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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Zeltdach. Saukälte. Die Leichenhandschuhe verstärken das Gefühl noch, Gänsehaut.
    »Kann ich schon dran?«
    »Sei drinnen vorsichtig, auch oben am Rand, fass am besten nichts an, aber davor ist nur Asphalt, da kannst du nichts mehr kaputtmachen.«
    Der Schiebedeckel des Containers steht auf, ist zur Hälfte mit Müll gefüllt, darauf die Leiche, nackt, Seitenlage. Kräftiger Bursche für das Alter, aber nicht mehr der Jüngste. Die Arme auf dem Rücken, die Hände durch einen zusammengeknüllten Müllsack verdeckt. Wahrscheinlich gefesselt. Die Beine vor dem Bauch angezogen. Sieht aus wie ein Kind im Mutterleib. Obendrauf weiße Plastiktüten, loses Papier, rosa, Pommesreste, eine Bonbontüte, »Nimm 2«. Auf den Unterschenkeln Eierschalen, Kippenreste und Asche. Sein Kopf liegt auf einer leeren Plastikflasche, Eistee Pfirsich. Auf dem Ohr ein halbes belegtes Brötchen, daneben ein angebissener Apfel. In der Restmülltonne, die Leute lernen’s einfach nicht.
    Seine Augen sind leicht geöffnet, der Mund auch, grauer Drei-Tage-Bart. Könnte’ne Strangulationsspur sein, da am Hals. Ja, ist stranguliert worden. Sieht aus, als hätte er noch Schmerzen. Wollen wir mal nicht für dich hoffen. Die Haut lilagrau, am Rücken und an der Hinterseite der Beine dunkelrote Totenflecke.
    »Die Totenflecke sind nicht lagegerecht.«
    »Hab ich auch schon gesehen, ist aber nicht verwunderlich.« Beckmann zieht die Handschuhstulpen über die Ärmel, kommt mit langsamen Schritten. Er drückt drei Sekunden auf den hinteren Beckenknochen, nimmt den Daumen weg, die Stelle bleibt dunkel.
    »War klar, aber nur zur Sicherheit. Außer der Strangulationsspur kann ich auf den ersten Blick keine Verletzungen erkennen, höchstens vorne am Hals, das könnte ein Hämatom sein. Kommt wahrscheinlich vom Strangulationswerkzeug.« Er zeigt auf den Adamsapfel. Schon möglich. »Sind die Obduzenten schon unterwegs?«
    Die Uhr zeigt 14.19. »Die müssten so in einer Stunde da sein. Wenn sie gut durchkommen.«
    »Na toll. Diese Hektiker im Rücken. Die ziehen dir hinterher wieder die Leiche unter der Folie weg. Komm, Uwe, wir fangen an.« Binz nickt, kommt mit einer kleinen Stehleiter. Er sucht noch mal intensiv den Bereich vor dem Container ab, stellt die Leiter auf.
    »Also, ich hab mir das folgendermaßen gedacht: Wegen des Sauwetters machen wir hier nur das Nötigste, ist nämlich alles nass. Wir nehmen den oberen Müll runter, kleben die Leiche in der Auffindesituation ab, nehmen sie raus, kleben die Rückseite ab und lassen sie abfahren. Möglicherweise kann man sie vor der Obduktion, wenn sie etwas trockener ist, noch ein zweites Mal abkleben. Dann bringen wir den Container, so wie er ist, zu uns und lassen den auch trocknen. Dann können wir hier erst mal die Umgebung machen.«
    »Wenn du meinst, nichts dagegen.«
    »Ich halte das wirklich für das Beste.« Er geht zum Container, steigt auf die Leiter, Binz holt Tüten aus dem Tatortwagen.
    Die Kollegin steht an der Beifahrertür des Streifenwagens, funkt im Stehen, das Kabel durchs offene Fenster. Sie ist fertig.
    »Mahlzeit, Konstantin Kirchenberg, KK 11. Ihr wart erstes Fahrzeug?«
    Sie nickt. »Ja, wir haben 12 Uhr 32 von der Leitstelle den Einsatz bekommen, waren auch ganz in der Nähe. Um 42 waren wir hier, na ja, und dann haben wir eigentlich nicht mehr viel gemacht. Den Anrufer notiert, kurz befragt, er dahinten«, sie zeigt auf den Bauwagen, »die Leitstelle informiert, abgesperrt. Mit Fahndung war ja nichts mehr.«
    »Schon klar. Ist euch irgendwas aufgefallen? Wahrscheinlich nicht. Der liegt nämlich mindestens ein paar Stunden da drin, wahrscheinlich länger.«
    »Ne«, sie schüttelt den Kopf, pustet in die Hände, reibt sie. »Hier war weit und breit kein anderes Fahrzeug außer dem des Zeugen.«
    »Okay, danke. Unsere Leute kommen gleich. Ihr schreibt kurz was dazu?«
    Sie nickt, na klar.
    Der Transporter steht kurz vor der Ausfahrt, der Motor läuft, das Gebläse heult. Der Fahrer stellt beim Näherkommen den Motor ab, steigt aus.
    »Tag. Mein Name ist Konstantin Kirchenberg, ich bin von der Kripo. Sie haben den Toten gefunden, Herr...?«
    »Tarik Öztürk.« Er wirft die Kippe auf den Boden, tritt sie aus. »Ja, wir haben Mittag gemacht und wollten den Müll da reinwerfen. Ich hab den erst gar nicht gesehen.« Kein Akzent.
    »Sie haben den Container ganz aufgeschoben oder war der auf?«
    »Ne, wir hatten die Pommesschachteln und das ganze Papier und die Flaschen in eine

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