Böse Sterne
der Werbung und Eroberung. Das kurze Abenteuer.
|13| Danach lässt das Prickeln radikal nach. Das ist bei jedem so. Aber bei Ihnen geht es grausam schnell. Sie sind eine Sektflasche,
die in der Sonne gelegen hat und vor dem Öffnen geschüttelt wurde. Knallen, Sprühen, Schäumen. Aus. Da kommt nichts mehr.
Flasche leer.
Andere Liebende lassen sich in tiefere Gefühle sinken. Das geht bei Ihnen nicht. Erstens, weil Sie tiefere Gefühle für störend
halten. Zweitens, weil Sie Angst haben, in die Verantwortung genommen zu werden. Könnte ja sein, dass sich jemand mit Ihnen
unterhalten will. Das finden Sie schon zu kompliziert. Sie wollen einfach nur was Stürmisches erleben, ein bisschen fechten
und schreien und schwitzen und dann abhauen.
Ihre Partner haben wenig Sympathie für Ihre Fluchtinstinkte. Die sehen, dass Ihr Gefasel von Respekt und Freiheit nur Ihre
Pflichtscheu bemänteln soll. Die finden es pubertär, dass Sie ein Leben als Lara Croft oder James Bond führen wollen. Die
halten es glatt für möglich, dass Sie ein verantwortungsvoller Gefährte wären. Womöglich mit Urkunde und Ring.
Aber das ist unmöglich. Für etwas Bleibendes sind Sie nicht geschaffen. Sie werden nie über die Pubertät hinauskommen. Von
zu Hause wegzulaufen, bleibt für Sie das Abenteuer Ihres Lebens. Sie werden noch im Altersheim ausbüchsen und wie Hänschen
klein in die Welt ziehen. Ganz allein. Und solange ein Partner Sie binden will, lassen Sie sich auf Affären ein, nur um das
Gefühl der Unabhängigkeit zu wahren. Super Trick!
|14| Wenn Sie aus Krankheitsgründen länger in einer Partnerschaft verweilen, stellt sich eine Art Pfadfindergemeinschaft ein.
Die Zweisamkeit wird zur rumpeligen Kameradschaft. Den erotischen Thrill holen Sie sich anderswo. Es hat wenig Zweck, dass
Ihr Partner Ihnen Egoismus vorwirft oder an Anstand und Moral appelliert. Sie sind das letzte Wesen im Universum, das sich
an freundliche Umgangsformen gewöhnt. Aufbegehrende Partner versuchen Sie eine Weile zu beschwichtigen. Dann trennen Sie
sich mit Krawall.
Es ist einfach nichts mit Ihnen und der Liebe. Sie leiden selbst darunter, können aber nichts ändern. Ein Instinkt aus Ihrer
großen Zeit bei den Amazonen oder im Neandertal hindert Sie immer noch an jeder Partnerschaft. Sie haben keine Lust, andere
zu respektieren. Sie wollen sich durchsetzen. Sie wollen keine Gleichheit. Sie wollen kämpfen und gewinnen. Friedliche Menschen
lösen Juckreiz und Pickel bei Ihnen aus.
Und obwohl Ihnen alle Therapeuten und Ratgeberbücher das Gegenteil beizubringen versuchen – Sie hegen ein tiefes Misstrauen
gegen Zärtlichkeiten. Dieses Weiche liegt Ihnen nicht, dieses Gefühlige, Anlehnende, Schwache. Dass Sie sich mal nachgiebig
zeigen – ja, das kommt vor. Aber Geschmuse lassen Sie sich nicht gefallen. So etwas nehmen Sie allenfalls vorübergehend in
Kauf.
Sie sind ein Typ für One-Night-Stands und weiter nichts. Rücksicht, Teilen, gleiche Rechte – solche verbrauchten |15| Ideale interessieren Sie nicht. Es kann nur eine Nummer eins geben, und das sind Sie. Eine Nummer zwei oder drei gibt es nicht.
Der Rest ist Kriegsbeute.
Wer also Kummer erleben will, ist bei Ihnen bestens aufgehoben. Wer verletzt werden möchte, Opfer sein will, wer Liebe ohnehin
für unmöglich gehalten hat: der ist bei Ihnen an der richtigen Adresse.
Und Sie machen einfach weiter so und hinterlassen Ihre Spur aus Blut und Tränen, ja? Und wenn Sie nicht mehr können, schreiben
Sie Ihre Memoiren und schicken uns die schärfsten Stellen, okay?
So schaffen Sie den beruflichen Abstieg
Sie könnten an vielen Orten glücklich werden. Und werden es nirgends. Jobmäßig sind Sie in jeder Branche richtig. Und landen
doch immer falsch. Überall will ein Trottel Ihnen Vorschriften machen. Wenn kein Chef da ist, gibt es einen Gesetzgeber. Immer
will Ihnen jemand sagen, was Sie machen sollen.
Das ist nicht Ihr Ding. Sie schaffen sich Ihre Gesetze selbst. Sie sind – ob Frau oder Mann – noch ganz der rar gewordene
Lucky-Luke-Typ, der es im Alleingang gegen alle Schwächlinge aufnimmt, Nuggets aus dem Fluss schürft, Rivalen im Duell erlegt,
eine Liebschaft in der Saloontür abwickelt und dann in den Sonnenuntergang reitet.
Das ist heute nur noch schwer hinzukriegen. Aber Sie schaffen es. Und Sie können sich gar nicht vorstellen, wie froh alle
sind, wenn Sie in den Sonnenuntergang reiten.
|16| Sie verfügen weder über
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