Blutsterne - Teile 1 + 2
Ich fand das Aufnahmegerät.
„Wo sind die Aufnahmen vom Gangbang?“
„Die sind auch auf der Karte in der Kamera.“
Marc war sehr kooperativ.
Ich gab ihm diese.
„Mach du das für mich“
Mit tattrigen Händen holte er den Speicher heraus.
„Danke! Und schneide dir bitte immer deine Fußnägel, das turnt ab, wenn man die sieht!“
Mir fiel die Spritze ein. Die hatte er ja auch noch einsetzen wollen. Er sollte alles bekommen, was er geplant hatte.
„Na gut, du brauchst ein Schmerzmittel!“
Ich nahm die gefüllte Spritze.
„Ich weiß leider nicht, was du da aufgezogen hast, aber falls du hinterher noch lebst, würde ich mich freuen, wenn dieses kleine Gespräch unter uns bleibt. Es ist quasi absolut vertraulich und niemand sollte von unseren Spielereien erfahren. Sonst siehst du mich wieder. Dann gibt es aber neue Regeln. Glaube mir, im Vergleich dazu war das hier etwas für Mädchen. Wir machen dann ganz verrückte Sachen. Kannst du dir das merken?“
Er nickte brav.
Ich verabreichte ihm nun das blaue Medikament in den Halsmuskel.
„Unterlass in Zukunft diesen Quatsch! Du siehst ja, wozu er führt!“
Marc zuckte nach der Injektion ein wenig, das Zittern ließ jedoch nach. Starb er? Mir war es egal.
Ein Foto des Geschundenen konnte das nächste Verhör mit einem seiner Freunde vielleicht beschleunigen. Damit es wirkungsvoller aussah, steckte ich die Spritze nochmals in seinen Halsmuskel.
Dann verließ ich das Appartement und verschloss mit seinem Schlüssel die Tür hinter mir.
Der nächste Medizinstudent wartete auf eine Visite. Die Erfahrung mit Marc zeigte mir erneut, dass man sich schnell die Hände verunreinigte, wenn man im Schmutz wühlte. Man stieß auf unangenehme Überraschungen. Es war notwendig sich gut vorzubereiten.
Es dauerte ein wenig, bis der Fahrstuhl kam. Ob jemand den Besuch bemerkt hatte? Ohne mich noch einmal umzusehen, verließ ich das Haus und trat auf die Straße. Das Licht blendete.
In diesem Moment spielte mein Smartphone die Zarenhymne. Das Display zeigte Gordon.
Noch etwas ermüdet von der Wirkung der Droge, aber gewärmt von Marcs Blut hielt ich mein Ohr an den Lautsprecher: „Hallo!“
„Wir haben eines der Mädchen gefunden!“, meldete der Anrufer sich.
Das war eine interessante Neuigkeit. Mit dieser Wendung hatte ich heute nicht gerechnet. Der Tag brachte viele Überraschungen. Die Jagd gewann an Tempo.
Der andere Student musste sich also noch etwas gedulden, da ich mir zunächst in der Pathologie weitere Informationen verschaffen musste. Gordon würde alles regeln und mir Zugang zur Toten verschaffen.
Aufzeichnungen des Gordon von Mirbach
Ein Zufall ist uns heute zu Hilfe gekommen. Endlich haben wir eine heiße Spur. Das ist ein gutes Omen.
Eines der Mädchen ist vorgestern gefunden worden. Sie war bereits seit drei Monaten verschwunden. Ihre Leiche wies eine Schusswunde im Oberbauch und andere kleinere Verletzungen auf.
Wie so oft musste eine Nachlässigkeit des Täters dazu geführt haben, dass sie freikam und flüchten konnte. Klar war nun jedenfalls, dass bei der Toten von Gewalt und einem Verbrechen ausgegangen werden muss.
Das legt nahe, dass auch das Verschwinden der anderen neun Mädchen kein Zufall war. Wir müssen aber noch auf die Auswertung aller Spuren warten. Das dauert leider immer etwas lange.
Sie hatte schon mehrere Tage in einem abgelegenen Waldstück gelegen und dadurch bereits Aasfresser angelockt.
Der Fundort liegt mitten im Harz, also ziemlich weit weg von Berlin. Die Tote wurde inzwischen zur Untersuchung hierher überführt.
Scheinbar hatte sich das Mädchen an dem Ort versteckt und war an ihrer Schusswunde langsam verblutet.
Die eingesetzte Hundestaffel vermochte die Geruchsspur leider nicht weit genug zurückzuverfolgen, da das Mädchen zu lange dort gelegen. Es hatte zu viel geregnet. Zudem war die Fliehende durch kleine Flussläufe gewandert, um offenbar Verfolger abzulenken.
Leider fand sie nicht rechtzeitig Hilfe.
In ihrem Blut fanden sich Reste einer Droge. Diese wird im kriminaltechnischen Labor in Wiesbaden noch genauer identifiziert.
Ich informierte natürlich gleich Olga. Diese fährt nun selbst in die Pathologie. Übermorgen wollen wir dann gemeinsam zur Fundstelle. Meine Mitarbeiter mokierten sich zwar über das unübliche Hinzuziehen einer unbekannten Person, wagten aber nicht, direkt etwas dagegen zu sagen, da die Bewilligung vom Ministerium kam und höchste Geheimhaltung festgelegt wurde.
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