Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
war ohnehin zu spät, um noch irgendeinen Einfluss auf das Geschehen nehmen zu können, denn jetzt baute sich der Diplomat vor Tanja auf.
»Frau Haffner. Ich danke Ihnen für die Möglichkeit, mich mit Frau Su Mailin zu unterhalten, muss aber auch nach diesem Gespräch feststellen, dass die Festnahme meines Sohns durch die deutschen Behörden jedweder rechtlichen Grundlage entbehrt.« Zaho Tian hatte noch nicht geendet, da wäre Mick am liebsten schon mit dem Kopf gegen die nächste Wand gerannt. Wie zum Teufel hatte er sich so in dem Alten täuschen können?
»Ich fordere Sie deshalb nachdrücklich auf, meinen Sohn sofort aus Ihrem Gewahrsam zu entlassen«, fuhr Zaho Tian indes fort und reichte Tanja sein Handy. »Sollten Sie in der Sache noch Klärungsbedarf haben, erläutert Ihnen der Innenminister gern die formaljuristischen Gegebenheiten.«
Tanja nahm das Handy, lauschte und brachte schließlich nur ein knappes »Ich verstehe« heraus. Dann legte sie auf. »Andreas.« Sie zeigte mit versteinerter Miene den Gang hinunter. Andreas zögerte kurz, schaute zu seinem Partner. Doch Mick fiel auch nichts mehr ein, und er nickte Andreas nur schulterzuckend zu.
Während Andreas den Gang hinunterging und an dessen Ende die Tür des Verhörraums öffnete, kreisten Micks Gedanken immer noch um die Frage, was er falsch gemacht haben könnte. Undurchsichtige Chinesen hin oder her. Mick hatte sich immer auf sein Bauchgefühl verlassen können, warum hatte es ihn ausgerechnet diesmal so getäuscht? Und wenn Zaho Tian jetzt doch einen auf Betonkopf machte, warum hatte er dann nicht gleich von Anfang an die Herausgabe seines Sohns gefordert? In die Fragen, die Mick nur so durch den Kopf rauschten, mischte sich plötzlich eine bittere Erkenntnis. Es konnte nur so sein, dass er von Anfang an Zaho Tians Ehrgefühl überschätzt und die Tatsache, dass Akuma eben immer noch sein Sohn war, gleichzeitig unterschätzt hatte.
»Die Handschellen abnehmen«, wies Tanja Andreas an, der Akuma zu seinem Vater führte. Ihre Stimme klang dabei so nüchtern wie die eines Roboters. Akuma hingegen lächelte. Erst nur in sich hinein, dann ganz offen in Micks Richtung. Dessen Muskeln spannten sich bereits. Als er einen Schritt auf den Bastard zu machen wollte, packte Tanja ihn beim Handgelenk. »Tu ihm den Gefallen nicht auch noch«, sagte sie leise, und obwohl ihr Blick leer und ihre Stimme gesenkt war, schwang in beidem doch ein tiefes Einverständnis mit. So, als wolle sie trotz allen Streits, der vorangegangen war, sagen: »Wir haben gekämpft und verloren, aber in der Niederlage stehen wir zusammen.«
Als sein Sohn vor ihm stand, schaute Zaho Tian nacheinander Andreas, Li-Zi, Mick und zuletzt Tanja an. »Gut. Ich stelle also noch mal fest, dass die Verhaftung meines Sohns durch die deutschen Behörden illegitim war und deshalb auch keinerlei Vermerk in den Akten zu finden sein wird.«
Der Diplomat machte eine kleine Pause. Mick verstand einen Moment lang nicht, worauf er wartete. Konnte es sein, dass Zaho Tian für diese Feststellung tatsächlich noch mal eine Bestätigung von Tanja wollte? Wollte er sie demütigen? Anscheinend, denn er ließ nicht locker. »Frau Haffner. Ich möchte gerne eine Antwort.«
»Es wird keinen Vermerk geben«, seufzte Tanja schließlich und besiegelte damit endgültig ihre Niederlage.
»Und nun zu Ihnen.« Zaho Tian wandte sich an Li-Zi, hielt einen Moment inne, und sein Blick wanderte zu seinem Sohn. In die strengen und von Disziplin geprägten Gesichtszüge des Alten mischte sich dabei plötzlich ein seltsamer Ausdruck, so als stünde ihm ein schmerzhafter Abschied bevor. »Tun Sie Ihre Arbeit und verhaften Sie Herrn Zaho Akuma«, brachte er schließlich über die Lippen.
Für einen Moment war es totenstill auf dem Präsidium. Nur Blicke geisterten über den Gang. Akuma wollte etwas zu seinem Vater sagen, doch der wandte sich ab.
Während Mick Li-Zi seine Handschellen zuwarf, damit die ihrer Aufgabe auch nachgehen konnte, winkte Zaho Tian den gegelten Chinesen heran. Eine kurze Unterredung folgte, die darin endete, dass der Gelchinese einen weiteren Kollegen hinzuholte. Offensichtlich das Pendant zu Ferchert, denn schon im nächsten Moment verschaffte sich der Gelchinese Gehör. »Wo ist der Pressesprecher dieser Dienststelle?«
»Hier!«, rief Ferchert erfreut. Endlich würde man ihm seinen heißersehnten Pressetext in die Feder diktieren.
»Durch die akribische Recherche einer verdeckt ermittelnden
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