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Blutsterne - Teile 1 + 2

Blutsterne - Teile 1 + 2

Titel: Blutsterne - Teile 1 + 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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Keine Bewegung, sonst schießen wir deinen Kopf weg! Valerij, fessele ihre Hände!“
    Der Größte von ihnen hatte gesprochen. Dabei zielte der Mann genau auf meine nackte Brust.
    Er war wohl der Anführer. Seine wenigen gelben Zähne kauten unablässig auf einem Stück Kautabak.
    „Erschieß sie lieber gleich!“, wandte der Kleinste von ihnen unsicher ein.
    „Sie sieht gefährlich aus! Es könnte eine Waldhexe sein!“
    Der junge Valerij trat sehr vorsichtig zu mir und wand eine rostige eiserne Kette, wie man sie zum Anbinden von jungen Stieren benutzte, um meine Hände. Dann legte dieser sie um meine Hüfte, sodass die Bewegungsfähigkeit der beiden Arme sehr stark eingeschränkt wurde. Ich konnte die Hände gerade etwas vor dem Bauch hin- und herbewegen. Mit einem Splint verriegelte er die Kette auch noch. Dann steckte Valerij das andere Ende zwischen meinen Beinen hindurch und hielt mich von hinten daran fest.
    „Wir gehen mit ihr zum Fluss und waschen sie erst einmal!“, entschied ihr Hauptmann zufrieden.
    „Dann sehen wir weiter.“
    „Mir ist sie nicht geheuer!“, wandte nochmals der Kleinere ein.
    „Erschießen wir sie lieber. Es soll hier im Koptyaki-Wald wirklich Hexen geben!“
    Der bärtige Anführer lachte, spuckte seinen durchgekauten Tabak aus und genehmigte sich nachdenklich ein weiteres Stück Pfriem. Der Kleine richtete unentwegt sein Gewehr auf mich. Wenn ich zu fliehen versuchte, würde seine Kugel schneller sein.
    Der Große wies in östliche Richtung.
    „Geh da lang und keine Sperenzchen! Wir zielen auf dich.“
    Dann hängte er mir einen halb gefüllten langen Jutesack über die Schulter, dessen Ende ich durch meine Ketten nur schwer greifen konnte.
    „Du trägst das!“
    Mir blieb nichts anderes übrig. Von Gewehren bedroht und von der Kälberkette gehalten, ging ich voran. Valerij machte sich dabei immer mal den Spaß, diese zu straffen, sodass sie schmerzhaft genau zwischen meinen Beinen scheuerte.
    Es handelte sich bei der Gruppe um bewaffnete Leichenfledderer aus der Umgebung. Der Jüngste war etwa fünfundzwanzig, der Älteste um die fünfzig Jahre alt. Ihre Gesichter waren vollbärtig und das lange Haupthaar nach sibirischer Bauernsitte mit Butter geölt.
    „Kann ich vielleicht Sachen bekommen?“, bat ich.
    Die Nacktheit vor den drei Männern behagte mir nicht.
    „Wenn du uns hilfst, dann bekommst du vielleicht welche!“, lachte der Anführer.
    Anscheinend gefiel ihm eine bloße Gefangene.
    „Geh einfach und halt dein Maul! Es ist hier immer noch gefährlich.“
    Wir marschierten vorsichtig durch den Wald.
    Bei jedem Gefallenen auf dem Weg schauten sie, ob er noch lebte. War es so, schnitten sie den Weißgardisten den Hals und den Bolschewiken die Gedärme durch.
    Die Gewehre schonten sie, damit kein Lärm entstand.
    Bei den Rotgardisten zischten sie: „Ab in die Hölle, du Bastard!“
    Zu den Weißen sagten sie etwas freundlicher: „Nun siehst du Gott, Kosak!“
    Das, was zu gebrauchen war wie Stiefel, Geld, Schmuck und andere Wertsachen, landete in ihren Säcken. Mich ließen sie keine Sekunde ohne Bewachung. Der Kleine, der mich für eine Hexe hielt, war besonders misstrauisch und ebenso ängstlich. Manchmal banden sie mich während des Plünderns an einen Baum.
    Als wir erneut bei einem Rotgardisten ankamen, der noch recht lebendig war und sich aufgrund einer Beinverletzung hinter einem umgestürzten Baum versteckt hatte, reichte mir der Anführer, der wie mein Bruder Alexej hieß, ein Taschenmesser. Ich konnte dieses in der schwierigen Haltung kaum greifen.
    „Diesmal machst du die Arbeit, damit wir sehen, ob wir dir vertrauen können!“
    Der Jüngste von ihnen, der mich an der Kette hielt, nickte bestätigend.
    „Bitte, verschont mich!“, flehte der angeschossene Rotgardist.
    Er sah mehr wie ein Junge in Uniform aus.
    „Wie alt bist du?“, fragte der kleine Wladimir ihn. Obwohl er mich immer noch töten wollte, schien er gegenüber diesem Jungen nicht so hartherzig zu sein.
    „Fünfzehn!“, antwortete der Gefragte artig. Er hoffte, dass ihm die Antwort das Leben retten würde.
    „Genau wie meiner!“, lachte Alexej, ihr Anführer.
    „Ich denke, du lügst. Du siehst schon aus wie sechzehn und als ob du schon etwas mit Mädchen gehabt hast!“
    „Bei Gott, nein!“, erwiderte der Junge.
    „Die Rotgardisten haben uns alle in die Uniformen gezwungen. Vor vier Wochen besuchte ich noch die Schule!“
    „Pech für dich!“, sagte der Große.
    „Mach dein

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