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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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neben ihr stand.
    »Die Damen …« Hiresh verbeugte sich.
    Tarinis Begleiterinnen sahen ihn lächelnd an. Beide waren fast genauso mager wie er, was bedeutete, dass sie wahrscheinlich erst vor Kurzem von der Akademie aufgenommen worden waren. Sie freuten sich zweifellos über die Extrarationen, die es hier gab. Selbst Hiresh hatte schon ein wenig zugenommen, obwohl sein Körper hartnäckig die schwächliche Statur beibehielt. Das würde sich ändern, wenn er in die Elite aufgenommen wurde. Er konnte es gar nicht abwarten. Er zwängte sich zwischen sie.
    »Meinen Glückwunsch zur Beförderung«, sagte das größere der beiden Mädchen und bedachte ihn erneut mit einem Lächeln. Tarini zog eine finstere Miene.
    »Stimmt es, was man sagt?«, fuhr die Große fort. »Dass es eigentlich eine doppelte Beförderung ist? Dass man dich gleichzeitig mit den anderen Absolventen höherstufen wird?«
    »Pah!«, sagte Tarini, und plötzlich war ihre Stimme eine perfekte Nachahmung des Mädchens, das zuvor gesprochen hatte. » Ist es wahr, mächtiger Herr Hiresh, dass viel höhere Wetten auf deinen Tod abgeschlossen wurden als auf den von Stolperzunge? «
    »Was fällt dir ein!«, protestierte das Mädchen.
    Hiresh lachte nur.
    »Ach, Tarini, Tarini … es wundert mich nicht, dass du keine Freunde hast.« Er sah, dass sie wie üblich kurz davor stand, aufzuspringen und davonzustürmen. Doch die Menge hatte ihn gegen ihre Schulter gedrückt, und er musste sich nur ein wenig vorbeugen, um sie zwischen der Wand und ihren Begleiterinnen einzuquetschen.
    Hiresh lächelte den Mädchen zu und sprach in normalem Tonfall weiter, während Tarini versuchte, sich zu befreien. »Also wettet lieber nicht gegen mich, meine Damen. Ich versichere euch …« Er verstummte grunzend. Tarini hatte einen Arm freibekommen und ihm so heftig auf den Schenkel geschlagen, dass sein ganzes Bein taub wurde. »Es ist nämlich so«, stieß er hervor. »Schon bald werde ich zur Elite gehören, und dann habe ich das Recht, mir einen eigenen Diener auszusuchen – autsch!«
    »Und wen wirst du dir aussuchen?«, fragte das Mädchen und sah ihn mit flatternden Wimpern an. Für ein Krisenbaby hatte sie sich prächtig entwickelt.
    »Es müsste … jemand sein, der … sehr … sehr hart zuschlagen kann … härter als nötig …«
    Dann sprach Tarini in seinem Kopf. Sie benutzte das Dach, um ihm ihre Gedanken zu übermitteln. Du bist mir nicht egal. Nur das ist der Grund.
    Er antwortete auf dieselbe Weise und bemühte sich, weiter für die Mädchen zu lächeln. Ich weiß. Aber hör auf, meine Anrufe zu blockieren, ja?
    Warum willst du es mir nicht sagen, Hiresh? Warum du das tust … Es ist … als wäre dir kein Preis zu hoch.
    Richtig.
    Du würdest alles opfern? Jeden?
    Er hörte auf zu lächeln, weil es allmählich schmerzhaft wurde. »Wir sollten uns einloggen«, sagte er laut und blickte sich um. Überall im Raum erstarben die Gespräche. Junge Männer und Frauen, eine Mischung aus Göttern und Krisenbabys, schlossen die Augen und lehnten sich aneinander. »Euer geliebter Stolperzunge braucht jetzt eure ganze Unterstützung.«
    Dann schloss auch er die Augen, die Knie gegen die von Tarini gepresst, den Rücken gegen irgendeinen Auszubildenden gelehnt, den er kaum kannte.
    Tief unter ihm erschien die Oberfläche, wie ein Teppich aus Hügeln und Flussebenen. Von hier aus wirkte alles so unschuldig, fast idyllisch. Und dann stürzte er dem Boden entgegen, wie ein Stein, der vom Himmel fiel, und die Luft rauschte an ihm vorbei. Er spürte, wie die anderen um ihn herum aufkeuchten. Außer Tarini. Sie lachte wie eine Verrückte.
    Langsam konzentrierte sich Hireshs Blick auf eine felsige Ebene, die immer größer wurde, bis er mittendrin eine einsame menschliche Gestalt erkennen konnte, die um ihr Leben rannte. Die Sache schien ernst zu werden.
    »Der Wilde wirkt müde«, sagte Hiresh. Er wusste, dass er Tarini mit seinen Kommentaren auf die Nerven ging, aber er konnte einfach nicht anders. Sie sagte nichts dazu. Sie widmete sich offenbar ganz den Leiden ihres Kannibalen.
    Hiresh erkannte Schweiß auf der blassen Haut des Mannes. Wenn er darauf achtete, konnte er auch seinen Atem hören, schnell, keuchend und regelmäßig. Der Jäger rutschte auf einer Fläche aus Moos in grellen Farben aus, konnte sich aber wieder fangen, und Hiresh sah kurz noch blassere Narben, die jeden Teil seines Körpers bedeckten. Wir haben sehr viel gemeinsam , dachte er. Trotz seiner

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