Blutvertrag
Liam und Michelle gehörten – kam zwischen Thanksgiving und Weihnachten zur Hauseinweihung. Michelle brachte den angekündigten Löwen-Kronleuchter mit, und Linda weinte, als sie ihn sah. Als sie hörte, dass Michelle schwanger war, weinte sie gleich noch einmal.
Tim bekam den Auftrag, eine Mauer zu bauen; es folgte eine Terrasse, und aus jedem Projekt ergab sich ein neues. Bald kannten die meisten Leute in der Stadt ihn: Tim, der Maurermeister, der gute Arbeit leistet.
Sobald das Haus fertig war, hatte Linda wieder zu schreiben begonnen. Eine Geschichte, die nicht voller Zorn war und in der die Sätze nicht vor Bitterkeit troffen.
»Das ist ein guter Anfang«, sagte er, als sie ihm die ersten Kapitel zu lesen gab. »Das ist das Wahre. Das bist du .«
»Nein, du Quadratschädel«, sagte sie und wedelte drohend mit den Seiten. »Das bin nicht ich, das sind wir !«
Sie hatten keinen Fernseher, besorgten sich jedoch gelegentlich eine Zeitung.
Im Februar, neun Monate, nachdem Tim den Mann getötet hatte, der Linda ermorden sollte, gab es einen gewaltigen Medienrummel um eine Verschwörerbande, die aufgeflogen war. Zwei prominente Politiker begingen Selbstmord, in Washington gab es ein mittleres Erdbeben, und allerhand politische Seilschaften stürzten ab.
Eine Woche lang verfolgten Tim und Linda täglich die Nachrichten, dann nicht mehr.
Am Abend legten sie CDs mit Swingmusik und alten Radiosendungen auf – Jack Benny, Phil Harris, Burns and Allen.
Den 39er-Ford, in dem der Killer ihnen ein Souvenir hinterlassen hatte, hatten sie verkauft. Nun überlegten sie, sich wieder einen anzuschaffen, falls Lindas Buch ein Erfolg würde.
Wie Pete hatte auch Tim früher manchmal von abgetrennten Babyköpfen und von einer verzweifelten und gleichzeitig dankbaren Mutter geträumt, die ein Kind verloren hatte, zwei weitere jedoch nicht. Von ihren widerstrebenden Gefühlen überwältigt, hatte sie sich ein Büschel Haare ausgerissen und es zu einfachen Ornamenten geflochten, weil sie arm war und sonst nichts zu geben hatte, um ihre Dankbarkeit auszudrücken. Nun träumte er nicht mehr von solchen Dingen.
Die weite Welt blieb dunkel, und es drohte noch größere Dunkelheit. Tim und Linda hatten darin allerdings einen kleinen Lichtfleck gefunden, denn sie wusste, wie man Schlimmes ertrug, und er wusste, wie man sich dagegen wehrte. Das passte gut zusammen.
Die amerikanische Originalausgabe
THE GOOD GUY
erschien 2007 bei Bantam Books,
a division of Random House, Inc., New York
Im Rahmen einer Auktion zugunsten von
Canine Companions for Independence , einer Organisation,
die Begleithunde für Menschen mit Behinderungen bereitstellt,
hat Linda Paquette aus Pasadena (Kalifornien) die zweifelhafte Ehre
ersteigert, dass eine Person in diesem Buch ihren Namen trägt.
Dean Koontz
Vollständige deutsche Taschenbuchausgabe 05/2010
Copyright © 2007 by Dean Koontz
Copyright © 2010 der deutschen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Satz: C. Schaber, Datentechnik, Wels
eISBN 978-3-641-07738-9
www.heyne.de
www.randomhouse.de
Weitere Kostenlose Bücher