Blutskizzen
völlig starr. Eigenartig.«
»Könnte sein, dass die Beine nach Einsetzen der Totenstarre noch mal bewegt wurden.«
Beckmann überprüft selber, richtet sich wieder auf. »Vielleicht haben sie ihn erst nachträglich in diese Embryostellung gebracht.«
»Damit er in den Container passt?« Ulla mit Blick auf die Leiche.
»In den Container oder erst mal in einen Kofferraum oder so.«
»Könnt ihr schon irgendwelche Verletzungen sehen?« Wieder Ulla.
Binz kniet nieder, geht ganz dicht an den Hals heran. »Vorne am Hals, das ist mit Sicherheit ein Bluterguss, und hinten an der Strangulationsfurche ist auch noch’ne kleine Wunde. Sieht nach’nem Tuch aus oder so was Ähnliches.«
»Könnte’n Deutscher sein. Auf jeden Fall kein Südländer, so vom Typ her.«
»Okay«, Beckmann sieht auf. »Wie dem auch sei. Ich würde ihn jetzt gern umdrehen und abkleben, bevor die Obduzenten kommen, die machen immer so viel Druck.«
Sie drehen ihn, die Steifheit gibt ihm etwas Leichtes, Künstliches. Wie eine Plastik.
»Er hat länger auf dem Rücken gelegen.« Ulla schüttelt ihren Schirm, faltet ihn zusammen, schiebt ihn in die Manteltasche.
»Mindestens zehn Stunden«, Beckmann hantiert nebenbei mit den Klebestreifen. »Dabei können wir die Kälte noch nicht einschätzen.«
»Das passt auch zu den Beinen. Die könnten später in die Position gebracht worden sein, vielleicht nach vier, fünf Stunden. Wenn die Starre voll ausgeprägt ist, wird’s schwer. Na ja, und das mit der Kälte ist wirklich schwierig.«
»Warten wir auf die Gerichtsmediziner. Da kann Frau Dr. Richter vielleicht mehr zu sagen.«
Ulla sucht sich eine Ecke unter dem Pavillon, nimmt ihren Block aus der Tasche. »So, Konni, du machst den Tatort. Wir können hier erst mal wenig tun. Nach den Todeszeichen und auch sonst ist es wahrscheinlich, dass er im Dunkeln hier abgelegt worden ist. Darum schlage ich vor, dass die andern drei jetzt hier die Häuser im Umkreis abgrasen. Vielleicht war ja heute Nacht einer mit’nem Hund unterwegs oder hat sonst was gesehen. So viele Häuser sind’s ja nicht.«
Wortlose Zustimmung, Ernst geht zum Auto.
»Wenn wir hier nichts mehr finden, was auf seine Identität hinweist, wovon ich ausgehe, Edda, kannst du ja hinterher schauen, was bei den Vermissten zu machen ist.« Edda nickt, alles klar. »Ich fahr dann wieder rein und bespreche mit Helmut, wie wir weiter damit umgehen. Noch Fragen?« Keine Fragen, alle gehen auseinander.
Binz und Beckmann ziehen die Folien ab, kleben sie auf den Träger. Dieses Geräusch beim Abziehen von der Haut. Nicht vergleichbar. So, mal langsam in die Gänge kommen, sonst wird das heute nichts mehr. Der Speicher ist leer, Batteriestatus steht auf voll.
»Auffinden einer männlichen Leiche, Datum von heute, Absatz, Tatortbefundbericht. Absatz, eingerückt, objektiver Befund, Absatz. Am heutigen Tage...«
»Konni.« Ulla kommt mit zügigen Schritten, es tropft von ihrem Schirm. »Kannst du bei der Obduktion dabei sein?«
»Was soll ich denn noch alles machen? Wer weiß, wann ich hier fertig bin?«
»Ja, könnte sein, aber Beckmann sagt, dass sie den Container sowieso erst in die Garage bringen wollen.« Sie entfaltet einhändig ein Taschentuch, schnäuzt sich.
Blick auf die Uhr. 15 Uhr 11. »Die Obduzenten müssten spätestens in’ner drei viertel Stunde hier sein. Dann haben die hier noch’ne Zeit zu tun, schätze mal, die Obduktion fängt in zwei Stunden an. Mal sehen, ob das klappt.«
Sie trötet noch zweimal laut. »Ruf an, wenn es nicht klappen sollte, dann müssen wir uns was überlegen. Du musst ja auch nicht von Anfang an dabei sein.« Kurzer fragender Blick. Wird schon irgendwie gehen. Knopfdruck, sie spannt den Schirm wieder auf.
An der Parkplatzeinfahrt spricht der DGL mit dem Fahrer des Leichenwagens, winkt ihn durch. Wer hat den denn schon angerufen? Muss er halt warten. Die anderen stehen am Vectra, machen eine kurze Konferenz im Regen. Edda versucht, ein Stück von Ullas Schirm zu ergattern. Sollten wir grundsätzlich einführen, Konferenzen im Stehen, dann würde weniger dummes Zeug geredet. Auf der Straße kommt ein dritter Streifenwagen, der DGL weist ihn ein, sie stellen sich an die Ausfahrt des Parkplatzes. Die Regentropfen ploppen auf die Kapuze. Wo waren wir denn? Play. »Objektiver Befund, Absatz.« Schnarrende Stimme aus dem kleinen Speaker. Fremd.
»Am heutigen Tage teilte die Einsatzleitstelle telefonisch mit, dass...«
»Konni!« Ulla. Meine Güte,
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