Bluttaufe - Vampirlegende
auch seinen schnellen Tod. Das geflügelte Tier hatte sich so tief in seiner Adern verbissen, dass sie – als Invnaina es von sich schleuderte – regelrecht zerfetzt wurden. Tödlich verheert...
Invnaina riss die Augen auf und schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er röchelte, und seine Stimme ertrank gurgelnd im Blut, das seine Kehle füllte.
Makootemane fand sich am Boden, wohin ihn die Abwehr seines Vaters geschleudert hatte, wieder. Die Zeugen seiner Metamorphose gerieten in hellen Aufruhr. Sakanatates Stimme verhinderte das totale Chaos, indem er wortgewaltig zu den Waffen rief. Kurz darauf zischten erste Pfeile durch die Luft. Einer davon durchbohrte Makootemanes Schwinge und veranlasste ihn, wieder in seine eigentliche Erscheinungsform zurückzufallen.
Als er sich aufrichtete, packte er den Pfeil, der seinen linken Oberarm durchbohrte, und zerrte ihn wie etwas durch und durch Lästiges, aber nicht im mindesten Bedrohliches aus seinem Fleisch.
Das Blut, das aus der Wunde schoss, ehe sie sich narbenfrei schloss, war von einer Farbe, die seine Stammesangehörigen in die nächste Irritation stürzte: leuchtend schwarz.
Als Sakanatate erneut Pfeil und Bogen auf ihn richtete, fiel ein aus der Sonne kommender Schatten über ihn.
Singend löste sich der Schuss von der Sehne.
Und verfehlte das Ziel.
Im nächsten Moment peitschte Gefieder um den Kopf des Kriegers, und die Krallen des Adlers bohrten sich in seine Schulter.
Sakanatate schrie auf. Ein neben ihm stehender Arapaho wollte Makootemanes Verbündetem mit der Streitaxt den Garaus machen. Doch der Adler hob einen Sekundenbruchteil vor der heran fauchenden Klinge ab und schwang sich wieder hoch in die Lüfte, so dass nicht er, sondern Sakanatate unterhalb des linken Ohres getroffen wurde und wie ein gefällter Baum zu Boden ging.
Hinein in das Klagen der Weiber und die kehligen Drohungen der Krieger schnitt ein gellender Pfiff, mit dem Makootemane nach seinem Adler rief. Nach dem gefiederten Freund, den der Häuptlingssohn, damals noch nicht flügge (sie beide nicht), aus einem Horst gestohlen und großgezogen hatte.
Die Adler waren die Totemtiere des Stammes. Sie wurden seit Urzeiten verehrt. Man brachte ihnen Opfergaben, weil man überzeugt war, dass die Seelen der besten Krieger in ihnen wiedergeboren wurden.
Es gab nicht wenige, die in diesen Augenblicken zweifelten, ob tatsächlich Makootemane vom Berg zu ihnen herabgestiegen war.
Die Mythen kannten vielerlei Dämonen, die einen Stamm heimsuchen und ins Verderben reißen konnten.
Den schrecklichsten Versucher nannte derjenige beim Namen, der in diesem Moment hinter Makootemanes Mutter aus dem Zelt heraus wankte.
»Feuer!«, krächzte der uralte Mann, der mehr gesehen hatte als die meisten der Arapaho. »Rückt ihm mit Feuer zu Leibe! Das kann nicht mein Enkel sein. Es ist ein gemeiner Trickster . Die Flammen werden ihm die Maske vom Gesicht zerren! Zögert nicht, sonst sind wir alle verloren...!«
Makootemane brachte auch den Vater seines Vaters, den er in seinem vorherigen Leben geliebt und respektiert hatte, zum Schweigen.
Vergangenes zählte nun nicht mehr.
Als er von den gebrochenen Augen des zweibeinigen Kadavers aufblickte, brandete ihm ein Welle des Hasses entgegen. Fast noch gewaltiger, noch unversöhnlicher als beim Tod des Stammesführers.
Erste Fackeln und Brandpfeile wurden am nie verlöschenden Feuer des Dorfzentrums entzündet. Dort, wo die hölzernen Totems wachten. Auch sie hatten das Unheil nicht verhindern können. Aber zweifellos hatte man sich die Warnung des weisen Mannes zu Herzen genommen.
Feuer.
Feuer gegen den Trickster, der sich in Gestalt Makootemanes in ihre Mitte geschlichen hatte!
Ein Dämon vom Anfang der Welt.
Wenn ihr wüsstet, dachte der blutgetaufte Jüngling, der seine Vision dort oben auf dem Heiligen Berg gefunden hatte. Eine andere als je ein Arapaho vor ihm.
Er war kein Trickster. Er war etwas völlig Neues , und dieses Neue war mit Pflichten verbunden, die er kannte.
Noch bevor der erste Brandpfeil die Sehne eines Bogens verlassen und sein Ziel erreichen konnte, breitete Makootemane beschwörend seine Arme aus und bannte den Stamm, dem er entsprungen war, mit stechenden Blicken voller Magie und heiser hervorgestoßenen Befehlen.
Augenblicklich verstummte das Geschrei.
Erlosch der Hass.
Gerieten alle Furcht und aller zerstörerischer Eifer in den Herzen der Männer, Frauen und Kinder in einen Zustand vollkommener
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