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Himmlisch verliebt

Himmlisch verliebt

Titel: Himmlisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Weber
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1.

    Lilith konnte den Neuen spüren, bevor sie ihn sah. Wärme ging von ihm aus. Und der Duft nach Seife und schwarzer Calla. Dann sah sie ihn vor sich. Er stand in dieser Wüste aus grünen Felsen und blauen Steinen, die bis zum Horizont reichten. Verwirrt wirkte er. Und traurig.
    „Kümmert euch um ihn!“, hatte Seraphin bei der Versammlung zu Lilith gesagt. „Er ist gestern erst angekommen.“
    Darum ging Lilith nun auf ihn zu.
    Als der Neue sie entdeckte, lächelte er schief. „Hallo“, murmelte er.
    „Hallo.“
    Lilith kam langsam näher. Man musste behutsam sein bei den Neuen. Manche konnten es nicht verkraften, plötzlich nicht mehr in ihrer Welt zu sein. Dieser Junge allerdings machte einen gefestigten Eindruck.
    „Du bist die Erste, die mir hier begegnet“, sagte er. „Ich dachte schon, man wäre allein in dieser Welt.“
    „Wir sind ganz viele hier“, erklärte Lilith. „Aber Seraphin hatte uns gebeten, dich erst einmal in Ruhe zu lassen.
    „Seraphin? Wer ist das denn?“, wunderte sich der Junge.
    „Du müsstest ihm begegnet sein“, entgegnete Lilith. „Er hat dich abgeholt und hierher gebracht.“
    „Mich abgeholt?“, überlegte der Junge. Dann nickte er. „Diese seltsame Lichtgestalt meinst du, oder? Ja, der Typ war plötzlich neben mir. Ich spürte seine Wärme richtig stark. Und sein Leuchten, das war irgendwie … irgendwie …“ Der Neue schaute Lilith nun direkt an. „Total verrückt, oder? Ich lag da auf der Straße vor dem Auto. Mein Fahrrad war ins Gebüsch gerutscht. Alle schrien und rannten auf mich zu. Einer drückte auf meiner Brust herum …“
    Lilith nickte. Solche Geschichten kannte sie zur Genüge. Die Jungen hatten oft Unfälle. Mit dem Rad, mit dem Mofa, mit dem Skateboard. Manchmal waren sie auch bei ihren Eltern im Auto verunglückt. Und dann gab es natürlich auch die, die krank waren. Oder die durch Selbstmord starben. Oder durch eine verrückte Mutprobe.
    Der Junge sah Lilith nachdenklich an. „Wie heißt du eigentlich?“, wollte er wissen.
    Lilith streckte ihm die Hand entgegen. „Lilith“, stellte sie sich vor. „Und du?“
    „Ich bin Annel“, erwiderte der Junge. „Ich glaube, ich heiße eigentlich anders. Aber dieser Lichttyp nannte mich Annel.“
    Lilith nickte. „Man vergisst, woher man kommt“, erklärte sie. „Und man verliert sich in der Zeit. Ich glaube, ich bin schon Ewigkeiten hier.“
    „Woran bist du gestorben?“, wollte Annel wissen.
    „An Leukämie“, berichtete Lilith. Sie dachte nach. „Es hat eine Weile gedauert. Bestimmt einige Jahre. Aber dann gab es keine Hoffnung mehr.“
    „War dieser Lichttyp auch bei dir?“, fragte Annel weiter.
    „Ja, das war er“, bestätigte Lilith. „Er tauchte irgendwann an meinem Bett auf. Hinter meiner Mutter. Alles war plötzlich so warm und hell im Zimmer. Und dann stand ich auf und folgte ihm. Ich schwebte hinter ihm her, obwohl ich schon so lange Zeit viel zu schwach war, um zu laufen.“ Sie lächelte traurig. „Schlimm war es nur für meine Mutter“, fuhr sie fort. „Ich war das einzige, wofür sie lebte. Ich habe oft an sie gedacht, seit ich hier bin.“
    „Ich habe auch Angst um meine Eltern“, sagte Annel beunruhigt. „Sie werden den Unfall nicht verkraften.“
    „Seraphin wird jemanden schicken, der sich um sie kümmert“, versuchte Lilith ihn zu beruhigen.
    Annel verzog das Gesicht. „Warum kann ich nicht bei ihnen sein?“
    „Du bist erst auf der zweiten Stufe“, erklärte Lilith. „Da sind wir Geistwesen ganz unter uns. Erst wenn wir auf der ersten Stufe sind, dürfen wir bei den Menschen sein und sie beschützen.“ Lilith dachte nach. Dann seufzte sie leise. Sie war schon so lange auf der zweiten Stufe. Manchmal sehnte sie sich danach, zu den Menschen zu dürfen. „Komm“, wandte sie sich dann an Annel. „Wir haben gleich eine Versammlung. Da kannst du die anderen kennenlernen. Und dann siehst du auch Seraphin wieder. Er wird dir unsere Welt besser erklären als ich.“
    „Du machst das ganz gut.“ Annel lächelte. „Jedenfalls geht es mir schon viel besser, seitdem ich mit dir geredet habe.“
    Fast vierzig Geistwesen saßen an den Steinkreisen und warteten auf Seraphin. Sie schauten auf, als Lilith mit Annel zu ihnen kam. Schweigend setzten sich die beiden in den Kreis.
    Lilith sah sich um. In der Mitte des Kreises war ein Podest aufgebaut. Daneben stand ein kleiner Tisch mit einer Schale Wasser. Kein Zweifel: Heute würden wieder einige von ihnen in die

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