Blutsterne - Teile 1 + 2
verständnisvoll fest.
„Vergessen wir das einfach. Du hast alles richtig gemacht!“
Sie sah also keine Blamage in meinem Handeln. Das erfreute ich mich. Es entsprach zwar nicht den Dienstvorschriften aber zumindest konnten wir unsere Reise fortsetzen und wurden nicht weiter aufgehalten.
Die Fahrt verlief ohne weitere Zwischenfälle. Wir besichtigten den Tatort und ich klärte Olga über jedes mir bekannte Detail auf.
Irgendwie hoffte ich, dass sie etwas ganz Besonderes feststellen würde. Sie schaute sich nur ein wenig um und enttäuschte dadurch diese Erwartung. Es wirkte fast so, als interessierten sie meine Details nicht so richtig. Ein nicht Eingeweihter hätte daran gezweifelt, dass Olga vom Fach war. Wir verfolgten dann noch den vermuteten Fluchtweg des Opfers am Rand des Sees. Die Hunde hatten die Spur nur ein Stück verfolgen können. Auch die anschießende Fahrt durch die umliegenden Dörfer erbrachte keine Hinweise.
Nach einiger Zeit bat Olga wegen ihrer Migräneattacken um die Heimreise. Die Epilepsie ließ sie das Tageslicht schwer ertragen. Schweigend und voller Gedanken fuhren wir zurück. Gespräche sollten die Erkrankte nicht zusätzlich belasten. Sollte ich ihr morgen etwas zum Geburtstag schenken oder wirkte das zu intim?
Die Spur
An meinem Geburtstag, fuhr ich nochmals ohne Begleitung zum Fundort. Gordon hatte uns gestern dorthin gefahren und alles Notwendige erklärt.
Ich hatte die Nähe mit ihm genossen, da sein Geruch mich sehr stark an den meines Vaters erinnerte. Das wusste er aber nicht.
Auf der Fahrt hatten wir wenig gesprochen. Der Geruch reichte mir, da er ein heimeliges Gefühl der Geborgenheit auslöste. Ich versank regelrecht darin. Waren die Augen geschlossen, glaubte ich Papa neben mir. Wie wunderbar fühlte sich diese Illusion an! Um den wertvollen Odem länger bei mir zu haben, tat ich sogar einmal so, als berührte ich zufällig seinen nackten Arm.
Eigentlich meide ich Nähe und Beziehungen zu Menschen, doch es ist schwer sich dem Sog des nostalgischen, vertrauten Parfüms zu entziehen.
Männer sind so dumm. Gordon will mich, träumt davon und weiß nicht warum. Sein Interesse beruht nur auf der Lockkraft des bösen Blutes.
Wie groß würde sein Hass sein, wenn er wüsste, was seine Partnerin ist. Nur ein kleiner Rest Menschlichkeit hat in der Bestie überlebt. Das Herz ist erkaltet. Es blutet jedoch, wenn Gordon in meiner Nähe ist. Das schmerzt und Scham erfüllt mich für das, was ich tue.
Durch die gestrige Reise hatte ich letztlich einen ganzen Tag verloren. Das Beisammensein auf der Fahrt war es jedoch wert gewesen. Mit etwas Glück würde meine Nase mich nun zu den Tätern führen.
Den Körper hatte ich mit Konservenblut gestärkt, da es sehr schnell zu einer direkten Begegnung und somit zu einem Kampf kommen könnte. Der Anwalt musste zu Kräften kommen, darum blieb er verschont. Zwei weitere Tropfen meines besonderen Heilsaftes ließen ihn weiter gesunden.
Ich war somit gut auf meinen Jagdausflug vorbereitet. Der Herzsaft pulsierte schneller durch die Adern, dadurch waren Hände als auch Füße warm. Der vorsorgliche Blutkonsum ließ Verletzungen jeder Art schnell heilen, steigerte gleichzeitig aber auch die Reizbarkeit. Ein kleiner Zwischenfall konnte so schnell zum Verlust der Kontrolle über die Bestie in mir führen.
Den Wagen hatte ich etwas abseits auf einem allgemeinen Parkplatz abgestellt und den Rest des Weges zu Fuß zurückgelegt. Das fiel hier nicht auf, da dieses Gebiet viele Wanderer nutzten. Im Rucksack befanden sich zur Tarnung ein paar übliche Utensilien.
Ein Beobachter würde in mir eine Tagestouristin sehen.
Es war hier in Deutschland nicht ungewöhnlich, dass eine junge Frau allein unterwegs war.
An der Fundstelle roch noch ausreichend Blut aus dem Erdreich heraus. Das hatte ich schon gestern bemerkt.
Meine Nase nahm die Fährte auf. Sie war kräftig genug. Der Weg führte zuerst durch das Dickicht des Waldes, dann zu einem idyllischen Waldsee.
Zu Beginn der Nacht sah die Welt wunderbar aus. Ich fühlte mich als die Herrin des Waldes und der Nacht. Ab und an schrie ein Käuzchen. Mäuschen huschten durch das Laub und die Füchse begannen ihre Jagd.
Das Gewässer war ein kleiner Stausee. Davon gab es viele im Harz. Die Polizei hatte richtig vermutet. Das Mädchen war nah am Ufer teilweise durch das Wasser gewatet.
Dort stand gerade ein Hirsch mit prächtigem Geweih und trank. Die Brunftzeit begann. Es war ein zauberhafter
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