Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Planeten 05 - Saturn

Titel: Planeten 05 - Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
ERSTES BUCH
    Aus dem gleichen Grunde habe ich auch beschlossen, nichts über den Saturn zu vermelden außerdem, was ich bereits beobachtet und dargelegt habe ‒ als da wären zwei kleine Sterne, die ihn berühren, einer im Osten und einer im Westen, bei denen bisher keine Veränderung festgestellt wurde und auch für die Zukunft keine erwartet wird, außer irgendeines höchst fremdartigen Ereignisses fernab jeder Bewegung, die uns bekannt oder auch nur vorstellbar für uns ist. Was jedoch die Beobachtung betrifft… dass der Saturn zuweilen länglich sei und manchmal von zwei Sternen an den Flanken begleitet werde, so mögen Eure Exzellenz versichert sein, dass dies entweder der Unzulänglichkeit des Fernrohrs oder dem Auge des Betrachters geschuldet ist… Ich, der ich ihn tausendmal zu verschiedenen Zeiten mit einem vortrefflichen Instrument beobachtet habe, vermag Euch zu versichern, dass keine wie auch immer geartete Veränderung festzustellen ist. Und auf der Grundlage der Kenntnisse aller anderen Sternenbewegungen vermögen wir zu sagen, dass nach menschlichem Ermessen auch niemals eine solche Veränderung auftreten wird. Wenn die Bewegung dieser Sterne nämlich derjenigen anderer Sterne gleichen würde, hätten sie sich längst vom Körper des Saturns gelöst oder mit ihm sich vereinigt ‒ selbst wenn diese Bewegung tausendmal langsamer wäre als die aller anderen Sterne, die übers Firmament wandern.
    GALILEO GALILEI

    Briefe über Sonnenflecken • 4. Mai 1612
      

Selene: Hauptquartier der Astro Corporation
    Pancho Lane runzelte die Stirn und warf ihrer Schwester einen Blick zu. »Er heißt nicht einmal mehr Malcolm Eberly. Er hat seinen Namen geändert.«
    Susan lächelte wissend. »Na und. Was macht das denn für einen Unterschied?«
    »Er wurde in Omaha, Nebraska, als Max Erlenmeyer geboren«, sagte Pancho streng. »'84 ist er in Linz wegen Betrugs festgenommen worden, versuchte dann aus Österreich zu fliehen und…«
    »Das ist mir schnurz! Das ist doch Schnee von gestern! Er hat sich geändert. Er ist nicht mehr derselbe, der er damals war.«
    »Du wirst trotzdem nicht gehen.«
    »Werde ich doch«, beharrte Susan und runzelte nun ihrerseits die Stirn. »Ich werde fliegen, und du kannst mich nicht daran hindern!«
    »Ich bin dein gesetzlicher Vormund, Susie.«
    »Ach was! Das interessiert mich nicht die Bohne. Ich bin doch schon fast fünfzig Jahre alt.«
    Dabei sah Susan Lane nicht viel älter aus als zwanzig. Sie war gestorben, als sie noch ein Teenager war ‒ getötet durch eine tödliche Injektion, die Pancho selbst ihr in den bis auf Haut und Knochen abgemagerten Arm gespritzt hatte. Dann war die klinisch tote Susan in flüssigem Stickstoff eingefroren worden, um auf den Tag zu warten, da die medizinische Wissenschaft den Krebs zu heilen vermochte, der den jungen Körper verwüstete. Pancho hatte ihren Tiefkühl-Sarg zum Mond gebracht, als sie die Stelle als Astronautin für die Astro Manufacturing Corporation antrat. Irgendwann war Pancho in den Vorstand von Astro aufgestiegen und schließlich zur Vorstandsvorsitzenden avanciert. Und derweil wartete Susan in ihrem Bad aus flüssigem Stickstoff ‒ wartete darauf, bis Pancho sicher war, dass man sie wieder zum Leben zu erwecken vermochte.
    Es dauerte über zwanzig Jahre. Und nachdem Susan wieder belebt und vom Krebs geheilt worden war, der ihren jungen Körper zerfressen hatte, glich ihr Bewusstsein einem unbeschriebenen Blatt. Pancho hatte damit gerechnet; aus dem Kälteschlaf erweckte Menschen hatten normalerweise fast alle neuronalen Verbindungen im zerebralen Kortex verloren.
    Sogar Saito Yamagata, der mächtige Gründer der Yamagata Corporation, war fast mit dem Bewusstsein eines Neugeborenen aus dem Kälteschlaf erwacht.
    Also hatte Pancho ihre Schwester ‒ ein Kleinkind im Körper eines Teenagers ‒ gefüttert, gebadet und ihr wieder beigebracht, die Toilette zu benutzen. Und sie hatte die besten Neurophysiologen nach Selene geholt, damit sie dem Gehirn ihrer Schwester mit Injektionen, Gedächtnisenzymen und RNA wieder auf die Sprünge halfen. Sie zog sogar eine Nanotherapie in Erwägung, verwarf diese Idee dann aber wieder; Nanotechnik war in Selene zwar zugelassen, aber nur unter strengen Auflagen. Zumal die Experten es selbst für unwahrscheinlich hielten, dass Susan mit Hilfe von Nanomaschinen die verlorene Erinnerung zurückerhalten würde. Das waren schwierige Jahre, doch allmählich entwickelte sich eine junge Erwachsene, eine

Weitere Kostenlose Bücher