vergessen. Naja, fast alle.
Die großen, haselnussbraunen Augen und der Mund, der ein kleines bisschen zu breit für ihr Gesicht war, ließen sie wie das nette Mädchen von nebenan erscheinen. Er hatte sofort bemerkt, dass sie keinen Ring trug; aber sie hatte so etwas Reifes und in sich Ruhendes, das er unmittelbar mit einer glücklichen Hausfrau und Mutter verband. Nicht, dass er sich für einen Frauenexperten gehalten hätte –, aber er gab sich redlich Mühe.
Nicholas Kaharchek kannte sich mit
Pferden
aus. Es hieß, er habe seinen Pferdeverstand von den Kosaken unter seinen Vorfahren geerbt. Man munkelte auch, unter seiner ruhigen Oberfläche brodele das Kosakenblut heftig – ein Gerücht, das viele Damen in der Stadt bestätigten. In der Tat hatte Nick durch seinen Umgang mit Pferden viel über Frauen gelernt. Er wusste genau, in welchem Ton man eine ausgelassene junge Stute anspricht, und wie man selbst die temperamentvollste nach einem Schrecken wieder beruhigt.
Er wusste, wie man mit den Händen über das Fell eines Pferdes streicht – langsam, bedächtig und federleicht, bis die Muskeln zu zucken beginnen wie die einer befriedigten Frau.
Ja, er wusste mit Frauen umzugehen, und dass er Geld hatte – jede Menge sogar – war da auch nicht gerade hinderlich. Er liebte die Frauen, ihm gefiel ihre jeweilige Einzigartigkeit. Er genoss ihren Duft, war vernarrt in den weichen Haarflaum, wenn er sie auf den Nacken küsste, und liebte ihren Anblick an einem kerzengeschmückten Tisch oder nackt auf der dicken Decke vor dem Kamin. Und die Frauen mochten ihn. Sie zeigten sich gern in seiner Begleitung, sie schätzten seine übertriebene Großzügigkeit, und sie genossen es, wie er sie behandelte. Jedenfalls die meisten.
Aber Nick ließ es meist bei einigen Dates bewenden. So war es unkomplizierter, und er mochte keine Komplikationen. Das hatte er auf die harte Tour gelernt.
Sein Blick fiel wieder auf Billie Pearce, und in ihm keimte der Verdacht, dass es Zeitverschwendung war, jedenfalls was das Polospiel anging. Sie hatte auf dem Polofeld etwa so viel verloren wie er auf einer Tupperparty. Er hatte den Eindruck, Billie Pearce das Polospielen beibringen zu wollen, sei verlorene Liebesmüh.
Ihr Pferd trottete lustlos zu dem rot-weiß-blauen Wasserball, der als Übungsball diente, und blieb stehen. Es ließ die Ohren hängen, hatte die Augen halb geschlossen und stieß einen tiefen Pferdeseufzer aus. Das Tier wünschte sich offensichtlich anderswo hin.
»Hör mal zu, Pferd«, sagte Billie, »ich bezahle vierzig Dollar für einen Vormittag Polo. Vierzig Kröten, verstehst du? Das würde schon für einmal Fußpflege reichen. Du könntest wenigstens so tun, als ob es dir Spaß macht.« Das Pferd schnaubte.
»Genauso sehe ich das auch«, murmelte sie.
Billie zielte auf den Wasserball, schwang den Schläger in einem Bogen über dem Kopf und verfehlte ihr Ziel kilometerweit. Der Schläger glitt ihr aus der Hand und flog in hohem Bogen über das Feld. »Verflixt.«
Nick beobachtete sie mit einer Mischung aus Unglauben und Neugier. Die Frau hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie da tat. Sie schien dem Pferd das Polospiel erklären zu wollen, obwohl das Tier davon traurigerweise vermutlich mehr verstand als sie.
Trotzdem war sie auf altmodische Weise süß. Sie rief angenehme Empfindungen in ihm wach: Er dachte an den Geruch von frisch gemähtem Gras, an das Gefühl von frisch gewaschenen Laken auf der Haut, an Vorhänge, die sich im sanften Wind blähen und an den Duft von etwas Leckerem im Ofen. Er holte ihren Schläger und lenkte sein Pferd an ihre
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